Martin Herzberg & Felix Räuber
“The Art Of Dreaming”
(CD, Neue Meister, 2023)
Wenn sich Martin Herzberg und Felix Räuber entscheiden, zusammen ein Album aufzunehmen, dann ist dies eine interessante Kollaboration, und so durfte man gespannt sein, was die beiden befreundeten Musiker abliefern würden. Martin Herzberg ist Komponist, Pianist und Geschichtenerzähler, füllt mit seiner musikalischen Vision die großen Philharmonien Deutschlands, erreicht mit seinen YouTube-Videos auch schon mal Abrufzahlen in Millionenhöhe und veröffentlicht auch unter dem Pseudonym Ceils.
Felix Räuber trat zuerst als Sänger der Band Polarkreis 18 in Erscheinung, die 2008 mit dem Hit “Allein, Allein” auf Platz 1 der deutschen Charts stürmte und sich mit der Nummer satte 49 Wochen in der Rangliste hielt. Seitdem hat der Komponist, Sänger und Produzent so einiges erschaffen, zumeist im selbst so betitelten “Cinematic Pop” – und 2013 erlebten wir ihn auch mal als ergänzende Stimme und Keyboarder beim Konzert von Maximilian Hecker (lies unseren Konzertbericht hier).
“The Art Of Dreaming” nennen die beiden ihr Album und bieten auf 43 Minuten elf Stücke, die sie nicht umsonst mit einem solchen Titel und einem Coverbild versehen haben, auf dem beide mit geschlossenen Augen nebeneinander liegen. Entschleunigung pur ist angesagt, und diese tut so gut in unserer heutigen, hektischen Welt – wenn sie gut gemacht ist, und das ist den Jungs bestens gelungen.
Den Opener “Stay Here” hatten Herzberg und Räuber als erste Single voraus geschickt, nachdem sie vorher schon die Songs “Woodlands” und “The Passage” zusammen veröffentlicht hatten, die für das Album allerdings wohl zu aufwühlende Momente enthielten, zumindest sind sie nicht vertreten. “Stay Here” gab dann die Richtung schon gut vor, eher minimalistisch mit verhaltenen Klavierakkorden, Streicherklängen der Berliner Cellistin Anne Müller und Reverb-Sounds angerichtet, dazu Felix’ glasklarem Gesang, der sich ins ruhige, entspannende Gesamtbild einfügt, auch mal in die Kopfstimme gleitend. “Where the kids were playing, mothers treat them carefully” – hier bleibt man gerne.
Das zweite Stück der Scheibe wurde ebenfalls voraus geschickt, und auch beim rein instrumentalen “Falling” ist Anne Müller wieder am Cello zu hören, das hier etwas mehr in den Vordergrund tritt und sich mit einem hypnotischen Klavier-Arpeggio und teilweise aufbrausenden Synthesizerklängen den Klangraum teilt.
Herzberg und Räuber sehen das Album als Traumreise, und hier kann man gar nicht widersprechen, nehmen einen traumhaft schöne Lieder doch mit auf eine gedankliche Reise, wenn man sich voll auf den Longplayer einlässt, der sich aber auch hervorragend als unstressige Hintergrundmusik zu Arbeiten, als Soundtrack auf Reisen oder als Untermalung eines herbstlichen, wenn nicht winterlichen Kerzenschein-Abends eignet. Fallen lassen – passt!
Wer im weiteren Verlauf von “The Art Of Dreaming” einen lauteren Störer befürchtet, den kann man beruhigen, so wie es die gesamte Scheibe so gut tut – hier brechen die Künstler nicht aus ihrem angestrebten Kosmos aus, hier bleibt es fließend, schön und entspannend, und das ist wunderbar. Der Großteil der Nummern präsentiert sich hierbei instrumental, wie die sphärischen Ambient-Perlen “Timeless” und “Liminal Space”, der fast schon beschwingt relaxte “Night Waltz”, oder gegen Ende “Lullaby” und “In Sleep”.
Auch die weitere Vorabauskopplung “Into The Deep” verzichtet auf Gesang und nimmt uns mit in die Tiefe des Traumzyklus. Wir schwimmen mit Herzberg und Räuber durch einen Ozean, bei dem wellenartig Energien entstehen können, der aber auch mal ganz in Ruhe liegt – wie das Leben, nur schöner.
Einige weitere vokale Stücke gibt es aber schon noch, mit dem sanft getragenen, durch leicht blubbernde Elektroklänge bereicherten “Silence” und mit dem tollen vierten Vorboten “Door In My Soul”. “There’s a door in my soul, and I hold the key. Do you wanna come with me?”, laden Herzberg und Räuber uns ein und singen dann hier auch beide, Herzberg mit tieferer Stimme, Räuber in höheren Lagen, was sich bestens ergänzt, wobei die Nummer immer mehr an Intensität gewinnt und energetisch wird, ohne aus dem ruhigen Korsett auszubrechen.
Keinen Störer, aber ein Erwachen und hierfür etwas lauter werdende Klänge bietet dann noch das abschließende “Awakening”, das uns leider aus dem Traum zurück in eine oft wenig erbauliche Realität holt, der wir uns aber ja stellen müssen im wahren Leben. Schön aber, dass wir für ein Album lang entfliehen konnten – und eine Wiederholung dieses Genusses ist ja jederzeit machbar. Wahrlich großartig, was Martin Herzberg und Felix Räuber auf “The Art Of Dreaming” bieten – Entspannung pur, für die Ohren und die Seele.
Hier sind Martin Herzberg und Felix Räuber mit ihrer “The Art Of Dreaming-Tour 2024” live zu sehen (weitere Konzertdaten in Vorbereitung):
01.03.24 Osnabrück, Rosenhof
02.03.24 Bochum, Planetarium
03.03.24 Magdeburg, Altes Theater
14.03.24 Leipzig, Peterskirche
15.03.24 Hamburg, Fabrik
16.03.24 Berlin, Hole 44
22.03.24 Dresden, Lukaskirche
23.03.24 Ludwigsburg, Scala Theater
24.03.24 Erfurt, DasDie
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felixraeuber.com
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Bewertung: 10 von 10 Punkten
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