Home MusikCD-Rezensionen Emeli Sandé bietet ein solides, aber nicht packendes fünftes Album

Emeli Sandé bietet ein solides, aber nicht packendes fünftes Album

Autor: Tobi

Emeli Sandé "How Were We To Know"

Emeli Sandé

“How Were We To Know”

(CD, Chrysalis Records, 2023)

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Mit den zwölf neuen Songs auf den 45 Minuten von “How Were We To Know” veröffentlicht Emeli Sandé ihr fünftes Album, nachdem sie bereits drei Singles vorausgeschickt hatte. Weder die zwar gut groovende und zusammen mit Daniel McKenzie recht fett im Sound ausproduzierte, aber doch etwas zu gewöhnlich wirkende Soul-Pop-Nummer “There For You”, der seine sanfte ruhige Stimmung durch peitschende Beats entschönende Titelsong noch das spärlicher instrumentiert mit Hintergrundchor aufwartende, im Midtempo angelegte und nun als Opener auserwählte “All This Love” schafften es allerdings in die Charts, was untermauert, dass Emeli mit dem neuen Longplayer wohl erneut nicht an ihr überragendes Debüt “Our Version Of Events” aus dem Jahr 2012 anknüpfen kann, das zu einem der meistverkauften Longplayer des Jahrzehnts wurde.

Emeli Sandé (© Giulia Savorelli)

(© Giulia Savorelli)

Der Song “How Were We To Know” ist ein gutes Beispiel dafür, woran es den neuen Songs mangelt, und dies ist das Gespür, wie man die nach wie vor großartige Stimme der schottischen Sängerin so einsetzt, dass sie all ihren Glanz entfalten kann und einen voll zu packen weiß. Mal mit 80er-Anleihen, mal mit zu weit in den Vordergrund tretenden Klangbildern der Instrumentierungen nimmt die Produktion ihr oft die Möglichkeit, unter die Haut zu gehen. Der Titeltrack hätte eine wundervolle Ballade sein können, mit Piano und Streichern, warum aber müssen hier die Schlagzeugrhythmen so reinknallen, wenn eine Stimme alleine so unheimlich viel Kraft besitzt und Nachdruck erzeugt?

Das ist schade, denn die in der Presseinfo angepriesene “Intimität des Albums” wird so untergraben. “My Boy Likes To Party” unterstreicht das Kritisierte mit prominenten Elektroklängen und einigen experimentelleren Momenten bis hin zu einer Prise Trap, die man in Summe vielleicht bei einer Künstlerin wie Robyn super gerne hören möchte, aber nicht zwingend bei Sandé.

Da ist eine gemütliche, mit leichten Reggae-Anleihen groovende Soul-Nummer wie “Lighthouse” doch viel angenehmer anzuhören und weiß dann auch direkt weit mehr zu gefallen, oder ein ruhiges Stück wie “Too Much”, bei dem Emelis Stimme auf sphärische Flächen gebettet wird. Das ebenfalls langsamer daher kommende, mit leichten Gospel-Anleihen versehene “End Of Time” gefällt auch und bringt Emelis Stimme zur Geltung, so wie das zu Piano die Kraft der Liebe und den Glauben an sie ausdrückende “Love”.

Das mit akustischer Gitarre startende “Nothing We Can’t Handle” lässt sich zwar gut anhören, aber auch hier hätte man alles auf Dauer etwas reduzierter lassen sollen, was noch eindringlicher gewirkt hätte, ebenso wie bei “True Colours” über den Ansatz, durch Authentizität mehr zu strahlen als durch Verstellen der eigenen Persönlichkeit.

Warum der einzige auf Anhieb richtig eingängige Song des Albums, das mit tanzbaren Beats unterlegte, aber auch mit Streichern aufwartende “Like I Loved You”, nicht als Single auserkoren wurde, bleibt etwas unklar, denn dieses Stück besitzt mit Abstand am meisten Chartpotential. Die als Bonustrack auf allen CD-Versionen des Albums enthaltene Piano-Ballade “Cos Of You” unterstreicht, dass Emelis Stimme ihre Wirkung am allerbesten entfaltet, wenn sie in den Vordergrund gestellt wird und nicht gegen zu fette Instrumentierungen antritt.

Alles in allem bietet Emeli Sandé mit “How Were We To Know” ein nicht mehr als solides Album, welches sich zwar immer noch gut anhören lässt, abgesehen von “Like I Loved You” sind Ohrwürmer oder unter die Haut gehende Stücke wie die gut treibenden “Heaven” und “Next To Me”, das im Midtempo dahin schleichende “My Kind Of Love” oder emotional tief berührende Balladen wie “Clown” und “Read All About It, Pt. III”, wie sie allesamt auf ihrem tollen Debüt-Longplayer zu finden waren, wie schon auf allen Scheiben danach auch diesmal nicht zu enthalten.

emelisande.com
facebook.com/emelisande

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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