H2O sind in der Harcore-Szene ja längst keine unbekannten mehr, spätestens nach ihrem zweiten Album “Thicker Than Water”, das bei Epitaph erschien, wo im Mai 1999 dann auch die dritte Scheibe “F.T.T.W” folgte. Hierauf zelebrierten Toby Morse (Gesang), Todd Morse (Gitarre), Rusty Pistachio (Gitarre), Adam Blake (Bass) und Todd Friend (Drums) wieder knackigen Hardcore-Punk mit viel Melodie, der Spaß macht. Und da den Jungs der Family-Gedanke wichtig ist, luden sie sich Gastsänger ein, die man ebenfalls gut kennt, als da wären: Dicky Barret (Mighty Mighty Bosstones), Tim Armstrong (Rancid), Roger Miret (Agnostic Front), Anthony “Civ” Civarelli (Civ) und Freddy Crecian (Madball).
Von den Livequalitäten der Mannen aus New York City kann bzw. konnte man sich im Januar/Februar 2000 noch einmal überzeugen, und so kam es, dass wir Gitarrist Rusty vor dem Berliner Gig am 27.1. einige Fragen stellen konnten.
“Zu einem richtig großen Festival würde ich als Fan nie hinfahren. Den ganzen Tag hängst du rum, isst völlig überteuerte Sachen, schläfst ungemütlich, da kannst du doch die Musik gar nicht richtig genießen.”
MUM: Euer Album ist seit Mai auf dem Markt, seid Ihr mit dem Absatz zufrieden?
R: Ja, die Scheibe verkauft sich ziemlich gut.
MUM: Wo liegen die Unterschiede zu den ersten beiden Alben?
R: Ich sehe da gar nicht so große Unterschiede. “FTTW” ist vor allem besser produziert, und das Songwriting sind sicher auch etwas solider geworden. Beim Debüt spielten wir einfach schnell ein, was wir hatten. Beim zweiten Album mussten wir uns auch beeilen. Diesmal hatten wir zwei Monate, um uns in Ruhe vorzubereiten und dann auch genug Zeit im Studio.
MUM: Wie war die Zusammenarbeit mit Brett als Produzenten?
R: Absolut gut, es war einfach, mit ihm zusammen zu arbeiten.
MUM: Und jetzt, arbeitet Ihr an neuen Tracks, oder was macht Ihr?
R: Ja, wir haben zehn Songs zusammen, einer ist sogar schon richtig fertig. Bei den anderen ist die Musik fertig und die Texte sind geschrieben.
MUM: Wisst Ihr schon, wann das nächste Album erscheinen wird?
R: Ich hoffe mal, dass dies im November geschieht. Wenn wir es schon im Oktober schaffen, dann auch gerne früher.
MUM: Ihr habt ja nun schon einige Male in Deutschland gespielt, wie gefällt es Euch hier so?
R: Gut. Wir sind das, hmm, vielleicht fünfte Mal in Deutschland. Wir mögen die Leute hier, die Shows machen wirklich Spaß und die Kids sind sehr enthusiastisch. Das ist in etwa so wie in Pennsylvannia in den Staaten, wo es meistens wolkig ist oder regnet, aber die Leute die Stimmung rausreißen. Wenn du hier in die Stadt schaust, dann sieht das aus wie in der glory side von New York, mit Graffitis, schmutzig, aber dann kommen die Kids raus und sind immer gut drauf, das lässt dich all den Dreck vergessen. Deutschland ist immer prima, wenn du aus Spanien oder Italien kommst, wo die Shows kleiner sind. Dann kommst du her und spielst viel größere Konzerte. Sieht so aus, als hätte Deutschland doch mehr Geld.
MUM: Spanien ist aber ja auch kein armes Land.
R: Das liegt vielleicht daran, wo wir gespielt haben, das war mehr so Ghetto. Deutschland blüht da mehr auf.
MUM: In welchem Land spielt Ihr am liebsten?
R: Schwer zu sagen. Holland mag ich, unser Label ist auch dort, da gibt es einen guten Vibe. Ich mag Deutschland, vor allem Berlin, Hamburg, Frankfurt und Essen. Und Kopenhagen finde ich auch immer wieder toll.
MUM: Spielt Ihr Festivals in Europa dieses Jahr?
R: Nein, nicht groß, wir werden nur im August was spielen. Wir wollten die “Deconstruction-Tour” wieder mitfahren, aber das Line-Up soll sich immer abwechseln, nur NOFX werden als Headliner gehalten. Wir spielen vielleicht Reading oder so. Zu einem richtig großen Festival würde ich als Fan nie hinfahren. Den ganzen Tag hängst du rum, isst völlig überteuerte Sachen, schläfst ungemütlich, da kannst du doch die Musik gar nicht richtig genießen. Das hätte ich vielleicht vor 15 oder 20 Jahren toll gefunden. Ich bin jetzt 36.
MUM: Und jetzt tourt Ihr die ganze Zeit?
R: Auf der Tour jetzt spielen wir noch etwas mehr als zwanzig Konzerte in Europa, dann haben wir drei Wochen frei, wo wir nach Hause fliegen. Danach touren wir zwei Monate in den Staaten, bevor wir nach Irland gehen. Dann geht es noch weiter nach Neuseeland und Australien, mit Pennywise, das wird sicher auch gut.
MUM: Und jetzt am Sonntag, spielt Ihr irgendwo oder schaut Ihr den Superbowl?
R: Ich bin kein American Football-Fan, generell kein wirklicher Sport-Fan.
MUM: Ich dachte, alle Amerikaner interessieren sich für den Superbowl.
R: Die Ignoranten vielleicht. Nein, ich habe Besseres mit meiner Zeit zu tun, als irgendwelchen Leute zuzusehen, was sie tun. Ich mache lieber selber etwas.
MUM: Zu den Gästen auf dem Album. Musstet Ihr sie lange bitten oder sind das sowieso befreundete Bands von Euch?
R: Das sind Freunde, wir kennen die Bands manchmal zehn Jahre oder mehr. Bei “Guilty By Association” dachten wir uns, dass Freddys Stimme gut dazu klingen würde, also fragten wir ihn und er sagte sofort zu. Oder bei “Faster Than The World”, da wollten wir ein paar andere Stimmen haben, also haben wir Dicky, Tim und Roger angerufen. Letzterer kam zusammen mit seiner Frau vorbei, wir hatten viel Spaß. Bei “EZ 2.B. Anti” hatten wir die Stelle, wo “It’s never coming back” gesungen wird. Das erinnerte uns an einen Civ-Song, wo “It’s all coming back” gesungen wird, also riefen wir Civ an, ob er diesen Part nicht singen will.
MUM: Wieviele Leute kommen so zu Euren Gigs in den Staaten?
R: Wenn wir in New York spielen, dann kommen vielleicht 1500 Leute, mal mehr, mal weniger. Bei den meisten Shows sind immer so zwischen 500 und 2000 Leuten da. Wir sind also eine mittelgroße Band dort.
MUM: Was hörst du zuhause eigentlich so, auch viel Hardcore?
R: Das ist wohl immer der größte Fehler, zu denken, dass Harcore-Bands nur Hardcore hören. Ich mag viele verschiedene Sachen, Songwriter wie Tom Waits, und Sachen wie The Verve oder Oasis, wo man mitsingen oder nachts gut dazu einschlafen kann. Wenn ich aufwache, dann höre ich gerne auch irgendwelchen Punk.
MUM: Wenn du die aussuchen könntest, mit welchen Bands es auf Tour geht, wer wäre das?
R: Ich würde eine Band wie Sick Of It All nehmen, Social Distortion, Rancid, Pennywise, NOFX.
MUM: Welchen deutschen Bands aus der Richtung kennst du?
R: Eigentlich nur die Beatsteaks, mit denen wie gespielt haben, und Real, durch unseren Soundmann, der uns die Jungs letztes Jahr vorgestellt hat. Ich kenne mich mit deutschen Hardcore-Bands nicht wirklich aus, was eigentlich schade ist.
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MUM: Mucke und mehr
R: Rusty von H2O