Home Film “791 km” – die Diskussionen einer notgedrungenen Fahrgemeinschaft wirken zu konstruiert

“791 km” – die Diskussionen einer notgedrungenen Fahrgemeinschaft wirken zu konstruiert

Autor: Tobi

"791 km" Filmplakat (© Filmwelt)

791 km

Darsteller: Joachim Król, Iris Berben, Nilam Farooq, Lena Urzendowsky
Regie: Tobi Baumann
Dauer: 103 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.filmweltverleih.de/cinema/movie/791-km
Facebook: facebook.com/791km.derfilm
Kinostart: 14. Dezember 2023


Die Idee, dass Fremde sich auf Grund von Wetterkapriolen oder anderen Unwegbarkeiten ein Verkehrsmittel teilen müssen, um termingerecht an ihr Ziel zu gelangen, und dass dies nicht zwingend harmonisch oder unchaotisch ablaufen muss, wurde schon einige Male in Filmstoffen verarbeitet – am nachhaltigsten vermutlich im  Komödien-Klassiker “Ein Ticket für Zwei” aus dem Jahr 1987.

In der deutschen Produktion “791 km” ist es ein Sturm über München, der dafür sorgt, dass kurzerhand alle Zugverbindungen eingestellt werden. Schnell bildet sich eine Menschentraube am Schalter der Deutschen Bahn, die zwar keine rasche Besserung der Umstände aus dem Hut zaubern kann, immerhin aber Taxi-Gutscheine für diejenigen, die dringend reisen müssen. Hierzu gehören Tiana (Nilam Farooq) und ihr Freund Philipp (Ben Münchow), muss sie doch beruflich eine wichtige Präsentation in Hamburg am nächsten Tag halten. Da auch die Taxis knapp werden, überreden sie Fahrer Josef (Joachim Król), der sich eigentlich nur eine Stärkung vor der privaten Fahrt in den Norden holen wollte, sie in die Hansestadt zu befördern – schließlich liegt dies nicht zu weit entfernt von seiner geplanten Route und versprechen die Gutscheine einen durchaus lukrativen Verdienst.

Als das Gepäck gerade verladen wird, ergreift die forsche Marianne (Iris Berben) ihre Chance und gesellt sich dank ihres Gutscheins und selbem Ziel zu ihnen – und auch die zurückhaltende Susi (Lena Urzendowsky) stößt noch zur nun bunt zusammengewürfelten Truppe. Da Josefs Idee, möglichst wenig zu kommunizieren, schnell ignoriert wird, kommen bald diverse Diskussionen auf, prallen hier doch auch ganz unterschiedliche Charaktere aufeinander. Die karrierebewusste, etwas egoistisch wirkende und dauergestresste Startup-Unternehmerin Tiana lässt ihren für sie zu lieb wirkenden, entspannt daher kommenden Freund emotional auflaufen und will sogar Schluss machen, die nach wie vor hipp auftretende Alt-68erin Marianne vertritt ihre Meinungen zu Politik und Gesellschaft resolut, Josef wirkt als Klärer zwischen den ihn stark nervenden Fronten zunächst überfordert, und die naiv anmutende Susi bringt mit unerwarteten Fragen besondere Würze in die Gespräche.

"791 km" Szenenbild (© PANTALEON Films / ProU Producers United Film)

Marianne (Iris Berben, l.) und Tiana (Nilam Farooq, r.)
(© PANTALEON Films / ProU Producers United Film)

“791 km” sind es von München nach Hamburg, und diese werden nun in der ungewollten Zweckgemeinschaft lebhaft. Dass Regisseur Tobi Baumann, den man vor allem für gagreiche TV-Formate wie “Ladykracher” und “Pastewka” kennt und der zuletzt die Miniserie “Faking Hitler” inszenierte, simplen Slapstick größtenteils ausgespart hat, war sicher eine gute Entscheidung. Nachdem er mit “Zwei Weihnachtsmänner” schon einmal einen Streifen mit ähnlicher Handlung bot, der stark an besagten “Ein Ticket für Zwei” angelehnt war, führt er nun gleich fünf Menschen auf engem Raum zusammen.

Das Szenario selbst ist gerade heute sicher nicht zu weit hergeholt, die Charaktere und gebotenen Diskussionspunkte wirken allerdings doch sehr konstruiert, da hier auch versucht wird, eine deutlich zu weit gestreute Menge an Themen mit einzuwerfen, was dann für den Zuschauer ähnlich anstrengend wird wie für Josef. Gut, dass es ihn gibt, und gut, dass Joachim Król ihn verkörpert, der mal wieder stark spielt, ebenso wie die im Vergleich mit ihm, Iris Berben und Nilam Farooq noch weit weniger bekannte und jüngere Lena Urzendowsky, die als etwas weltfremd wirkende Susi, welche mit ihrer sanften Ruhe und dem richtigen Gespür für pointierte Fragen für die besten Momente sorgt, zu überzeugen weiß.

So besitzt “791 km” dann doch noch einiges an Unterhaltungswert und geht zusätzlich zu zwischen Ernsthaftigkeit und Humor angerichtenen Kontroversen auch noch etwas in die Tiefe, wenn einzelne Schicksale deutlicher werden. Den Haupteindruck, dass der Film thematisch überfrachtet zu konstruiert daher kommt, kann dies aber nicht schmälern.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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