Es gibt viele Bands, die in der Heimat gefeiert werden, jenseits der Grenzen aber nicht so recht Fuß fassen können. Punkt 1 erfüllen die Finnen der Bombfunk MC’s in jedem Fall, Punkt 2 wird gerade widerlegt. Im Juli 1998 veröffentlichten Rapper Raymond und DJ Gismo, unterstützt durch Produzent JS 16, ihre erste Single “Uprocking Beats”, mit der sie die finnischen Charts wochenlang toppen. Stilistisch wandelt man zwischen Old School-Electro, Rap und zeitgemäßen Powerbeats. Es folgen weitere Singles und im Sommer 1999 das Album “In Stereo”, welches sieben Wochen auf Platz 1 der heimatlichen Charts steht, über 25 Wochen in den Top Ten bleibt, Doppel-Platin einheimst und sich zum bestverkauften englischsprachigen Album aller Zeiten in Finnland entwickelt.
Als ob dies nicht genug ist veröffentlichen die Bombfunk MC’s im Oktober 1999 ihre Single “Freestyler”, die nicht nur mehrere Wochen die Charts anführt und sich einfach nicht aus den Top Ten bewegen will (seit mehr als 33 Wochen Dauergast), sondern der Combo auch den Weg ins europäische Ausland öffnet. “Freestyler” erreicht Platz 1 in Norwegen plus Dänemark und schickt sich an, auch in Deutschland zum Hit zu werden. Nachdem “Uprocking Beats” und “B-Boys & Flygirls” nur Szene-Erfolge waren, läuft “Freestyler” im Radio und im Videoclip-TV rauf und runter. Als logische Folge erscheint das Album “In Stereo” am 22. Mai nun auch in Deutschland. Sicherlich werden die Bombfunk MC’s uns auch nicht lange warten lassen, die Bühnenumsetzung ihrer Songs zu präsentieren, bei der neben Breakdancern auch “echte” Musiker in Form eines Drummers und Bassisten mitmischen. Man darf gespannt sein, ob die Jungs hier ebenso einschlagen wie in der Heimat. Wir sprachen mit Frontmann Raymond.
“Wir sehen uns eher als Old School-Electro mit modernen Clubbeats aus House und mit einigem Old School-Rap darin.”
MUM: Woher kennst du Gismo?
R: Wir haben uns in einem Nachtclub vor drei oder vier Jahren getroffen, wo Gismo als DJ auflegte. Ich bin hingegangen, habe das Mikrofon genommen und über die Musik gerappt. So hat alles angefangen.
MUM: 1998 habt ihr “Uprocking Beats” veröffentlicht und der Track war ein großer Erfolg damals schon?
R: Es war ein Anfang für uns. Der Song war auch in den deutschen Charts und VIVA hat ihn gespielt, aber jetzt sieht alles anders aus, jeder ist wild auf “Freestyler”. In Finnland war der Song damals aber ein großer Erfolg, das ist richtig.
MUM: In Finnland ist das Album ja auch schon ein Weilchen draußen.
R: Ja, seit letztem Sommer.
MUM: Jetzt erscheint es hier. Was erwartet ihr euch?
R: Wir wissen nicht so recht, aber wir hoffen natürlich, dass es sich gut macht. “Freestyler” läuft sehr gut, und alle Leute meinen, das wird ein großer Erfolg werden.
MUM: Siehst du eure Musik als Freestyle, oder wie?
R: Nein, wir sehen uns eher als Old School-Electro mit modernen Clubbeats aus House und mit einigem Old School-Rap darin.
MUM: Wer hat euch beeinflusst?
R: Oh, das sind viele, wie all die DJs, die auch Musik herausbringen. Fatboy Slim, Moby, Basement Jaxx und so arbeiten, wie wir es tun, auch wenn völlig andere Musik dabei heraus kommt.
MUM: Euer Album ist ja nun schon gut ein Jahr alt. Arbeitet ihr an neuen Sachen?
R: Natürlich, ja. Das Material des einen Albums würde auch nicht ausreichen, um eine fette Liveshow zu füllen, also spielen wir auch neue Sachen.
MUM: Wann wird euer zweites Album erscheinen?
R: Das wird noch dauern. Wir promoten ja immer noch das erste.
MUM: Wurde die Scheibe eigentlich auch in den Staaten veröffentlicht?
R: Nein, noch nicht, aber man hört die Musik dort auch schon. In Miami zum Beispiel und dem Süden gibt es eine große Electro-Szene.
MUM: Ihr seid jetzt seit 33 Wochen in den finnischen Top Ten und habt das bestverkaufende englischsprachige Album aller Zeiten veröffentlicht, das muss ein tolles Gefühl sein.
R: Ja, das ist wundervoll, wirklich großartig.
MUM: Wie viele Single vom Album habt ihr denn in Finnland veröffentlicht?
R: Sechs Stück, das reicht jetzt aber auch dann, weiter wollen wir das nicht ausschlachten.
MUM: Das Video zu “Freestyler” kommt ja auch gut an. Wart ihr an der Story des Clips beteiligt?
R: Nein, nicht so. Der Regisseur ist ein sehr guter Freund von uns, wir haben auch schon zusammen gerappt und Demos aufgenommen. Wir haben ihm freie Hand gelassen, weil ein Videoclip eine Form von Kunst ist, und das Ergebnis ist klasse. Mal abgesehen von den Breakdancern waren wir nicht beteiligt.
MUM: In euren Shows habt ihr auch eine Breakdance-Crew.
R: Ja, die Savage Beat Crew, vier von ihnen. Im Sommer bei den großen Festival nehmen wir noch mehr Leute mit, auch noch mehr Musiker, für Keyboards und Percussion. Einen Drummer und einen Bassisten haben wir ja schon dabei.
MUM: Und sie spielen auch wirklich viel live?
R: Ja, wir sind auch wirklich gut live, weil wir so begonnen haben, mit Auftritten in Clubs, erst dann kam die Platte. Für die großen Shows bringen wir schon richtigen Sound auf die Bühne und spielen mehr als das Album.
MUM: Spielt ihr auch Coverversionen?
R: Ja, manchmal schon.
MUM: Was denn so?
R: So Old School-Sachen wie “Rapper’s Delight”.
MUM: Ich habe gelesen, ihr habt visuelle Effekte auf der Bühne.
R: Oh, du meinst den brennenden Bass (lacht). Schau dir das einfach mal an. Wir haben keine Lasershow oder solche Sachen, aber die Breakdancer sind ja auch visuell.
MUM: Danke für das Interview.
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MUM: Mucke und mehr
R: Raymond von den Bombfunk MC’s