Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
Dokumentarfilm
Regie: Charly Hübner
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: dcmstories.com/movie/element-of-crime-in-wenn-es-dunkel-und-kalt-wird-in-berlin
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Kinostart: 1. Oktober 2024
Element of Crime ist eine der deutschsprachigen Bands, an denen sich die Geister scheiden. Für die einen ist die in Berlin ansässige Formation um den auch als Autor erfolgreichen Frontmann Sven Regener mit ihrem melancholischen, chansonesken, von Bläsern und teilweise Akkordeon bereicherten Rock und Regeners besonderen, bildvollen und poetischen Texten ein absoluter Genuss, den sie immer wieder hören, während andere mit dieser doch speziellen Art der deutschen Musik und auch der besonders akzentuierten Gesangsdarbietung so gar nichts anfangen können. Ein Dazwischen gibt es hier kaum, aber wenn man Fan ist und zu denen gehört, die dem letzten, im April 2023 veröffentlichten Album “Morgens um vier” zur dritten Nummer 2 in den deutschen Albumcharts nach “Immer da wo du bist bin ich nie ” (2009) und “Schafe, Monster und Mäuse” (2018) verholfen haben, dann lohnt sich das Anschauen der Doku “Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin” in jedem Fall.
Gedreht wurde der Film von keinem Geringeren als Charly Hübner, den man vor allem als Schauspieler kennt, der für die ARD-Doku “16 × Deutschland – Menschen, Orte, Geschichten” 2013 aber erstmals mit seiner Episode über Mecklenburg-Vorpommern Regieluft geschnuppert hatte, dann 2017 die Doku “Wildes Herz” über die Band Feine Sahne Fischfilet folgen ließ, um mit “Sophia, der Tod und ich” 2023 kürzlich sein Spielfilm-Regiedebüt und eine herrlich skurrile Komödie um ein ernstes Thema vorzulegen. Nun also widmet er sich Element of Crime.
Wer bei der “deutschsprachigen Band” und “deutschen Musik” oben schon imaginär fingerschnipsend und korrekturwillig den Arm in die Luft reckte, der hat natürlich Recht, begannen Element of Crime nach ihrer Gründung 1985 – vor der Regener und Gitarrist Jakob Friderichs alias Jakob Ilja schon gemeinsam bei der Formation Neue Liebe musizierten, was nicht ausgespart wird – doch mit englischsprachigen Songs. Das Debüt “Basically Sad” von 1986, ein Jahr später die von John Cale produzierte Scheibe “Try to be Mensch” mit 10.000 verkauften Einheiten – die Anfänge klangen noch ganz anders, und so waren natürlich auch die Locations, in denen gespielt wurde.
Hieran knüpft die Doku an, für die Element of Crime im Rahmen einer kleinen Berlin-Tour fünf Spielorte völlig verschiedener Größe auserwählten, und in diesen traten sie dann mit jeweils anderen Support-Acts auf, die sie schon einmal auf ihren Touren begleiteten. Das Ganze symbolisiert die Entwicklung der Band, und von jeder Stätte, in der sie einst schon auftraten, sehen wir nicht nur einen Song aus der jeweiligen Zeit nun neu live mitgeschnitten, zu jeder Phase der anfangs nicht direkt erfolgreichen Bandhistorie hören wir auch die Erinnerungen von Regener, Jakob Ilja und dem seit 1986 zur Band gehörenden Drummer Richard Pappik, eingefangen im Gepräch mit Charly Hübner, den man vermutlich nicht so prominent im Bild sehen würde, wenn er nicht Charly Hübner wäre – wobei er sich aber dezent zurückhält und den Fokus nicht verliert.
Im kleinen, 200 BesucherInnen fassenden Privatclub geht es los, über das Lido (500) und das Kreuzberger SO36 (800) bis hin zum schicken Admiralspalast (1.800) und einem Open-Air-Gig vor 9.000 Fans in der Zitadelle Spandau. Die Jungs erinnern sich an diese Spielorte, aber auch an andere im alten Berlin, von dem passend hierzu auch einiges an Archivmaterial eingestreut wird, ebenso wie TV-Ausschnitte, Interviews, Fotos und mehr von Element of Crime aus all den Jahren.
Diese Mischung gefällt und bietet eine Zeitreise durch die Bandgeschichte und auch ein wenig durch Berlin. Hierbei erfährt man viel Interessantes über die Entwicklung von Element of Crime, deren erstes rein deutschsprachiges Album “Damals hinterm Mond” 1991 zusammen mit Regeners Lust auf schöne Songs eine Neuausrichtung bedeutete, die bis heute Erfolge beschert – und auch über die Menschen hinter der Musik, geben sich Sven Regener, Jakob Ilja und Richard Pappik doch sympathisch und offen. Und dass hierbei dann den Support-Acts Maike Rosa Vogel, Florian Horwath, Isolation Berlin, Von wegen Lisbeth, Steiner & Madlaina und Ansa Sauermann (in der Zitadelle waren letztere beide dabei) auch Raum gegeben wird, in der Doku sprachlich wie musikalisch stattzufinden, weiß ebenfalls zu gefallen. Für Fans von Element of Crime mit Sicherheit ein Muss, dieser Film.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten