Home Film “Gladiator II” – im alten Rom wird wieder gekämpft, und die späte Fortsetzung lässt sich gut anschauen

“Gladiator II” – im alten Rom wird wieder gekämpft, und die späte Fortsetzung lässt sich gut anschauen

Autor: Tobi

"Gladiator II" Filmplakat (© Paramount Pictures)

Gladiator II

Darsteller: Paul Mescal, Pedro Pascal, Denzel Washington, Joseph Quinn
Regie: Ridley Scott
Dauer: 148 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: paramount.de/bobmarley-onelove
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino
Instagram: instagram.com/paramount_pictures_germany
Kinostart: 14. November 2024


Mit “Gladiator” landete der britische Regisseur und Produzent Ridley Scott im Jahr 2000 einen massiven Kinohit. Das zweieinhalbstündige Historiendrama nahm uns atmosphärisch passend mit ins alte Rom, wo der aus Spanien stammende Maximus Decimus Meridius (Russell Crowe) als treuer Kämpfer und wichtiger Vertrauter von Kaiser Marcus Aurelius (Richard Harris) zu einem erfolgreichen römischen Feldherr wird. Als der Regent im Jahr 180 A.D. anstrebt, das Kaisertum abzuschaffen und in einer neuen Republik das Schicksal von Rom wieder mehr in die Hände des Volks zu legen, wird er von seinem verschlagenen Sohn Commodus (Joaquin Phoenix) ermordet – und bald auch die Frau und der Sohn von Maximus in Spanien. Getrieben von Rache und dem Ziel, die Ideen von Marcus Aurelius doch noch Realität werden zu lassen, schafft es der zwischenzeitlich zum Sklaven gewordene Maximus zurück nach Rom und erkämpft sich dort als Gladiator im Kolosseum nicht nur das Ansehen der Bevölkerung, sondern auch eine reelle Rachechance, die er ergreift, auch wenn er selbst am Ende nicht überlebt.

Der fünffach, hierbei auch als “Bester Film” Oscar®-gekrönte, packende Monumentalfilm spielte mit einem Budget von knapp über 100 Millionen US-Dollar mehr als 465 Millionen wieder ein. Nachdem Ridley Scott, der am 30. November 2024 seinen 87. Geburtstag feiern darf, in den letzten Jahren immer wieder bewiesen hat, dass er im Gegensatz zu diversen enttäuschenden Altmeistern der Zunft – wie gerade erst Francis Ford Coppola mit “Megalopolis” oder letztes Jahr Roman Polański mit “The Palace” – immer noch starke Filme zu inszenieren weiß, wie “House of Gucci” (2021) und “Napoleon” (2023), legt er nun mit “Gladiator II” doch noch eine späte Fortsetzung vor, die ein Budget von über 250 Millionen US-Dollar verschlungen haben soll.

Diese eröffnet in gezeichneten Bildern mit Szenen aus “Gladiator” rückblickend und emotional fundierend, bevor wir 16 Jahre später Lucius (Paul Mescal) kennenlernen, der von seiner Mutter einst als junger Teenager sehr plötzlich weggeschickt wurde, da diese ihn in Gefahr sah, seinen Tod befürchtete. So richtig verstanden hat er das nie, wuchs dann aber unter dem Namen Hanno im nordafrikanischen Nubien auf, wo er nicht nur als Bauer mit seiner hübschen Frau Arishat (Yuval Gonen) Glück fand, sondern auch zu einem angesehenen Kämpfer und Anführer wurde, wenn es mal zu Konflikten kam. Solch einer steht dann auch wieder bevor, als der römische Feldherr Marcus Acacius (Pedro Pascal) mit einer Flotte an Kriegsschiffen und einem entsprechenden Heer angreift, um das Römische Reich noch ein bisschen größer zu machen. Der Kampf ist nicht nur für beide Seiten verlustreich, auch Arishat kommt ums Leben, und Hanno wird als einer von mehreren Stärke verkörpernden Gefangenen nach Rom verschleppt.

Hier wird er als Sklave angeboten und dank seines Kampfgeschicks von Macrinus (Denzel Washington) gekauft, der Gladiatoren ausbildet, mal für kleinere Events, vor allem aber dank bester Beziehungen in höhere Kreise für die vor Publikumsmassen stattfindenden Spektakel im Kolosseum in Rom, zur Belustigung der nun als Kaiser-Duo herrschenden Zwillinge Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger). Die beiden hatten in ihrem ebenso tyrannisch wie spielerisch ausgelebten Größenwahn auch Marcus Acacius nach Afrika entsandt, der sich für seinen dortigen Sieg eher widerwillig vom Volk feiern lässt. Insgeheim plant er als Ehemann von Lucilla (Connie Nielsen), der Tochter des einstigen Kaisers Marcus Aurelius, in dessen Gedenken und angewidert vom Treiben der Regenten ihren Sturz und die Machtübergabe an den Senat. Hanno hofft unterdessen durch seine neue Aufgabe als Gladiator, wo er sich im wahrsten Sinne des Wortes prächtig durchschlägt und in ersten Kolosseum-Kämpfen gegen monströse Affen oder einen auf wildem Nashorn stehend einlaufenden Vorzeigeathleten die Sympathien der Menge erobert, auf eine Chance, sich an Marcus Acacius für den Tod seiner Frau zu rächen – und erfährt bald mehr über seine eigene Herkunft.

"Gladiator II" Szenenbild (© Paramount Pictures)

(© Paramount Pictures)

Dass “Gladiator II” einiges mehr an Budget gekostet hat, das kann man sich gut vorstellen – nicht nur, weil in den vergangenen 24 Jahren alles deutlich teurer geworden ist, sondern auch weil der erneut zweieinhalbstündige Film mit einigen besonderen Kampfspektakeln aufwartet – gegen die brutalen Monsteraffen, den das Nashorn wie einen Streitwagen steuernden Römer oder auch als Bootsschlacht im dann mit Wasser gefüllten Kolosseum. Okay, dieses wurde einst – vor allem unter Kaiser Titus – tatsächlich für solche Naumachie genannten Seespektakel geflutet, wie man herausfand, aber wohl nicht mit Haien als dankbare Verspeiser Herunterfallender. Hier schießt der Streifen dann manchmal doch etwas über sein Ziel hinaus, was gar nicht mal nötig gewesen wäre, nimmt er uns doch ansonsten wieder sehr atmosphärisch passend mit ins alte Rom, mit tollen Bildern, zu denen die mit besonderen Spezialeffekten wie den erwähnten ausgestatteten nicht immer zwingend gehören.

Das Drehbuch von David Scarpa, der die Geschichte des Films zusammen mit Peter Craig erarbeitet hat, ist ansonsten für eine Fortsetzung sehr ordentlich und sorgt zusammen mit der guten Inszenierung von Scott dafür, dass sich der pompöse Streifen gut anschauen lässt – unterstützt von gelungener musikalischer Untermalung von Harry Gregson-Williams, der den Score von Hans Zimmer und Lisa Gerrard aus “Gladiator” nicht nur hin und wieder klanglich zitiert, sondern sich auch an diesen anlehnt. Gut, alle, die wie schon bei “Napoleon” nach historischen Fehlern suchen, werden auch hier mit den in den Kampf involvierten Haien sowie einem im Café Zeitung lesenden Adeligen fündig – und die Zwillinge Caracalla und Geta waren eigentlich erst 211 nach dem Tod ihres Vaters Septimius Severus zusammen an der Macht, was mit den 16 Jahren nach der Handlung des ersten Streifens nicht ganz hinhaut, schließlich starb der wahre Commodus 192, im ersten Film sogar deutlich früher … aber hier haben andere Historienfilme schon weit mehr verbockt.

“Gladiator II” ist nicht das so richtig in die Tiefe gehende Meisterwerk wie sein Vorgänger, wo es noch politischer zuging, er enttäuscht aber – wenn man nicht mit völlig falscher Erwartungshaltung herangeht – auch nicht und bietet gute Unterhaltung. Hierbei profitiert die Fortsetzung auch von einer überzeugenden Besetzung, mit dem in der Hauptrolle grandios agierenden Iren Paul Mescal, der ja auch schon in “Aftersun” und “All Of Us Strangers” groß aufspielte, mit dem ebenso herausragenden Denzel Washington als fragwürdigem Strippenzieher im Hintergrund, aber auch mit Pedro Pascal als gefeiertem Feldherr mit eigentlich richtigen Ambitionen und Joseph Quinn als machtbesessenem Geta, mit dem Fred Hechinger als sein Bruder nicht mithalten kann. Nicht zu vergessen sind Lior Raz als Gladiatorentrainer Vigo, Alexander Karim als Gladiatorenarzt Ravi und Connie Nielsen, die als Lucilla aus dem ersten Film ebenso wiederkehrt wie Derek Jacobi als Senator Gracchus.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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