The Palace
Darsteller: Oliver Masucci, John Cleese, Fanny Ardant, Milan Peschel
Regie: Roman Polański
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.weltkino.de/the-palace
Facebook: facebook.com/WeltkinoFilmverleih
Kinostart: 18. Januar 2024
Den Namen Roman Polański verband man einst mit hochklassigen, sehr gut unterhaltenden Filmen wie der Horror-Komödie “Tanz der Vampire” (1967), dem Schocker “Rosemaries Baby” (1968) oder dem Krimi “Chinatown” (1974). Nachdem der polnische Filmemacher und anfangs auch Schauspieler 1968 in die USA ging und in Hollywood diverse Erfolge feiern konnte, floh er nach der Anklage wegen Vergewaltigung einer 13-Jährigen 1977 zurück nach Europa und wurde in Paris sesshaft, nahm später auch die französische Staatsbürgerschaft an. Mit Streifen wie den stets namhaft besetzten “Piraten” (1987), “Frantic” (1988), “Bitter Moon” (1992) und “Der Tod und das Mädchen” (1994) folgten einige veritable Flops, bevor Polańskis in Polen gedrehtes Holocaustdrama “Der Pianist” (2002) nach langer Durststrecke zu begeistern wusste und ihm endlich auch mal wieder einen finanziellen Erfolg bescherte, und einige Auszeichnungen wie die Goldene Palme in Cannes als “Bester Film” sowie drei Oscar®-Trophäen, u.a. für seine “Beste Regie”. Dass es sich hiermit nur um ein singuläres Zwischenhoch in seinem späteren Filmschaffen handelte, stellte sich dann aber heraus, als lediglich noch “Der Ghostwriter” (2010) und “Der Gott des Gemetzels” (2011) mal überschaubaren Gewinn einspielen konnten, während “Oliver Twist” (2005), “Nach einer wahren Geschichte” (2017) und “Intrige” (2019) – immerhin sein bester Film seit langem – finanziell wieder Misserfolge wurden.
Inzwischen ist Roman Polański 90 Jahre alt und macht, nachdem ihm 2017 und 2019 weitere Vergewaltigungsvorwürfe zu Vorfällen aus den 70er-Jahren selbst in eigentlich vielbeachteten Zeiten von #MeToo nicht sonderlich schaden konnten und er lediglich 2018 aus der für die Oscar®-Vergabe verantwortlichen Academy of Motion Picture Arts and Sciences ausgeschlossen wurde, immer noch Kinofilme – und diese sind weiterhin prominent besetzt, sein Name scheint in SchauspielerInnen-Kreisen also immer noch positiv zu klingen, wie auch immer das funktioniert nach all den Flops und Anschuldigungen sexueller Übergriffe.
Mit “The Palace” nimmt Polański uns mit in die Schweiz, wo er hin und wieder auch lebt, wenn er nicht gerade in Frankreich oder Krakau weilt. Zur Silvesternacht 1999 ins neue Millennium haben sich hier im noblen Palace Hotel in den idyllisch verschneiten Schweizer Alpen diverse Gutbetuchte eingemietet, was dem stets um Contenance bemühten Hotelmanager Hansueli Kopf (Oliver Masucci) einen äußerst lebhaften Abend beschert.
Während eine Schar von gut geschulten Bediensteten wie RezeptionistInnen, Reinigungskräften, Pagen, KellnerInnen und Küchenakrobaten alles tut, um der High Society eine tolle Zeit zu bescheren, kommt es zu einigen turbulenten Momenten. Dass der resolute Bill Crush (Mickey Rourke) auf seine merkwürdigerweise diesmal nicht reservierte Suite besteht, ist eine erste Herausforderung, und doch nicht die größte – denn als der 97-jährige texanische Tycoon Arthur William Dallas III. (John Cleese) verstirbt, müssen Kopf und Ex-Schauspieler “Bongo” Minetti (Luca Barbareschi) mit anpacken, um ihn für die Feier lebend erscheinen zu lassen, verliert doch sonst seine 22-jährige Ehefrau Magnolia (Bronwyn James) ihr Erbe, und auf dieses hatte sie es in der Beziehung doch hauptsächlich abgesehen, schließlich steht es ihr ab dem Neujahrstag als erstem Hochzeitstag zu.
Da wirkt es im Vergleich fast schon entspannend, wenn die Marquise Constance Rose Marie de La Valle (Fanny Ardant) als Hundenärrin nervt, einige Ladies sich fragen, ob “Bongo” als ehemaliger Pornostar tatsächlich so gut bestückt ist, der plastische Chirurg Dr. Lima (Joaquim de Almeida) einige der Anwesenden aus seinen OPs kennt, Crushs unehelicher Sohn Vaclav (Danny Exnar) auftaucht oder eine Gruppe Russen um Anton (Alexander Petrov) Kopf bittet, eine Reihe ominöser Gepäckstücke im Tresor zu verstauen. Mit dem Bänker Caspar Tell (Milan Peschel) rückt dann auch noch ein Normalo ins Geschehen, den Crush für verschlagene Geschäfte rund um Ausnutzung der Y2K-Panik missbrauchen möchte und ihm dafür stattliche Belohnung anbietet.
Dass bei einer breiten Palette an anspruchsvollen Charakteren der High Society einige witzige und chaotische Situationen entstehen, das kann man sich ebenso vorstellen wie die Tatsache, dass die Belegschaft eines Nobel-Hotels tatsächlich so einiges erlebt, was sie fordert und die selbstverständliche Verschwiegenheit beansprucht. Unter dieser Prämisse bietet “The Palace” einen bunten Strauß und wird zur Ensemble-Komödie, die dann aber doch zum einen viel zu überzogen wirkt, zum anderen Biss vermissen lässt und nur selten wirklich zum Lachen bringt, so dass nach und nach immer mehr Langeweile aufkommt, wogegen auch solide agierende bekannte Gesichter nicht helfen. Auch filmisch wird hier kein Leckerbissen geboten und für einen Streifen des Altmeisters sieht das Ganze doch recht dürftig aus. So hart das auch klingen mag, Polański, der auch das Drehbuch zusammen mit seinem ebenfalls schon alten Landsmann Jerzy Skolimowski schrieb, sollte seinen Lebensabend in Ruhe genießen und mit einstigen guten Filmen in Gedächtnis bleiben.
Trailer:
Bewertung: 4 von 10 Punkten