Madame Web
Darsteller: Dakota Johnson, Sydney Sweeney, Celeste O’Connor, Isabela Merced
Regie: SJ Clarkson
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.MadameWeb.de
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany
Kinostart: 14. Februar 2024
1980 war es, als Madame Web erstmals in Marvel-Comics auftauchte, als ältere Dame, an einer Autoimmunerkrankung leidend und daher von einem System in Spinnennetzform am Leben gehalten, ausgestattet mit der Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen. Wenn wir “Madame Web” nun in ihrem Kinofilm wiederbegegnen, dann ist sie die weit jüngere Cassandra “Cassie” Webb (Dakota Johnson), die im Jahr 2003 als Rettungssanitäterin in Manhattan damit beschäftigt ist, Verletzte zu versorgen und Leben zu retten, im Team mit ihrem Kollegen Ben Parker (Adam Scott), mit dem sie sich bestens versteht.
Das Leben ihrer Mutter Constance (Kerry Bishé) hingegen konnte niemand mehr retten, als diese 1973 im Dschungel von Peru hochschwanger auf der Suche nach einer seltenen Spinne war, nach der sie schon lange forschte und in deren Gift sie viel Hoffnung als heilendes Mittel setzte. Kaum hatte sie einst das seltene Tier gefunden, wurde sie von ihrem Scout Ezekiel Sims (Tahar Rahim) angeschossen, der das auch optisch besondere Krabbeltier entwendete. Constance erlag ihren Verletzungen, das Baby aber wurde gerettet, von einem mysteriösen, legendenhaften Stamm, der sich krabbelnd und springend in Bäumen fortbewegt, dunkel maskiert.
Aus dem Baby ist 30 Jahre später eine ebenso hübsche wie resolute Frau geworden, wobei Cassie etwas gefühlskalt wirkt, was für pragmatische Entscheidungen im Job aber durchaus hilfreich ist. Während Ben ihr beim Asia-Snack in der Pause gerade davon berichtet, dass er eine neue Freundin hat, kümmert sie sich zu Hause lieber um ihren Kater. Als Cassie dann allerdings bei einem Einsatz auf einer Brücke nach Rettung des Verletzten selbst einen Unfall hat und für einige Minuten in einem Auto unter Wasser gefangen ist, überlebt sie dies zwar – aber verändert. Plötzlich hat Cassie Visionen und sieht Momente aus der nahen Zukunft voraus, was zu verstörenden Situationen führt. Im Kreis der schwangeren Mary Parker (Emma Roberts) – Bens Schwester – und ihrer Freundinnen wird sie bei einer Feier zu Ehren des ungeborenen Kindes noch mitleidig beäugt, als sie kurz darauf aber den üblen Verkehrsunfall eines Kollegen voraussieht und ihn doch nicht verhindern kann, ist sie auf Grund des Verstorbenen völlig fertig.
Cassie ist aber nicht die einzige mit Visionen. Auch Ezekiel Sims, der ebenfalls in New York lebt, hat diese, und zwar jede Nacht, wo er immer wieder seinen Tod voraus sieht, wenn er – einige Jahre später schon etwas ergraut – von drei maskierten Superheldinnen zur Strecke gebracht wird. Um dies zu verhindern, stiehlt er den Geheimdiensten die neuesten Überwachungstechnologien und setzt gegen gute Bezahlung Amaria (Zosia Mamet) vor die Bildschirme, die anhand seiner Phantombilder der drei Angreiferinnen selbige – digital jünger gerechnet – identifizieren soll. Wie sich heraus stellt, handelt es sich um die Teenagerinnen Julia Cornwall (Sydney Sweeney), Mattie Franklin (Celeste O’Connor) und Anya Corazon (Isabela Merced), die bald scheinbar zufällig in der U-Bahn aufeinander treffen, noch nichts von besonderen Fähigkeiten ahnend. Also macht sich Sims, der dank der einst aus dem Amazonas-Regenwald entführten Spinne selbst mit den Fähigkeiten der Baum-Menschen ausgestattet ist, auf den Weg, das Trio auszulöschen – was wiederum Cassie voraus sieht, die sich nun zur Beschützerin der Mädels berufen sieht.
Der Name Parker, die besonderen Fähigkeiten durch eine Spinne, “Madame Web” mit dem World Wide Netz im Titel aber kein Peter Parker alias Spider-Man selbst am Start lassen es erahnen – basierend auf Marvel Comics befinden wir uns in “Sony’s Spider-Man Universe” (SSU), für das Columbia Pictures – hier mit gutem Logo zum 100-jährigen Geburtstag auftretend – und Marvel Entertainment Spielfilme produzieren zu Charakteren, die allesamt im Zusammenhang mit Spider-Man stehen, bei dem sie allerdings nur am Rand auftreten. Nachdem die erfolgreichen “Venom” (2018) und “Venom: Let There Be Carnage” (2021) mit Tom Hardy sowie der etwas weniger Anklang findende, aber durchaus ansehnliche “Morbius” (2022) mit Jared Leto den Anfang im SSU machten, widmet man sich nun also “Madame Web”, bei der wir die Entstehungsgeschichte besonderer Fähigkeiten sehen, weshalb sie auch jünger und attraktiv mit Dakota Johnson besetzt werden konnte.
Die vor allem aus der “Fifty Shades Of Grey”-Reihe bekannte Darstellerin macht ihre Sache gut inmitten eines solide aufspielenden Ensembles, in dem Adam Scott und Tahar Rahim ebenfalls zu gefallen wissen, vor allem aber auch die drei Jungdarstellerinnen Celeste O’Connor, Isabela Merced und Sydney Sweeney – und Letztere startet ja nach erster Bekanntheit durch die Serien “Everything Sucks!” und “Euphoria” gerade auch im Kino so richtig durch mit ihren Hauptrollen in den kürzlich gestarteten “Wo die Lüge hinfällt” und “Reality” sowie der kommenden im Horrorfilm “Immaculate”. Hier nun spielt sie die etwas biedere Julia, die so anders zu sein scheint als die flippige Skateboarderin Mattie und die ebenfalls lebhafte, viel wissende Anya – und doch haben die Mädels auch alle etwas gemeinsam, wie sich später heraus stellen soll, wo dann auch endlich klar wird, was Cassies Mutter denn schwanger nach Peru verschlug.
In Ezekiel Sims’ Visionen sehen wir die drei Mädels dann kurz nur im Superheldinnen-Einsatz als zwei Spider-Women und Araña, was die Tür öffnet für eine Fortsetzung um das Trio – falls er sie denn nicht auslöscht, wir wollen ja nicht spoilern … aber zusammen mit Cassie steht Frauen-Power auf dem Programm. Die Action-Szenen sind allesamt gut gemacht, wobei der Film mit seinem großen Feuerwerks-Finale vielleicht etwas über das Ziel hinaus schießt, und hier wird dann auch die vorher schon nicht zu übersehende Werbung für einen Limo-Hersteller nochmal deutlicher eingestreut, was ein bisschen nervt. Referenzen an bekannte Filme wie “Terminator” oder “Final Destination” schimmern durch, ein paar Stereotypen mit nicht auf gute Ratschläge hörenden und dafür lieber auf Tischen tanzenden Teenagerinnen wirken überzogen, aber insgesamt ist Regiseur SJ Clarkson, der zusammen mit Claire Parker auch das Drehbuch mit ansprechend gestrickter Handlung verfasste, ein kurzweiliger, ordentlicher Streifen gelungen, der auch nur am Rand an Spider-Man anknüpft, also kein Vorwissen erfordert.
Man darf gespannt sein, was “Kraven The Hunter”, der eigentlich mal als vierter SSU-Streifen geplant war, im Sommer zu bieten hat, nun aber unterhält erst einmal “Madame Web” gut und ist eine passende Überbrückung, solange wir nach den unseren Lieblings-Spinnenmann in jugendlicher Variante im Fokus präsentierenden Animations-Kassenschlagern “Spider-Man: A New Universe” (2018) und “Spider-Man: Across The Spider-Verse” (2023) aus dem Hause Sony noch auf “Spider-Man: Beyond The Spider-Verse” als Abschluss der “Spider-Verse”-Trilogie warten müssen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten