Home Film “The Boogeyman” – Stephen Kings Kurzgeschichte reicht nicht für einen Langfilm aus

“The Boogeyman” – Stephen Kings Kurzgeschichte reicht nicht für einen Langfilm aus

Autor: Tobi

"The Boogeyman" Filmplakat (© 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

The Boogeyman

Darsteller: Sophie Thatcher, Vivien Lyra Blair, Chris Messina, David Dastmalchian
Regie: Rob Savage
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.20thcenturystudios.com/movies/the-boogeyman
Facebook: facebook.com/20thCenturyStudiosDE


Nachdem die Neuinszenierung des Stephen-King-Bestsellerromans “Es” 2017 Begeisterung und so großen Ansturm auf Kinokarten erzeugen konnte, dass mehr als 700 Millionen US-Dollar eingespielt wurden und der Streifen somit zum erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten avancierte, folgte nicht nur mit “Es Kapitel 2” eine sehr gut gelungene Fortsetzung. Die großen Studios interessierten sich plötzlich wieder umso mehr für den Altmeister der Gruselgeschichten, “Friedhof der Kuscheltiere” wurde ebenfalls neu – weniger umwerfend, aber doch erfolgreich – adaptiert, und die Verfilmung der “Shining”-Fortsetzung “Doctor Sleeps Erwachen” wusste ebenfalls zu gefallen, auch wenn der finanzielle Ertrag hier etwas moderater ausfiel.

Nun kommt “The Boogeyman” ins Kino, und das Drehbuch des Films von Regisseur Rob Savage verfassten Scott Beck und Bryan Woods basierend auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King. Diese fand sich zuerst 1973 im Magazin “Cavalier”, später dann im 1978 veröffentlichten Sammelband “Night Shift” (“Nachtschicht”), als eine von 20 kleinen Stories. “Das Schreckgespenst” wurde sie auf Deutsch betitelt, und um ein solches geht es nun auch – sozusagen vom Patienten zum Psychiater mitgebracht und diesem übertragen. Nachdem Lester Billings (David Dastmalchian) seine drei Kinder nach und nach allesamt verlor, sucht er in seiner Verzweiflung Therapeut Will Harper (Chris Messina) in seiner zu Hause betriebenen Praxis auf, der dem verstört, traumatisiert und ohne Termin daher kommenden Mann weitere Sitzungen empfiehlt, zu denen es aber nicht mehr kommt, da Billings sich noch vor Ort das Leben nimmt.

Auch wenn solche Dinge im Job von Will immer möglich sind, beschäftigt es den nach dem kürzlichen Tod seiner Frau selbst äußerst angeschlagenen Familienvater natürlich – umso mehr, da Billings ihm ein Bild zeigte vom Boogeyman, dem “Ding, das irgendwann Ihre Kinder holt, wenn Sie mal nicht aufpassen”, und seine jüngste Tochter Sawyer (Vivien Lyra Blair) plötzlich Ängste entwickelt, in ihrem Schrank gäbe es ein Monster. Davon will die große, im besten Rebellionsalter steckende Schwester Sadie (Sophie Thatcher) zunächst nichts wissen, und doch passieren bald merkwürdige Dinge im Haus der Harpers.

"The Boogeyman" Szenenbild (© 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

(© 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.)

Man merkt “The Boogeyman” durchaus an, dass er auf einer Kurzgeschichte basiert. Den für “A Quiet Place” hoch gelobten Drehbuchautoren Scott Beck und Bryan Woods ist es nicht gelungen, die von Jeff Schiro 1982 und Gerard Lough 2010 jeweils als Kurzfilm umgesetzte Story inhaltlich so aufzupumpen, dass die Handlung an sich für einen langen Streifen tragend genug wäre. Umso mehr setzen die Macher, die vom Treffen Billings-Harper als zentralem Thema der Kurzgeschichte lieber ins das Danach und die Auswirkungen auf die Therapeutenfamilie driften, auf düstere Atmosphäre und Effekthascherei – die aber anscheinend ja so gut bei den Testvorführungen ankam, dass aus dem ursprünglich geplanten Streamingstart auf Hulu und Disney+ doch noch eine Kinoauswertung wurde.

Drei Dinge kann man “The Boogeyman” nicht absprechen. Zum einen ist die erzeugte Grundstimmung durchaus passend und unheimlich, was aber auch viel damit zu tun hat, dass Dunkelheit, flackernde Lichter und Unbehagen befeuernde musikalische Untermalung ihre Wirkung selten verfehlen, hier noch mit so geschickt eingesetzten Dingen wie der zum Schlaf benötigten, Fußball-großen Leuchtkugel der kleinen Sawyer umgesetzt. Des Weiteren gelingt es in der ersten Hälfte gut, die aufkommende Angst vor etwas unsagbar Bösem mit der noch nicht kompensierten Trauer über den Verlust der Mutter gleichzusetzen – umso mehr, wenn man dann sogar ihre Stimme zu hören scheint. Schließlich überzeugt auch die Besetzung. Die schon in der Serie “Yellowjackets” gut aufspielende Sophie Thatcher bildet mit der jungen Vivien Lyra Blair ein glaubwürdiges, vom Tod der Mutter umgehauenes Schwesterngespann, Chris Messina bildet den aus ihrer Sicht viel zu ruhigen väterlichen Gegenpol, und David Dastmalchian ist zwar nur kurz zu sehen, besticht aber zwischen Verzweiflung und Besessenheit.

Dies reicht allerdings gepaart mit einer soliden optischen Umsetzung des Helligkeit meidenden Boogeyman selbst nicht aus, um die inhaltlichen Defizite aufzuwiegen, und auch diverse Jumpscares und insgesamt ordentliche Inszenierung schützen nicht vor aufkommenden Längen, auch weil die limitierte Handlung selbst im Grunde wenig Neues zu bieten hat.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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