Challengers – Rivalen
Darsteller: Zendaya, Mike Faist, Josh O’Connor, Darnell Appling
Regie: Luca Guadagnino
Dauer: 131 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/challengers-rivalen
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Kinostart: 25. April 2024
Mit seinen gleichsam eindringlichen wie unkonventionellen Beziehungsfilmen hat sich der Italiener Luca Guadagnino inzwischen weltweit einen Namen gemacht. Ob nun sein großer internationaler Durchbruch, das sommerliche Coming-Out-Drama „Call Me by Your Name“ (2017), oder letztens der ausgefallene Kannibalismusstreifen „Bones and All“ (2022), sie alle geben sich nicht damit zufrieden einfach nur leichte Kinounterhaltung zu sein, sondern laden ganz im Gegenteil zu einer intensiven Beschäftigung mit ihren Geschichten ein. Sein neues Werk „Challengers – Rivalen“ bildet da keine Ausnahme, in dem sich Guadagnino diesmal der Profi-Tennistour widmet und in seinen Sportfilm wieder gewohnt routiniert einen anspruchsvollen Beziehungsplot verpackt.
Es geht um die Tennisspieler Art (Mike Faist) und Patrick (Josh O’Connor), die noch als Teenager auf einer renommierten Tennisakademie nicht nur Zimmergenossen werden, sondern bald auch, fast schon wie unzertrennliche Siamesische Zwillinge unter „Fire & Ice“ firmierend, ein unschlagbares Doppel bilden. Da aber tritt das ambitionierte Tennissternchen Tashi (Zendaya) in ihr Leben und verdreht gleich beiden ganz gehörig den Kopf. Die hat es faustdick hinter den Ohren, ist sich ihres Starstatus und Potenzials als kommende Nummer Eins sehr wohl bewusst und weiß obendrein ihre erotische Ausstrahlung für sich zu nutzen. Dagegen wirken die schüchternen Annäherungsversuche der beiden Collegejungs auf der Sponsorenparty – Vorsicht, aggressives Product Placement! – geradezu naiv.
Und wie eindrucksvoll macht uns Regisseur Guadagnino hier mit der Ausgangssituation seiner komplizierten Dreiecksgeschichte vertraut: In einer knisternden Szene voller (homo-) erotischer Aufladung des anschließenden Besuchs Tashis im Zimmer der beiden wird wunderbar deutlich, wie wehrlos sie den manipulativen Spielchen der reiferen Tashi ausgeliefert sind. Das ist von den Dreien genauso überzeugend gespielt wie stimmungsvoll inszeniert und legt den Grundstein für die emotionalen Verwicklungen, die Gaudagnino für uns und seine drei Hauptfiguren noch bereithält.
Verwickelt trifft es eigentlich auch ganz gut, um den Aufbau seiner Erzählung zu beschreiben, in der er uns mitnimmt in einen wahren Reigen von Zeitsprüngen und uns gleich eingangs hineinwirft in ein wildes Tennismatch der beiden Protagonisten gegeneinander, noch bevor wir überhaupt ahnen können, was für sie auf dem Spiel steht. Da nämlich sind die beiden lebenslangen Konkurrenten längst Profis, und der inzwischen von seiner ehrgeizigen Frau Tashi gemanagte Weltranglistenerste Art wird in einer Sinnkrise zum Antritt bei einem Turnier gedrängt, bei dem es zum Wiedersehen mit Patrick kommt, das alte Wunden wieder aufreißt.
Kurz nach ihrer ersten Begegnung nämlich entscheidet sich Tashi für eine leidenschaftliche Beziehung mit dem talentierteren Lebemann Patrick, die jedoch nach kurzer Zeit genauso schmerzvoll endet wie ihre vielversprechende Karriere. Wegen einer verhängnisvollen, eindrucksvoll in Szene gesetzten Knieverletzung, von der sie sich trotz größter Anstrengungen nie wieder erholen soll, sieht sie sich da zum kurzfristigen Umdisponieren gezwungen und setzt wie auch in Liebesdingen zwangsläufig auf die bodenständigere Zweitlösung Art. Das spielt Zendaya wirklich stark, lässt ihre Tashi zwischen verführerisch und von Ehrgeiz zerfressen changieren und macht ihr berechnendes Wesen zum zentralen Element des Films, den die beiden gegensätzlichen Charaktere Art und Patrick bestens flankieren.
Guadagnino legt seinen Streifen als mitreißendes Sportdrama an, das anfangs mit dem Match des kriselnden Art und eines runtergekommenen Patrick am Existenzminimum realistisch Einblick in die Tennisszene gewährt. Doch schon mit der ersten Rückblende zum prägenden Dreierdate in Jugendtagen wird klar, dass es auch hier wieder bedeutend vielschichtiger zugeht als erwartet, und es dem Regisseur im Kern um die wechselhafte Beziehung dreier Menschen geht, die er in der Folge feinfühlig herausarbeitet. Dass er dabei mit den Effekten seiner Inszenierung besonders im finalen Tennisduell etwas über das Ziel hinausschießt, und so manche Szene doch arg pathetisch wirkt, sei ihm verziehen. Insgesamt aber bietet seine mit humorvollen Momenten gewürzte feinfühlige Gefühlsachterbahn der Dreiecksgeschichte dank seiner glaubwürdigen Hauptdarsteller:innen wieder durchaus tiefgründige Unterhaltung.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten