Sowas von super!
Animation
Regie: Rasmus A. Sivertsen
Dauer: 77 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.mfa-film.de/kino/id/sowas-von-super
Facebook: facebook.com/mfa.filmdistribution
Kinostart: 21. März 2024
Nachdem letzte Woche mit „Kung Fu Panda 4“ ein veritabler Blockbuster mit dem entsprechenden Werbeetat startete, kommt mit dem kleinen aber feinen „Sowas von super!“ aus Norwegen jetzt praktisch der komplette Gegenentwurf, der schon auf der Berlinale 2023 nach absurder Blackfacing-Debatte seine internationale Premiere feierte. Skandinaviens renommiertestes Animationsstudio Qvisten zeigt hier eindrucksvoll, dass man nicht immer klotzen muss um Wirkung zu erzielen, sondern manchmal eben auch Kleckern zum Ziel führen kann. Die 3,4 Mio. EUR Produktionskosten nehmen sich nämlich gegen die 78 Mio. des letzten Panda-Teils geradezu lächerlich aus, und doch sticht das Resultat letztendlich den Panda-Film überraschend aus.
Natürlich sieht man es dem Streifen sofort an, dass hier nicht mit Heeren von Animateuren aus dem Vollen geschöpft werden konnte, was vor allem bei seinen minimalistischen Hintergründen und Texturen ins Auge fällt und anfangs tatsächlich etwas merkwürdig anmutet. Hat man aber eine kurze Eingewöhnungsphase erstmal überwunden, erfreut man sich eher an den klasse gestalteten Figuren, für die Qvisten in Carter Goodrich („Ratatouille“, „Findet Nemo“) einen überaus namhaften Charakterdesigner gewinnen konnte. Die sympathische Protagonistin ist dabei die elfjährige Hedvig, mit der Regisseur Sivertsen hier das klassische Underdog-Thema aufgreift. In der Schule keine besondere Leuchte, verbringt die jede freie Minute mit dem Zocken von Onlinespielen am heimischen PC – wie viel mehr Identifikationspotenzial für Kids könnte man einer Figur noch verleihen?
Allerdings birgt sie ein ungeahntes Geheimnis, ist sie doch in eine Familie von Superhelden hineingeboren, und ihr Vater der berühmte „Superlöwe“, der die Kleinstadt in seinem Poweranzug – das Löwenkostüm war der Grund für die eingangs erwähnten Proteste bei der Berlinale – regelmäßig vor allerhand Unheil bewahrt. Eigentlich ist Hedvig erst nach seinem Ausscheiden für die Nachfolge vorgesehen, doch das kommt früher als gedacht, als sie seinen Superanzug versehentlich in der heißen Wäsche schrumpft. Leider aber ist sie von ihren sportlichen Voraussetzungen her gänzlich ungeeignet, und ein einfacher Probeeinsatz als „Superlöwin“ geht dann auch gründlich in die Hose. Viel fähiger für die Rolle erweist sich ihr eingebildeter Cousin und Supersportler Adrian, der sogleich bei ihrem Vater das Training aufnimmt.
Ein harter Schlag für Hedvig, die sich zeitlebens auf ihr Erbe als Superheldin gefreut hat, sich jetzt aber endgültig zurückgesetzt fühlt, nachdem sich ihr Vater schon nach dem tragischen Verlust ihrer Mutter jahrelang eher um sein Engagement als Superheld als um sie gekümmert hat. Nun sucht der gekränkte Computernerd verzweifelt Hilfe bei ihrer coolen Großmutter, die alles in ihrer Macht stehende tut, um Hedvig wieder aufzurichten. Denn in der steckt viel mehr, als sie selbst nach der Ablehnung durch ihren Vater für möglich hält.
Es sind vor allem die liebevoll gezeichneten Figuren in ihrem Zusammenspiel, die mit Hedvig im Zentrum eine nicht gerade revolutionäre Story tragen und uns emotional abholen. So stößt man sich schnell gar nicht mehr an der puristischen Animation, die der Film mit seinem Tempo und immer wieder überraschenden Einlagen der erfrischenden Actionsequenzen allemal wettmacht. Einfallsreiche Cartooneinschübe sorgen dabei ebenso für Belustigung wie der eine oder andere perfekt gesetzte Dialog, den Kinder wohl gar nicht als witzig wahrnehmen werden, Älteren jedoch enorme Freude bereitet. Nicht zuletzt aber geht die Botschaft, dass in jedem mit seinen individuellen Fähigkeiten ein Superheld steckt, der sich letztendlich über seine charakterlichen Vorzüge definiert, mit Hedvig als Heldin mächtig ans Herz.
Dass die bei Klugscheißer-Adrian eher mit der Lupe zu suchen sind, vermutet man gleich. Dass der sich im verstärkenden Löwenanzug aber noch mehr zum machtgeilen Arschloch entwickelt und damit zu einem würdigen Gegenspieler Hedvigs wird, verleiht dem Plot noch dazu hintenraus eine unerwartete Dynamik. So spielt Sivertsens Streifen, der gar nicht mehr will, als er kann, trotz eventueller technischer Defizite mit seiner richtigen Botschaft, insbesondere aber mit seinem unwiderstehlichen Charme auf jeden Fall in der ersten Liga der Animationen mit.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten