Home Film “Der Vierer” – die schlüpfrig anmutende Beziehungskomödie ist wenig reizvoll

“Der Vierer” – die schlüpfrig anmutende Beziehungskomödie ist wenig reizvoll

Autor: Tobi

"Der Vierer" Filmplakat (© LEONINE Studios)

Der Vierer

Darsteller: Julia Koschitz, Florian David Fitz, Friedrich Mücke, Lucía Barrado
Regie: Iván Sáinz-Pardo
Dauer: 90 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.leoninedistribution.com/filme/175102/der-vierer.html
Facebook: facebook.com/LEONINEStudios
Instagram: instagram.com/leoninestudios
Kinostart: 28. November 2024


Deutsche Adaptionen ausländischer Filme können – vor allem im Komödienfach gerne exerziert – durchaus gut funktionieren, wenn es sich um dortige Erfolge handelt, wie bei Sönke Wortmanns “Contra” und “Der Vorname” (der nun sogar zwei eigene Fortsetzungen nach sich zog), die beide Neuverfilmungen französischer Vorlagen waren, oder bei Bora Dagtekins “Das perfekte Geheimnis” als gelungene Umsetzung eines italienischen Hits. Manchmal aber bleiben die deutschsprachigen Neuverfilmungen auch im Mittelmaß stecken und man fragt sich, ob diese denn nun wirklich sein mussten – und ja, so ist es auch bei Iván Sáinz-Pardos “Der Vierer” als Adaption des spanischen Films “Amor En Polvo” aus dem Jahr 2019.

Um etwas neuen Schwung in ihre durch den Alltag und den kürzlichen Auszug des nun erwachsenen Sohnes irgendwie zu gewöhnlich gewordene Ehe zu bringen, entschließen sich Sophie (Julia Koschitz) und Paul (Florian David Fitz), ein besonderes aufregendes sexuelles Abenteuer gemeinsam zu organisieren – einen Vierer in den eigenen vier Wänden. Da die als Anwältin erfolgreiche Sophie alles gerne gut durchgeplant hat und der nach Arbeitsverlust vom Archäologen zum Hausmann mutierte Paul auch nicht nur seinen geliebten Thermomix bestens bedienen kann, wurden die Sexualpartner für den Abend sorgfältig ausgewählt, mit der südländisches Feuer im Blut habenden Spanierin Mia (Lucía Barrado) und dem durch viele Wanderungen über stramme Waden verfügenden Hütten-Andi.

Als diese beiden sich zum Kennenlernen in einer nahgelegenen Cocktail-Bar treffen wird allerdings klar, dass nicht Andi am Start ist, sondern Pauls Kumpel Lukas (Friedrich Mücke), der im Vergleich zur temperamentvollen, Lust ausstrahlenden Mia eher zurückhaltend wirkt. In einem längeren Gespräch müssen die beiden erst einmal miteinander warm werden, was dann auch ausgesprochen gut gelingt, bei Sophie und Paul kommt es aber zu einigen Lust-tötenden Diskussionen, scheinen beide doch sehr unterschiedliche Erwartungen an den Abend zu haben, und im sich aufbauschenden Streit kommen dann auch beziehungsbelastende Dinge zur Sprache.

"Der Vierer" Szenenbild (© LEONINE Studios / Petro Domenigg)

Rendezvous mit Hindernissen: Mia (Lucía Barrado), Paul (Florian David Fitz), Lukas (Friedrich Mücke) und Sophie (Julia Koschitz).
(© LEONINE Studios / Petro Domenigg)

Regisseur Iván Sáinz-Pardo, der an der Münchner Hochschule für Film & Fernsehen studiert hat, könnte man als Macher von teilweise vielfach ausgezeichneten Kurzfilmen oder zuletzt auch Streamingdienst-Serien wie dem Amazon Original “Sebastian Fitzeks Die Therapie” (in Co-Regie) oder dem gerade erst gestarteten Joyn Original “Die StiNos – Ganz besonders stinknormal” kennen. Letztere war die deutsche Adaption der spanischen Serie “Poquita Fe”, und da er 1972 in Madrid geboren wurde, sind ihm viele Stoffe des Landes sicher gut bekannt. Mit “Der Vierer”, für den er basierend auf dem oben genannten spanischen Streifen auch das Drehbuch mitverfasste, legt er nun ein Langfilm-Debüt vor, das leider wenig vom Hocker zu hauen weiß.

Die Eröffnung des Films lässt noch Hoffnung keimen, dass er lustig werden könnte, wobei das mit essbaren Geschlechtsteilen geschmückte Buffet bei weitem nicht so unwitzig wirkt wie Pauls schmerzhafte Intimrasur. Ja, Sophie scheint etwas mehr zu investieren, nicht nur in aufreizende Schale samt zusätzlich ausgepolstertem Push-up-BH, sondern auch an Hoffnungen an den Abend, bei dem man das Gefühl hat, dass die Idee hierzu wohl eher nicht von Paul kam. Nun, zumindest hat er mit Mia ja eine feurige Gespielin in Aussicht, während Sophie dann mal so gar nicht begeistert ist, als sie erfährt, dass nicht der Andi kommen wird, sondern ohne vorherige Absprache mit ihr Lukas – da gibt es nämlich noch ein altes Geheimnis.

Dann verflacht der Film aber rasch zum lauen Kammerspiel mit der schicken Münchener Wohnung und der Cocktail-Bar als Spielorten, und in beiden erzeugen die erzwungen wirkenden Dialoge nicht die erhofften Lacher. Zudem nimmt man dem Streifen seine Handlung immer weniger ab, der letztendlich als schlüpfrige Komödie nicht wirklich lustig ist und auch nicht sonderlich sexy oder reizvoll. Lucía Barrado weiß darstellerisch noch am meisten zu gefallen, insgesamt aber werden einem die Figuren mehr und mehr egal und eine gewisse Spannung ergibt sich lediglich aus der Frage, ob es denn überhaupt noch zum titelgebenden Vierer kommt. In unserer Punktewertung ist dies gelungen, was bei zehn möglichen Zählern aber eben nur unteres Mittelmaß bedeutet.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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