The Marvels
Darsteller: Brie Larson, Teyonah Parris, Iman Vellani, Samuel L. Jackson
Regie: Nia DaCosta
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.disney.de/filme/the-marvels
Facebook: facebook.com/MarvelDeutschland
Kinostart: 8. November 2023
Mit Vorfreude auf einen Kinofilm ist es so eine Sache, denn diese kann schnell zu Enttäuschung führen, wenn der Streifen einen dann doch nicht wie erhofft zu unterhalten oder packen weiß. So ist es leider auch bei “The Marvels”, der nun die Fans des Marvel Cinematic Universe (MCU) offensichtlich allerdings spaltet in diejenigen, die ausreichend oder sogar viel Spaß am neuesten Film haben, und diejenigen, bei denen eher Langeweile aufkam – und hierzu gehöre ich.
In “The Marvels” treffen wir erneut auf Carol Danvers alias Captain Marvel (Brie Larson), der es nach Wiedergewinnung ihrer Identität von den nur Böses im Schilde führenden Kree und Rache an deren Oberster Intelligenz – was wir in “Captain Marvel” (2019) beobachten konnten – eigentlich recht gut geht, auch wenn sie mit Alien-Kater Goose in einem kleinen Raumschiff recht einsam durch die Galaxis düst. Nicht so prickelnd hingegen ist die Auseinandersetzung für den Planeten Hala als Heimat der Kree gelaufen, hat er doch nun kein Sonnenlicht mehr und verliert hierdurch Luft und Wasser, somit reichlich Lebensqualität.
Als Monica Rambeau (Teyonah Parris), die inzwischen erwachsene Tochter von Carols vor Längerem verstorbener bester Freundin Maria, in ihrer heutigen Rolle als Astronautin einen merkwürdig leuchtenden “Wurmloch”-Sprungpunkt im All berührt, aktiviert sie hierdurch einen mysteriösen, für allerlei Chaos sorgenden Ortstausch. Nicht nur sie und Carol, sondern auch das 16-jährige Superhelden-Fan-Girl Kamala Khan (Iman Vellani) aus dem erdischen Jersey City finden sich in Sekundenbruchteilen an den eben noch besuchten Orten der jeweils anderen wieder, wenn sie gleichzeitig ihre besonderen Kräfte nutzen.
Das verstehen sie zunächst allerdings noch gar nicht, als Captain Marvel plötzlich im mit Postern von ihr geschmückten Zimmer von Kamala steht und vor den Augen der verdutzten Eltern und des Bruders durch das Wohnzimmer rennt, während sich die Teenagerin in weiter Ferne wiederfindet. Dieses Hin und Her setzt sich fort, bis die Drei und auch der auf der Raumstation S.A.B.E.R. befindliche Nick Fury (Samuel L. Jackson) verstehen, was genau passiert. Nun wäre dies alles in einer entspannten Situation ja nicht so tragisch, leider aber ist die fiese neue Kree-Führerin Dar-Benn (Zawe Ashton) auf der Suche nach den beiden “Quantum Bands”-Armreif-Artefakten, die ihr zusammen dunkle Macht verleihen würden, und hat einen bereits gefunden. Den zweiten hat, ohne seine Bedeutung zu kennen, Kamala von ihrer Großmutter erhalten, weshalb sie nun auch mitten im Geschehen und somit im Kampf gegen die Kree ist, um das Universum zu retten.
“The Marvels” knüpft nicht nur an den Film “Captain Marvel” an, sondern auch an die Serien “WandaVision”, wo die erwachsene Monica Rambeau ihre Superkräfte erhielt, und “Ms. Marvel” über die 16-jährige, voll in ihrer Rolle als Fan der Superheldenwelt und vor allem Captain Marvels aufgehende Kamala Khan.
Vorwissen ist also durchaus hilfreich, um die Zusammenhänge im neuen Film von Regisseurin Nia DaCosta zu verstehen – es geht aber auch ohne. Hieran scheitert “The Marvels” nicht, sondern vielmehr daran, dass die meisten der eingebauten Gags nicht zünden wollen und die Handlung mal abgesehen von der durchaus viel Potential bietenden Ortstausch-Idee und einer witzigen Katzenschar-Szene gegen Ende wenig bietet, was so richtig zu gefallen weiß.
Das ist vor allem schade, da die handelnden Charaktere eigentlich ebenso interessant sind wie sie gut gespielt werden. Brie Larson tritt als Captain Marvel souverän auf und gewinnt im Zusammenspiel mit der erfrischend auftrumpfenden Iman Vellani als nun voller Begeisterung eingreifendes Fan-Girl Kamala Khan, die sich “Ms. Marvel” nennt, und der lange nicht getroffenen und daher betrübt beleidigten, von Teyonah Parris ebenfalls sehr ordentlich verkörperten Monica Rambeau sogar noch an Klasse. Auch Zawe Ashton überzeugt als böse Kree-Führerin Dar-Benn, und Samuel L. Jackson ist als Nick Fury ja eigentlich immer gut.
Trotzdem wirkt alles sehr erzwungen, womit gar nicht mal gemeint ist, dass für mehr Diversität Kamala aus einer US-amerikanisch-pakistanischen Familie stammt, so dass vor allem Mutter Muneeba (Zenobia Shroff) mit Akzent und stoischer Ruhe ihre Skepsis zum Ausruck bringt, während Vater und Bruder hauptsächlich konsterniert dreinschauen. Wenn sich aber Carol dann zwischendurch als Prinzessin entpuppt und es eine Gesangs- und bunte Massentanz-Einlage gibt, dann wirkt dies doch wie ein deplatzierter Versuch, auch Bollywood-affine ZuschauerInnen zu gewinnen.
Die eigentliche Handlung um die Suche der Bösen nach den beiden zusammen dunkle Macht ermöglichenden Artefakten, die wenig innovativ daher kommt, rückt in den Hintergrund und auch übliche Kämpfe und Schlachtszenen wirken vernachlässigt, was ja alles nicht schlimm wäre, wenn der Humor des Films funktionieren würde, was er aber viel zu oft nicht tut. Hinzu kommt, dass einige der Weltraumszenen optisch ungewohnt billig anmuten, was man bei den Marvel-Streifen nicht gewohnt ist. Viel besser sind da die Tauschmomente anzuschauen und auch die Effekte, wenn Goose und später weitere Kätzchen massive Tentakel aus ihrem Mund werfen und damit Geräte wie auch Personen absorbieren. Mehr Frauenpower tut dem Genre sicher gut, aber insgesamt ist “The Marvels” doch enttäuschend und gegen Ende eher darauf ausgerichtet, jüngeres Publikum für weitere Team-Erlebnisse und Serien zu akquirieren. Und wenn einem ein mit 105 Minuten ja angenehm “kurz” angelegter Streifen dann schon sehr lang vorkommt, dann untermauert dies, dass zumindest bei mir das mit der guten Unterhaltung nicht funktioniert hat.
Trailer:
Bewertung: 4 von 10 Punkten