LP
“Love Lines”
(CD, BMG, 2023)
In unserer Rezension zum tollen 2018er-Album “Heart To Mouth” eröffneten wir bereits mit “Ob die von Laura Pergolizzi als Künstlername gewählte Abkürzung LP gerade im Musikbusiness, wo sie ja zumindest früher mal für Longplayer oder Langspielplatte stand, als optimal erachtet werden kann, ist zu bezweifeln. Nicht aber zweifeln muss man an der Klasse ihrer Musik.” – und so ist es auch fünf Jahre später, wenn mit “Love Lines” das siebte Album vorliegt, als Nachfolger von “Churches” (2021).
Die Songs von LP, gender-neutral mit keinem der binären Geschlechter als they/them definiert, lassen sich weiterhin gut anhören, auch wenn große Erfolge bislang ausgeblieben sind und “Lost On You” als Single 2015 noch am meisten Furore erzeugte und dem gleichnamigen Album 2016 auch zu sieben Wochen und Platz 50 in den deutschen Charts verhalf, wobei es bei unseren Nachbarn in der Schweiz mit 34 Wochen und Platz 7 noch viel weiter nach oben ging.
Das neue Album heißt nicht nur “Love Lines”, LP gewährt hiermit auch persönliche Einblicke in die bisherige Lebensgeschichte und Erfahrungen in Beziehungen, ob in Liebesbelangen, familiär oder auch die Beziehung zu sich selbst. LP erklärt: “Das hier ist die Essenz von mir – von dem, was ich mit meinem bisherigen Leben angefangen und was ich kultiviert habe, die Essenz dessen, was ich verstehen und begreifen wollte. Auch als Mensch habe ich das Gefühl, immer kondensierter und konzentrierter zu werden. Ich bin einfach mal jedes verdammte Jahr noch etwas mehr ich selbst. Ich bin ein bisschen wie dieser Kaffee, dem man ganz viel Wasser hinzufügen muss, weil er einfach mal 15 Mal so stark ist.”
Die Songwriting-Sessions zur Scheibe hielt LP auf den Kaimaninseln (Grand Cayman) und in Palm Springs ab, unterstützt von Ashton Irwin (5 Seconds Of Summer), Andrew Berkeley Martin (Palaye Royale) sowie vom GRAMMY-nominierten Produzenten und Songwriter Matthew Pauling.
Die US-amerikanische Sänger:in bot bereits vier Vorboten zum Album. In “Golden”, das auch als Opener fungiert und im Mai erschien, geht es darum, eine Beziehung nicht zu früh aufzugeben und sich gebrochen zu fühlen, wenn man doch noch goldene Zeiten zusammen verleben kann – mit leichten Latino-Klängen unterlegt als eingängige Pop-Nummer serviert.
Mitte Juni ging es mit “One Like You” weiter, welches voller im Klang durchaus auch groovy daher kam und davon erzählt, dass man einer Person immer wieder verfällt, auch wenn man dachte, man sei schon über sie hinweg.
Die dritte Single “Love Song” kam Anfang August weit schmissiger daher und eröffnete die Chance, mit einem Liebeslied direkt wieder an gute alte Zeiten anzuknüpfen. Getragener im großen, durch Orchester bereichertem, aber auch von Folk geprägtem Klanggewand folgte einen Monat später noch “Long Goodbye” und untermauerte, dass man stilistische Vielfalt zu erwarten hat.
Dies wird nun durch das zwölf Stücke auf 42 Minuten umfassende Album bestätigt. “Wild” und “Burn It Down” sorgen als treibende Popnummern für Stimmung, “Dayglow” groovt – erneut mit klassischen Instrumenten aufgepumpt – gut ab, der Titelsong “Love Lines” und “Big Time” fließen schön ins Ohr, “Hola” bietet dem Titel entsprechend Latino-Hüftschwung, “Blow” bläst mit Piano und Streichern den kalten Wind weg, und das abschließende “Hold The Light” ist eine feine, ruhig basierte Gitarren-Folk-Pop-Nummer. Ein weiteres gutes Album von LP, das zwar keinen großen Hit aufbietet, sich aber ohne Ausreißer nach unten bestens durchhören lässt, und durch LPs besondere, gute Stimme klingt das Ganze dann auch unverwechselbar.
Hier ist LP live bei uns zu sehen:
29.02.2024 Berlin – Columbiahalle
08.03.2024 München – Theaterfabrik
www.iamlp.com
facebook.com/iamLP
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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