Nachdem Rapper Marten Laciny alias Marteria letztes Jahr bereits den Abschied seines Alien-artig grünen, maskierten und stimmlich hochgepitchten Alter Ego Marsimoto angekündigt hatte, erschien im April 2024 mit “Keine Intelligenz” (lies unsere Rezension hier) ein sechstes, letztes und erneut mit abwechslungsreichem, intelligentem HipHop überzeugendes Album als Marsi, wie er liebevoll abgekürzt wird. Dass nach einigen Festivalauftritten im Sommer noch eine finale Tour anstehen würde, war klar, und an deren vorletztem Abend war das knapp 4.000 Besucher fassende Palladium in Köln dann natürlich auch schon lange ausverkauft, um noch ein allerletztes Mal hier zusammen in grünem Nebel zu feiern.
Eingehüllt von selbigem kam Marsimoto um 21.05 Uhr mit seiner Band auf die von einer riesigen Maske mit Leuchtstreifen und Scheinwerferaugen optisch toll dominierten Bühne und eröffnete mit dem Titelsong seines 2012er-Albums “Grüner Samt”, um danach mit dem Kopfnicker “Washington P.C.” und der tanzbar treibenden Drum-n-Bass-Nummer “KI (Keine Intelligenz)” erst einmal eine Reihe von sieben Stücken aus dem aktuellen Album einzuläuten, nur unterbrochen von “Anarchie” aus “Ring der Nebelungen” (2015). Während bei viele Künstlern die neueren Songs live nur so mittelprächtig mitzureißen wissen, hatte Marsi die Halle auch mit diesen voll im Griff, weil die eingefleischten Fans sie eben auch komplett kennen, und die Stimmung war durchgehend ausgelassen und gut.
Natürlich hatte Marsimoto aber auch reichlich Klassiker aus seiner rund 20-jährigen Karriere im Gepäck, die er in stets passenden Lichtszenarien, bei denen neben Grün auch mal blaue und rote Akzente gesetzt wurden, zelebrierte. Hierbei wurden vor allem aber die Jahre ab 2012 bedacht, also ab besagter “Grüner Samt”-Scheibe, die ihn auf Platz 3 der Charts katapultierte, wohin ihn auch die drei nachfolgenden Longplayer jeweils wieder bringen sollten. Das mitreißende “Grünes Haus”, die pumpenden “Wellness” und “Photoshop”, das tief dröhnende “Absinth” und der fette Smasher “Illegalize It” wurden bejubelt, und natürlich auch das wunderbar sympathische “Eine kleine Bühne” mit dem Aufruf, kleinere Locations und weniger erfolgreiche Acts zu unterstützen. Hierbei schaute Marten auch nach oben zu seinem 2007 geborenen Sohn Louis, der seit letztem Jahr auch als Rapper unter dem Namen Luzey aktiv ist und den Abend als Support-Act eröffnete – mit abwechslungsreichen Beats ausgestattet und engagiert, mit seinen schnelleren Flows aber sicher eher auf jüngeres Publikum ausgerichtet und schon noch nach Nachwuchsrapper klingend, aber er steckt ja auch erst in seinen Anfängen.
Die Masse, aus der hier und dort passend zu Marsimotos weed-affinen Texten süßliche Rauchschwaden aufstiegen, feierte seinen mit Drum-n-Bass und Reggae gewürzten HipHop noch ein letztes Mal so richtig ab, tanzte und warf ihre Hände immer wieder im Takt nach oben. Das ruhigere “Solang die Vögel zwitschern gibt’s Musik” klang dann fast schon nach Abschied und Marsi ging von der Bühne, kam aber für vier Tracks als Zugabe noch zurück. In dieser ging es dann doch noch zurück zu den Anfängen des 2006er-Debüts “Halloziehnation”, zu dem die bekannte Kombi aus “Der Nazi und das Gras” und “Der Döner in mir” gebracht wurde, um dann nach etwas mehr als 90 Minuten mit dem dafür gemachten, getragenen und hinten raus mit Psychedelic-Rock-Anleihen betörenden Abschiedslied “Greenstar” und abgenommener, nach oben zu den Sternen entschwindender Maske abzutreten. Ein tolles letztes Kölner Konzert von Marsimoto, den alle Fans schwer vermissen werden.
Mehr Fotos vom Konzert seht ihr auf unserem Instagram-Kanal oder auch in unserem Album auf Facebook.
_____________________
Links:
Website von Marsimoto
Website des Palladium Köln