Kneecap
Darsteller: Naoise Ó Cairealláin, Liam Óg Ó Hannaidh, JJ Ó Dochartaigh, Josie Walker
Regie: Rich Peppiatt
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: atlas-film.de/kneecap.html
Facebook: facebook.com/AtlasFilm
Instagram: instagram.com/atlasfilm_gmbh
Kinostart: 23. Januar 2025
Nachdem “Kneecap” beim Sundance Film Festival im Januar 2024 den Publikumspreis gewann und es von Irland als Beitrag für die Oscar®-Verleihung 2025 in der Kategorie “Bester Internationaler Film” eingereicht auf die Shortlist schaffte und somit weiter Chancen auf eine Nominierung hat, kommt der Streifen des englischen Regisseurs Rich Peppiatt über das gleichnamige Rap-Trio nun auch auf unsere Leinwände. Erzählt wird die mal wahre, mal fiktionale Entstehungsgeschichte der gleichnamigen Hip-Hop-Combo aus Belfast, von der man hierzulande vermutlich bislang eher weniger gehört hatte, während die Jungs mit ihrem im Juni 2024 veröffentlichten zweiten Album “Fine Art” nach dem Mixtape “3CAG” (2018) auf Platz zwei der irischen Albumcharts stürmten und in Großbritannien immerhin auf Rang 43 kletterten sowie dort beim renommierten Glastonbury Festival auftraten. Und wer könnte die Bandmitglieder authentischer spielen als sie selbst? Keiner, also sehen wir Naoise Ó Cairealláin, Liam Óg Ó Hannaidh und JJ Ó Dochartaigh als sie selbst, wobei mit dem zwar in Deutschland geborenen, aber ab dem Alter von zwei Jahren in Irland aufgewachsenen und dank nordirischer Mutter sowieso mit dortigen Wurzeln ausgestatteten Michael Fassbender auch eine Hollywood-Größe im Film zu sehen ist.
Ihn sehen wir als Arlo Ó Cairealláin, der in Belfast seinem Sohn Naoise schon früh einimpft, dass er sich gälisches Irisch als Sprache nicht verbieten lassen soll, vor allem nicht von den als Besatzern angesehenen Briten. Um als in Anschläge verwickelter Paramilitär deren Verfolgung zu entgehen, täuscht er den eigenen Tod vor und lässt seine Frau Dolores (Simone Kirby) mit der Erziehung des aufmüpfigen, nur spaßbringenden Dingen nachstrebenden Jungen alleine. Im ähnlich gestrickten Liam Óg findet Naoise einen guten Freund und beide hängen auch später noch nicht nur zusammen ab, sondern dealen auch mit Drogen und konsumieren diese gerne. Als Liam Óg nach einer wilden Partynacht von der Polizei festgesetzt wird, verweigert er es, im Verhör Englisch zu sprechen. So kommt es, dass der schüchterne Irischlehrer JJ Ó Dochartaigh gebeten wird, zu übersetzen. Hierbei überliefert er, inspiriert vom Mut des Verhafteten, nicht nur völlig falsche Inhalte, sondern hilft auch, dessen im Notizbuch verstecktes LSD verschwinden zu lassen.
Beeindruckt von halb englischen, halb irischen Texten über Drogen, Sex und die Ablehnung britischer Politik, die er im Buch entdeckt, schlägt JJ nach der Freilassung Liam Óg und seinem Kumpel Naoise vor, sich als Rapper zu versuchen – schließlich hat er noch eine Roland 808 Drum Machine in seiner Garage und könnte ihnen Beats zimmern. Das erste Ergebnis schon klingt gut, und aus einer Idee wird bald eine Band, wobei sich Liam Óg in Mo Chara umbenennt, Naoise in Móglaí Bap und JJ in DJ Próvaí, der sich dann auch noch eine Sturmhaube in den irischen Nationalfarben überzieht, um als Lehrer nicht direkt mit den oft Illegales propagierenden Inhalten identifiziert zu werden.
Als Bandnamen erwählen sie Kneecap – übersetzt “Kniescheibe” und dafür stehend, wie man Gegnern am besten ins Knie schießt, damit sie nicht weglaufen können. Was folgt ist ein Spießrutenlauf zum Erfolg, von ersten kleinen Gigs in Bars kopfschüttelnder Eigentümer bis zu nationaler Bekanntheit, wobei die Polizei die Jungs weiter beobachtet, Detektivin Ellis (Josie Walker) sie zu stoppen versucht, in Radio und Fernsehen Boykotte ausgerufen werden und die RRAD (Radical Republicans Against Drugs) sie auch körperlich bedroht. Doch Kneecap lassen sich nicht kleinkriegen und gewinnen hierbei immer mehr Fans und Aufmerksamkeit.
Mit dem Film “Kneecap” hat sich die Band zu internationaler Bekanntheit katapultiert. Früher sprach man von Sex, Drugs & Rock ‘n’ Roll – was man hier zu sehen und hören bekommt, ist Sex, Drugs & Rap in Reinkultur. Ganz abgesehen davon, dass das gepaart mit einer irrwitzigen, äußerst unterhaltsamen Story jede Menge Spaß bereitet, lässt sich die mal mächtig druckvolle, mal entspannter provozierende Musik der Jungs sehr gut anhören – und ihre Auftritte, von denen man einige ja auch auf YouTube findet, wissen zu packen.
Einiges, was wir sehen, ist fiktional, anderes aber auch nicht. So landete einst zwar nicht Naoise selbst, aber ein Freund von ihm nach dem gemeinschaftlichen Graffiti-Sprayen im Polizeiverhör und weigerte sich, Englisch zu sprechen, und DJ Próvaí, der wirklich ein Schullehrer für irische Sprache war, lernten beide bei einem Musikevent kennen, wo er irische Lieder vorstellte. Einiges an Widerstand gegen sie und ihre Musik ist ebenso nicht erfunden wie die hedonistische Lebensausrichtung, und die stets mitschwingende Abneigung gegen das britische Establishment und die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung von Irland mussten auch nicht gespielt werden. “Every word of Irish spoken is a bullet fired for Irish freedom” erklärt Vater Arlo im Film seinem hier noch jungen Sohn, und das vergaß er nie. Und tatsächlich wurde ja einiges unternommen, um die Sprache auszulöschen, die erst seit 2022 und dem “Identity and Language Act” wieder als offizielle Sprache in Nordirland anerkannt ist – sicher nicht wegen Kneecap, aber sie verhelfen ihr definitiv wieder zu mehr Bewusstsein.
Für den Film, der von Rich Peppiatt rasant und gut inszeniert wurde, haben die Bandmitglieder Schauspielunterricht genommen und machen ihr Ding wirklich gut – wobei einem JJ Ó Dochartaigh immer ein besonderes Schmunzeln abringt, denn ihm nimmt man den Rap-DJ, der er ja wirklich ist, wahrlich nur mit Maske ab, so unschuldig und brav wie er aussieht – aber stille Wasser sind bekanntlich tief. Ob die Oscar®-Chancen für die Jungs weiter leben, wo sie zudem noch für den “Best Original Song” mit “Sick In The Head” auf einer zweiten Shortlist stehen, das werden wir am 19. Januar erfahren – kurz vor dem Kinostart dieses Streifens, den man Fans von Rap und anarchischem Spaß nur empfehlen kann.
Trailer:
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Wir verlosen 3×2 Kino-Freikarten (in Deutschland einlösbar) für den Film. Zur Teilnahme – ab 16 Jahren – einfach das folgende Formular ausfüllen und absenden. Einsendeschluss ist der 22. Januar 2025, damit die digitalen Tickets zum Ausdrucken zum Kinostart bei den GewinnerInnen ankommen. Viel Glück!
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