Linkin Park
“From Zero”
(CD, Warner Music, 2024)
Anfang September 2024 war die Katze aus dem Gerüchtesack: Linkin Park meldeten sich wie vermutet und multimedial mit Countdown angedeutet zurück und setzen ihre Bandgeschichte auch ohne den 2017 leider verstorbenen Frontmann Chester Bennington fort. Neben den angestammten Mitgliedern Mike Shinoda (Rap, Gesang, Gitarre, Bass, Keyboard), Brad Delson (Gitarre, Bass, Keyboard), Dave “Phoenix” Farrell (Bass, Keyboard) und Joe Hahn (DJ) gehören nun auch Emily Armstrong als Sängerin und Colin Brittain als Schlagzeuger zum Line-Up der Formation.
Dass diese funktioniert, davon konnten sich die zahlreichen Fans weltweit in einer gestreamten Live-Perfomance ebenso überzeugen wie dann auch noch im September mit einzelnen, über den Globus verstreuten Arena-Shows, von denen eine in Hamburg zelebriert wurde. Während dieser Gigs spielte Alex Feder anstelle von Brad Delson, der verkündet hatte, dass er weiter festes Mitglied der Band bleibe, aber nicht mehr mit auf Tour gehen werde.
Nun ist also das neue Album “From Zero” da, im Titel nicht nur den Neustart nach einem tiefen Loch symbolisierend, sondern auch angelehnt an den ersten Bandnamen Xero, den sie einst vor Linkin Park trugen – was Emily auch im kleinen “From Zero (Intro)” zu erfahren scheint.
Dann wird aber auch direkt abgerockt, mit dem parallel zur Comeback-Verkündung als erste neue Single gebotenen, treibenden, eingängigen und packenden “The Emptiness Machine”, der ersten neuen Linkin-Park-Musik seit sieben Jahren, die mit wechselndem Gesang von Mike und Emily und verhalteneren wie brachialen Passagen zu gefallen weiß – und weltweit mächtig abräumte, u.a. als erste Nummer-Eins-Single der Band in Deutschland.
Insgesamt bieten Linkin Park mit Intro plus zehn Songs gerade einmal 32 Minuten, was alles andere als umfangreich ist, dafür kommen diese gut abwechslungsreich und ohne eine Schwachstelle daher. Die meisten Songs bewegen sich um die 3-Minuten-Marke, hier wird also nie ausgeschweift, und somit ist “Cut The Bridge” mit fast vier Minuten schon die längste Nummer, im Uptempo ebenfalls gut voran gehend mit ruhigerer – passend zum Titel – Bridge.
Das folgende “Heavy Is The Crown” wurde ebenfalls als Vorbote voraus geschickt und präsentiert sich ähnlich wie “The Emptiness Machine” gut abrockendend und packend – und die als offizielle Hymne der League of Legends World Championship 2024 erwählte Nummer bricht einmal mit fettem Geshoute Emilys auch etwas aus.
Schon nach wenigen Songs ist klar, dass die Idee eine sinnvolle war, den aus dem Leben geschiedenen Chester Bennington, dessen Position mit einem anderen Sänger eher schwierig neu zu besetzen gewesen wäre, weiblich mit der aus der Band Dead Sara einigen vielleicht bekannten Emily zu ersetzen. Von den Diskussionen um ihre Person haben wir inzwischen alle genug gelesen – dass sie eine Anhörung des Schauspielers und inzwischen verurteilen Sexualstraftäters Danny Masterson besuchte, bezeichnete sie selbst als Fehler und verurteilte alle Arten von Gewalt gegen Frauen, und dass sie 2013 als Kind zweier Scientology-Kirche-Mitglieder eine Gala der zurecht kritisch gesehenen Organisation besuchte, ist noch lange kein Beleg für ihre Unterstützung, wenn auch sehr fragwürdig. Da einige “Dead Sara”-Texte hier auch eher Kritik durchblicken ließen, sollte man dieser Tatsache aber nicht zu viel Gewicht geben – vor allem, wenn man sich weiter an Filmen mit Tom Cruise oder John Travolta erfreut.
Zurück zur Musik, die dann noch abwechslungsreicher wird mit dem mal im Midtempo getragener, mal flotter angelegten “Over Each Other”, dem brachialen Shout-Knaller “Casualty” und dem sphärisch fliegenden, mit Rap-Parts versehenen, leicht hypnotisch einlullenden “Overflow”. “Two Faced” drückt dann vom Start weg wieder mächtig aufs Pedal, bevor “Stained” geschickt abgehackt zum Kopfnicker wird, das wieder abrockende “IGYEIH” mit Scratches kein Geheimnis daraus macht, dass seine Abkürzung für “I Give You Everything I Have” steht und “Good Things Go” sich abschließend als feine Power-Ballade entpuppt.
Ein zwar etwas kurzes, aber starkes Comeback-Album einer Band, die man mit in Gedanken an Chester wehmütigem, aber vor allem doch freudigem Gemüt gerne wieder hört und die sich hiermit sinnvoll neu ausgerichtet hat, ihrem Stil dabei treu bleibt.
Pünktlich zum Album-Release wurden die Tourdaten für 2025 verkündet – und hier sind Linkin Park dann bei uns live zu erleben:
12.06.2025 – A-Nickelsdorf, Nova Rock Festival
16.06.2025 – Hannover, Heinz von Heiden Arena
18.06.2025 – Berlin, Olympiastadion
20.06.2025 – CH-Bern, Bernexpo
01.07.2025 – Düsseldorf, Merkur Spiel-Arena
08.07.2025 – Frankfurt, Deutsche Bank Park
www.linkinpark.com
facebook.com/linkinpark
instagram.com/linkinpark
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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