Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem
Animation
Regie: Jeff Rowe
Dauer: 94 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.TMNT-MutantMayhem.de
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino
Nachdem die von Kevin Eastman und Peter Laird erschaffene Comicserie Teenage Mutant Ninja Turtles (in Europa auch als Teenage Mutant Hero Turtles vermarktet) ab Mitte der 80er-Jahre sehr erfolgreich war, wurde sie zu einem massiven Franchise und zog nicht nur diverse (Video-)Spiel-Adaptionen nach sich, zwei Zeichentrickserien, eine CGI-animierte und eine Real-Serie, sondern auch bereits in den Jahren zwischen 1990 und 2016 sieben Kinofilme, mal Realverfilmungen, mal computeranimiert, mal als Mixtur.
Auch wenn 2019 mit “Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles” noch ein Streifen im Heimkino-Segment als Stream und auf DVD sowie Blu-ray veröffentlicht wurde, wurde es in den letzten Jahren eher ruhig um die vier mutierten und daher menschenähnlich agierenden Schildkröten-Teenager Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo, die in der Kanalisation New Yorks leben und von ihrem Ratten-Ersatzvater Splinter in Kampfkunst ausgebildet wurden – vor allem zur Sicherheit im möglichen Konflikt mit den Menschen, denn diese sind laut ihm böse.
Auf Nickelodeon war 2019 zwar noch die erste Staffel der US-Zeichentrickserie “Der Aufstieg der Teenage Mutant Ninja Turtles” zu sehen, die zweite schaffte es allerdings erst gar nicht mehr ins deutsche Fernsehen, während der gleichnamige dazugehörige Film aus dem Jahr 2022 zumindest auf Netflix zu sehen ist. Wenn nun also mit “Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem” ein neuer Film in unseren Kinos startet, fragt man sich durchaus, für welche Zielgruppe dieser erschaffen wurde, denn die einst jungen Fans der Turtles sind inzwischen erwachsen und junges Publikum ist mit dem Thema kaum in Berührung gekommen.
Umso erfreulicher ist es, dass “Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem” gut funktioniert – und zwar für Erwachsene ebenso wie Jugendliche, wobei vor allem männlicher Nachwuchs, der üblicherweise Kämpfe halt traditionell interessanter findet als die Mädels, seine Freude haben dürfte – und eine Portion an üblichen Problemchen Heranwachsender wurde gut mit eingeflochten. Wichtig war, dass die Art und Weise der Animation zeitgemäß anmutet, und das tut sie und wirkt so modern und frisch, dass man schnell alle Fragezeichen über die Sinnhaftigkeit eines neuen Turtles-Streifens vergisst und Spaß hat.
Ein kurzer Rückblick, wie die Turtle-Babys einst mit radioaktivem Material in Berührung kamen und zu den liebevollen Mutanten wurden, die sie als Teenager nun sind, holt die Zuschauer gut ab. Wie es ist, steigt mit wachsendem Alter natürlich aber die Lust auf Verbotenes, und so kommt ihr väterlicher Lehrmeister Splinter mit seiner eindringlichen Warnung vor den Menschen, die sie schlecht behandeln und melken würden, irgendwann nicht mehr durch. Heimlich verlassen Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo die Kanalisation und erkunden die Dächer New Yorks, helfen hier und dort auch Menschen in Gefahr oder schauen sich versteckt “Ferris macht blau” im Freilichtkino mit an und bewundern das darin dargestellt College-Leben mit großen feierlichen Paraden – stets ohne aufzufliegen.
Kein Wunder, dass die Vier Lust bekommen, bei den Menschen als normale Teenager akzeptiert zu werden und aufs College gehen zu können. Da Splinter aufmerksam ist, entgeht ihm nicht alles, und so warnt er weiter oder spricht Kanalisations-Arrest aus – ohne bleibenden Erfolg. Als die Turtles dem in Not befindlichen Menschen-Mädchen April O’Neil helfen, wird diese zu ihrer Freundin, und bald befinden sich die Fünf im Kampf gegen ein berüchtigtes Verbrechersyndikat, bei dem sich heraus stellt, dass noch weitere Mutanten existieren und im Sinne des Bösen eingesetzt werden. Dies könnte doch die große, erhoffte Chance für die Turtles sein, mit ihren Fähigkeiten zu Helden in den Menschenwelt zu werden, die bewundert werden, deren Gesichter am Times Square gefeiert werden und die überall beliebt sind.
Produziert von Seth Rogen, Evan Goldberg und James Weaver entpuppt sich “Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem” als gut gelungenes Regiedebüt von Jeff Rowe, der bereits einige Drehbücher moderner Animationsfilme wie “Disenchantment” und “Die Mitchells gegen die Maschinen” ablieferte. In der deutschen Version kommt man zwar nicht in den Genuss, Jackie Chan als Stimme von Splinter zu hören, Ice Cube als Mutanten-Fliege Superfly oder Seth Rogen selbst, der wie Rowe auch am Drehbuch mitschrieb, als Warzenschwein Bebop (wir bekommen statt dessen neben Nilam Farooq und Malick Bauer YouTuber Knossi), aber das schmälert den Spaß nicht. Ein optisch sehr ansprechend und modern animierter Streifen, der neben flotter Action mit gutem Humor aufwartet und insgesamt kurzweilig und unterhaltsamer als erwartet wirkt, wobei er auch eine gehörige Portion Coming-of-Age mit einfließen lässt und teilweise ans Herz zu gehen weiß.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten