Thirty Seconds To Mars
“It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day”
(CD, Concord Records, 2023)
Wenn man von Thirty Seconds To Mars spricht, dann denken die meisten an den auch als Schauspieler (wo er 2014 mit einem Oscar® als “Bester Nebendarsteller” ausgezeichnet wurde) erfolgreichen und hin und wieder mal als Model aktiven Jared Leto. Dies ist kein Wunder, denn obwohl dieser von Anfang an betonte, dass die Band auf Grund ihrer musikalischen Qualität Erfolg haben solle und nicht auf Grund seiner vorhergehenden Bekanntheit, inszenierte sich der Frauenschwarm doch immer wieder gerne im Mittelpunkt der Formation. Diese ist kein Soloprojekt, sondern eine Combo, in der neben dem singenden und hin und wieder auch an Gitarre, Bass oder Keyboard aktiven Jared seit den Anfängen 1998 auch sein Bruder Shannon Leto als Schlagzeuger den Takt angibt. Hinzu kamen wechselnde, immer einzelne dritte Mitglieder, zuletzt bis 2018 Multi-Instrumentalist Tomislav Miličević, bevor seitdem nun wieder die Brüder das Line-Up bilden und live dann von Mitmusikern aufgefüllt werden.
Auch wenn auf Pressefotos immer schon die Band als solche abgelichtet war, wurden Live-Shows doch auch gerne mal zu Selbstinszenierung von Jared Leto, denn mit einer veritablen Portion an Selbstherrlichkeit drehte sich fast alles um den Frontmann. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich dies mit dem neuen Album “It’s The End Of The World But It’s A Beautiful Day” mehr zum Formationsgefüge hin ändern soll. In jedem Fall aber bleiben die beiden auf dem nicht von allen Fans wohlwollend beobachteten Pfad hin zu deutlich poppigeren Songs, den sie einst mit ihrem vierten Longplayer “Love Lust Faith + Dreams” 2013 einschlugen und dann mit “America” 2018 weiter beschritten.
Elf Tracks bieten Jared und Shannon Leto auf ihrem sechsten Album, und wenn diese gerade einmal 34 Minuten zusammen ergeben, dann weiß man, dass längere, komplexere Nummern, wie man sie durchaus schon von Thirty Seconds To Mars verabreicht bekam, nicht enthalten sein können. Kein Song überschreitet die einst die Radiotauglichkeit bestimmende Marke von dreieinhalb Minuten, viele der Stücke liegen sogar unter drei Minuten. Nun ist die Dauer aber nicht der entscheidende Punkt, sondern das, was wir geboten bekommen, und das hat mit dem packenden Alternative Rock, den man vor allem auf den ersten Alben “30 Seconds To Mars” (2002) und “A Beautiful Lie” (2005) noch so überzeugend verabreicht bekam, nichts mehr zu tun.
Im Mai 2023 schon präsentieren die Brüder sich auf der ersten Vorabsingle “Stuck” mit Disco-Beats zu einer catchy daher kommenden Pop-Komposition, die dank eingängiger Melodie und Mitsing-Ramm-Damm-Damm aber durchaus ins Ohr ging. Das dazugehörige Video bewegte sich kunstvoll und minimalistisch zwischen Design und Haute Couture, mit Tanzelementen.
Mit “Life Is Beautiful” als zweiter Nummer und auch zweiter Auskopplung gibt es einen getragenen Midtempo-Song, der hier dann tatsächlich doch noch einmal progressiver daher kommt und der zumindest eine Einstufung als Alternative Pop verdient. Die Nummer bleibt hiermit allerdings doch ziemlich alleine im Reigen diverser Pop-Nummern.
Diese sind mit einigen Ideen durchaus interessant ausproduziert worden und kommen auch mit netten Melodien daher, büßen aber jegliche Besonderheit ein und könnten auch mit ihren sich häufig um die Liebe drehenden Inhalten oftmals auch von einem Pop-Sternchen kommen, was sehr schade ist wenn man bedenkt, wo die Band herkommt. Jared kann gut singen, was man immer wieder hört, aber zu oft wird seine Stimme auf der neuen Scheibe mit Effekten belegt, was ihr den Glanz nimmt. Und Shannon mag ein guter Drummer sein, hier klingt allerdings fast jede Nummer nur nach Drumcomputer und lediglich beim abschließenden, auch noch druckvoller arrangierten “Avalanche” kann man sich mal vorstellen, dass er wirklich in die Felle gehauen hat, oder am Ende von “Get Up Kid”.
Ansonsten aber geht es doch sehr seicht zu, und obwohl sich die Songs nett anhören lassen, plätschern sie nicht selten doch zu sehr vor sich hin, wie bei “Love These Days”, “7.1” oder “Midnight Prayer”. Weit ansprechender ist da schon die Trennungsballade “Never Not Love You”, und auch das ebenfalls ruhige “Lost These Days”, welches hinten heraus noch etwas schwungvollen Groove aufnimmt, weiß zu gefallen.
Insgesamt aber fehlen einem die Ecken und Kanten, und es mutet halt immernoch sehr merkwürdig an, wenn das eine Woche vorher veröffentlichte Album von Olivia Rodrigo um Längen rockiger und progressiver daher kommt als eine neue Scheibe von Thirty Seconds To Mars, die mit solchen Tracks nicht mehr mitzureißen wissen.
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Bewertung: 5 von 10 Punkten
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