Silent Night – Stumme Rache
Darsteller: Joel Kinnaman, Harold Torres, Catalina Sandino Moreno, Kid Cudi
Regie: John Woo
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ab 18 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/172214/silent-night-stumme-rache.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Kinostart: 14. Dezember 2023
Nicht umsonst haben Action-Fans beim Namen John Woo direkt leuchtende Augen, gilt der chinesische Regisseur und Produzent doch nicht nur als tragende Säule des qualitativ sehr beachtlichen Hongkong-Kinos, sondern erschuf ab 1993 nach Hollywood übergesiedelt auch dort erfolgreiche Streifen wie “Operation: Broken Arrow” (1996), “Im Körper des Feindes” (1997) oder “Mission: Impossible 2” (2000). Nachdem Woo ab 2008 wieder in Asien drehte, u.a. die jeweils zweiteiligen Kriegsepen “Red Cliff” und “The Crossing”, kehrte er, der 2010 bei den Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt wurde, nun wieder in die amerikanische Traumfabrik zurück und beschert uns “Silent Night – Stumme Rache”.
Sehr weihnachtlich geht es erwartungsgemäß nicht zu, und doch ist der Titel mit Bezug zum festlichen Liedklassiker gleich doppelt passend. An Weihnachten ist nämlich, als Brian Godlock (Joel Kinnaman) und seine Frau Saya (Catalina Sandino Moreno) mit ansehen müssen, wie ihr sich über das geschenkte neue Fahrrad freuender, kleiner Sohn auf dem Rasen vor dem Haus von einer Kugel getroffen wird und stirbt. Gepackt von Wut greift Brian zu einer Eisenstange und rennt hinter den sich beschießenden beiden Autos her, wobei er durch Abkürzungen die Gangster tatsächlich stellen kann und auch für Schaden bei ihnen sorgt, einer der üblen Schurken aber schießt ihm schließlich kaltblütig in den Hals.
Den Kampf gegen den Tod gewinnt Brian zwar, aber er verliert nicht nur die Fähigkeit, zu sprechen, sondern auch jede Lebenslust. Saya muss mit ansehen, wie er sich zwar nach und nach wieder aufrappelt, wieder zu laufen beginnt und somit gute Fortschritte macht, aber traumatisiert ist jede Freude gewichen und in ihm existiert nur noch das Ziel, sich zu rächen. Brian trainiert hart, körperlich wie auch mit der Waffe, und nach dem Besuch bei der Polizei hat er auch Anhaltspunkte zu den Verbrechern und weiß bald, wo er sie findet – wobei es alleine fast aussichtslos scheint, gegen die Trupps an Kriminellen anzukommen, weshalb er erst einmal einen Gang-Krieg anheizt.
John Woo bietet einen Rache-Action-Film, der blutig und brutal daher kommt – und das sicher nicht nur, weil Basil Iwanyk und Erica Lee mit ihm zum Produktionsteam gehörten, die ähnliche Inszenierung von Gewalt bereits in der “John Wick”-Filmreihe erfolgreich auf die Leinwand brachten. Nicht umsonst also ist der Streifen von der FSK erst ab 18 Jahren freigegeben worden.
Die Story selbst kommt allerdings wenig innovativ daher und präsentiert uns einen handelsüblichen Plot, der auch nicht dadurch an Faszination gewinnt, dass sehr wenig gesprochen wird – von Brian auf Grund seiner Verletzung eben gar nicht mehr, elektronische Hilfe lehnt er nämlich frustriert ab. Vielmehr sieht er verzweifelt aus, und das irgendwie zu oft, um einen emotional mitziehen zu können. Um den traurigen Blick zu befeuern baut Woo dann auch deutlich zu viele sentimentale Erinnerungen an ehemalige glückliche Momente mit dem Sohn – manchmal auf fast kitschige Art und Weise – ein, und es wirkt irgendwann auch etwas anstrengend, wenn der Rächer beim Abschlachten immer wieder hadert, wofür ihn ein realer Gangster vermutlich doppelt abgewatscht hätte.
Joel Kinnaman spielt Brian durchaus gut und kann ja auch nichts dafür, dass er mimisch hier etwas fehlgesteuert agieren muss. Neben ihm wissen auch Catalina Sandino Moreno als erst liebevoll unterstützende, dann aber mit Zuneigung und Hoffnung scheiternde Frau, die den Rachewahn irgendwann nicht mehr mitmacht, Scott Mescudi – besser bekannt als Rapper Kid Cudi – als ermittelnder Detective und Harold Torres als gejagter Protz-Gangster Playa zu gefallen. Bei ihm geht es mit interessanten Lichtspielen und Projektionen, fetter Musik und eifrigem Liebesgefummel dann auch stylisch zu, was erneut an die “John Wick”-Machart erinnert. Insgesamt aber bleibt John Woo mit seiner erneuten Rückkehr nach Hollywood hinter den Erwartungen zurück und serviert nur solide Kost.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten