Andrea lässt sich scheiden
Darsteller: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert, Robert Stadlober
Regie: Josef Hader
Dauer: 93 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.andrealässtsichscheiden.de
Facebook: facebook.com/majestic.filmverleih
Kinostart: 4. April 2024
In seiner österreichischen Heimat kennt man Josef Hader als sehr erfolgreichen Kabarettisten, er hat aber auch schon an Theaterstücken gearbeitet und ist seit 1988 als Schauspieler in diversen Filmen zu sehen gewesen – und für acht von diesen schrieb er auch das Drehbuch. Neuland betrat er 2017 dann mit der Komödie “Wilde Maus”, in der er nicht nur die Hauptrolle spielte und für die er das Buch verfasste, erstmals führte er hier auch Regie. Mit “Andrea lässt sich scheiden” legt Harder nun seine zweite Regiearbeit vor, und auch hier schrieb er wieder das Drehbuch und ist in einer der Hauptrollen zu erleben.
Zunächst aber lernen wir erst einmal Andrea (Birgit Minichmayr) kennen, die als Polizistin in der niederösterreichischen Provinz mit ihrem jungen Kollegen Georg (Thomas Schubert) zwischen Schnellstraße und Acker auf Verkehrssünder wartet, die hier aber nur sehr selten zu erwischen sind, es fährt nämlich kaum einmal jemand durch diese Gegend. Irgendwie müssen die örtlichen Ordnungskräfte aber ja die Zeit rumkriegen, hier, wo eigentlich fast nie etwas Aufregendes passiert.
Abends geht es natürlich in die örtliche Gastwirtschaft, und hier wird dann auch ordentlich gebechert, nicht nur, wenn ein Geburtstag gefeiert wird wie der von Georg. Die Stimmung ist gut, bis Andy (Thomas Stipsits) ein etwas peinliches Lied für das Geburtstagskind anstimmt, immer mehr Schnäpse bringt und dann der alkoholtechnisch wie emotional nüchtern gebliebenen Andrea gegenüber ungemütlich wird – denn mit ihm ist sie noch verheiratet, aber auf dem Weg in die Scheidung. Besoffen wie er ist macht er ihr eine Szene, eine weitere Chance für die Beziehung lehnt sie aber ab und nimmt ihm dann auch noch die Autoschlüssel weg, um ihn vor Dummheiten zu bewahren.
Das mit dem Schutz funktioniert dann aber leider wenig, ist es doch Andrea selbst, die abgelenkt von einem Anruf ihres Vaters etwas später auf dem Heimweg den ihr vor das Auto torkelnden Andy über den Haufen fährt – und schließlich dort liegen lässt, als ihre Wiederbelebungsversuche scheitern. Eigentlich verhält sich Andrea stets gewissenhaft, aber da sie in Kürze ihre neue Stelle als Kriminalinspektorin in St. Pölten antreten möchte, hat sie Angst um diese, wenn man ihr nun ein Tötungsdelikt anhängen würde. Also tut sie überrascht und bedrückt, als Georg noch in der Nacht an ihrer Tür steht und erzählt, Andy sei überfahren worden – und zwar vom älteren Franz (Josef Hader), der dann auch gleich die Polizei gerufen habe.
Auch wenn sich Andrea erst einmal Mühe gibt, die Schäden an ihrem Wagen möglichst unauffällig bei einem Autoschrauber in sicherer Entfernung beheben zu lassen, plagt sie das schlechte Gewissen, und so lernt sie Franz näher kennen, der als Religionslehrer arbeitet und trockener Alkoholiker ist. Ihn wiederum treiben die Schuldgefühle wieder zurück zum Alkohol und er verliert den mühsam gewonnenen Halt im Leben mehr und mehr. Hierbei beobachtet Franz die ihn immer wieder aufsuchenden Andrea, bei der aber weiter auch einiges schief läuft, als ihr Vater (Branko Samarovski) nach einem Sturz ins Krankenhaus in St. Pölten eingeliefert wird und ihr neuer Vorgesetzter Walter (Robert Stadlober) sich bei dieser Gelegenheit direkt an sie heran macht.
Mit “Andrea lässt sich scheiden” legt Josef Harder eine weitere Regiearbeit vor, die sich gut anschauen lässt als mit lakonisch humoristischen Momenten und pointierten Dialogen gewürzte Tragödie, die aber auch ihre Längen hat, erzählt er uns das Ganze doch sehr ruhig. Der Film funktioniert als Abbildung eines wenig attraktiv dargestellten dörflichen Landlebens gut, und die Tristesse erzeugt mit den gezeigten Figuren, von denen eigentlich keine aufblühend erscheint, durchaus etwas Melancholie.
Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung der beiden Hauptfiguren mit Schuldgefühlen und bei Andrea auch Verantwortung, und diese wird sehr überzeugend dargestellt. Es ist eine Freude, mitanzusehen, wie die eigentlich so gefühlskalte Andrea eine Freundschaft zum schrulligen, mit steigendem Alkoholpegel immer lockerer werdenden Franz aufbaut und versucht, ihn vor noch mehr Übel zu bewahren. Birgit Minichmayr und Josef Hader spielen hierbei nicht nur beide stark, sie entwickeln hierbei auch eine wunderbare Chemie und man hätte gerne noch mehr gemeinsame Szenen gesehen.
Trailer:
Bewertung: 7 von 10 Punkten