“Musical on Ice” (25. Februar 2005)
Im Vorwort des Programmheftes zu “Musical on Ice 2005” ist zu lesen, dass es lange Zeit nicht sicher war, ob die Veranstaltung überhaupt stattfinden würde – zum Glück entschied man sich dafür. Die Eishalle in Dinslaken war dann auch dementsprechend voll am Premierenabend, die Besucher der erfolgreichen letzten beiden Jahre waren offensichtlich wiedergekommen. Und ihnen wurde einiges geboten. Wieder konnten viele Musical-Stars für die Veranstaltung gewonnen werden.
Andreas Bieber wirbelte quirlig durch die Halle und auf der Bühne, die man diesmal direkt vor dem Publikum auf dem Eis errichtet hatte, nicht wie letztes Jahr gegenüber, so dass man als Zuschauer seinen Stars diesmal noch näher war. Bieber überzeugte mit seinem lockeren Auftreten und natürlich seinem Gesang, vor allem als Rudolf in “Die Schatten werden länger” aus “Elisabeth” (wobei er mit John Partridge allerdings nicht sonderlich gut harmonierte) oder bei den Stücken aus “Joseph” (vor allem “Wie vom Traum verführt”) und “Grease”, die er ja auch jeweils gesungen hat in seiner Karriere. Ethan Freeman wusste ebenso zu überzeugen, vor allem mit “Dies ist die Stunde” aus “Jekyll & Hyde” und “Gib mir Kraft” aus dem neuen in Fulda ansässigen “Bonifatius” – während er “Kitsch” aus “Elisabeth” in der Rolle des Lucheni nicht mit der Verrücktheit und Spannung darbot, wie es zuletzt in Wien zum Beispiel ein herausragender Serkan Kaya zeigte. Aber für Freeman ist diese Rolle auch lange her.
Nicht nur hübsch anzuschauen, sondern auch stimmlich stark präsentierte sich die Amerikanerin Lyn Liechty, vor allem bei “Ich gehör nur mir” als “Elisabeth” und “Memory” aus “Cats”. Felix Martin sorgte nicht nur als Transvestit Frank’n’Furter am Ende mit “Sweet Transvestite” aus der “Rocky Horror Show” für Stimmung, auch mit “Wie kann es möglich sein?” aus “Mozart!” und als Graf von Krolock mit “Unstillbare Gier” aus “Tanz der Vampire” wusste er zu überzeugen, auch wenn er nicht die Gänsehaut erzeugen konnte wie Ethan Freeman letztes Jahr mit dem Stück. Dies mag aber auch an der Lautstärke gelegen haben, die in der zweiten Hälfte der Veranstaltung herunter gepegelt wurde, weil sie wohl ja nach Platzwahl vor der Pause teilweise übermäßig laut gewesen sein soll. Schade, aber es ist natürlich nicht einfach, für drei Tage hier mit verhältnismäßig geringen Mitteln perfekten Sound in die Halle zu bringen.
Weiter zu den Sängern und Sängerinnen – John Partridge aus England sang die Rolle des Tods in “Der letzte Tanz” aus “Elisabeth” gut, ebenso wie “Heaven On Their Minds” aus “Jesus Christ Superstar”. Nicht zu vergessen seien natürlich die süße Jessica Kessler als Elfe Velia und Stefan Stara als Troll Wurlon, wobei Stara dieses Jahr nicht viel zu singen hatte, während Jessica mit einigen Stücken überzeugen konnte, vor allem mit “Irgendwo wird immer getanzt” aus “Mozart!” und als Sara beim “Tanz der Vampire”, die sie ja erfolgreich auch in Hamburg spielt. Diese beiden führten wie gewohnt durch die Rahmenhandlung, bei “Tarda” eine Reise durch die Zeit anhand eines gefundenen Koffers. Auf der Bühne fand man zudem die zwei Background-Sängerinnen Victoria Valo und Katharina Debus, die jeweils auch noch einen kleinen Solo-Part erhielten, und drei Musiker – Caroline Siegers an der Geige und Cornelius Borgolte am Saxophon sorgten mit dem künstlerischen Leiter der Veranstaltung, Bertram Ernst, für die Musik, von der somit nur ein teil vom Band zugespielt werden musste. So viel zur Musik.
Auf dem Eis sorgten wieder Anja Reichelts “Kids On Ice” für ansprechende Vertanzung der dargebotenen Songs, und dazu gab es fünf Eiskunstlauf-Solisten zu sehen. Marina Kielmann war wie bereits in den letzten beiden Jahren wieder mit von der Partie und besitzt nach wie vor jede Menge Ausstrahlung, auch wenn keine schwierigen Sprünge mehr auf ihrem Programm standen. Hierfür hatte man andere engagiert, nämlich die Drittplatzierte der Russischen Meisterschaften, Tatjana Basova, und den russichen Wirbelwind Andrey Primak, der das Publikum ebenfalls schon im dritten Jahr mit seiner enormen Ausdrucksstärke und tollen Sprüngen überzeugen konnte, auch wenn er hier und dort mal etwas wackelig unterwegs war. Für Paarlauf sorgten die deutschen Hoffnungsträger Mari Vartmann und Florian Just, die sehr stimmig und schön zur Musik eistanzten.
Last but not least nicht zu vergessen: Mit Bianca Pütz hatte man noch eine Artistin im Programm, die zu einigen Songs tolle Vertikalseilnummern über dem Eis zeigte, was prima passte. Sie ersetzte den ursprünglich angekündigten “Cirque de Soleil”-Athleten Sven Mare bestens. Und ganz zum Schluss wurde noch Komödiant Paul Panzer aus der Kiste geholt, der einige nette Gags machte, aber natürlich an die grandiose Stimmungsmache von Guildo Horn im letzten Jahr nicht anknüpfen konnte. Die Zusammenstellung der ausgewählten Stücke war gut, besonders der “Elisabeth”-Block mit vier Songs freute das Publikum offensichtlich. Insgesamt wieder eine gelungene, schöne Veranstaltung, die die Produzenten Thomas Bauchrowitz und Bertram Ernst auf die Beine gestellt haben, familiärer als andere Shows und somit alles andere als alltäglich. Aus diesem Grund strömen die Zuschauer auch Jahr für Jahr mit Decken und Thermoskannen in die unbeheizte Eishalle, denn warm wird ihnen dann nicht nur von Bratwurst und Glühwein in der Pause, sondern vor allem von dem, was auf Bühne und Eis dargeboten wird. Man kann nur hoffen, dass es auch 2006 wieder ein “Musical on Ice” in Dinslaken geben wird.