Die drei ??? und der Karpatenhund
Darsteller: Julius Weckauf, Nevio Wendt, Levi Brandl, Ulrich Tukur
Regie: Tim Dünschede
Dauer: 105 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.DieDreiFragezeichenFilm.de
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Instagram: instagram.com/SonyPictures.de
Kinostart: 23. Januar 2025
Wer in den 80er-Jahren aufwuchs, der kam an der Krimi-Jugendbuch-Reihe “Die drei ???” kaum vorbei, die dann auch in Hörspiel-Form in ihren Bann zu ziehen wussten. Von “Die drei ???” – lange mit Alfred Hitchcocks Namen und Konterfei vermarktet, der aber nie hierfür tätig war, sondern lediglich als Schirmherr und Lizenzgeber diente – erschienen die ersten Übersetzungen der Bücher aus den USA in Deutschland bereits 1968, die Hörspiele folgten dann ab 1979 – und mehr als 45 Millionen Tonträger wurden seitdem verkauft. Die Fanschar war bei uns dann sogar so groß, dass die Serie nach ihrer Einstellung in den Vereinigten Staaten ab 1993 von deutschsprachigen AutorInnen weitergeführt wurde. Und der Erfolg hält eigentlich bis heute an, wo vor allem Erwachsene, die einst mit der Reihe aufwuchsen, sich Umsetzungen oder Lesungen mit den drei bekanntesten Sprechern Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) auch mal auf der Bühne anschauen (und das auch in den größten Hallen) oder Klassiker der Buchreihe seit 2019 gelesen von bekannten SchauspielerInnen, MusikerInnen oder sonstigen KünstlerInnen angehört werden können.
Kein Wunder also, dass auch Kinofilme folgten. “Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel” (2007) lockte über 800.000 BesucherInnen ins Kino, und eigentlich war das Ganze als Trilogie geplant, die dann nach dem dürftigen Zuspruch des nicht einmal 600.000 ZuschauerInnen die die Säle ziehenden Nachfolgers “Die drei ??? – Das verfluchte Schloss” aber vorzeitig beendet wurde. Nach einiger Pause war es dann Sony Pictures, das für eine Leinwandrückkehr des Jugenddetektiv-Trios sorgten, und “Die drei ??? – Erbe des Drachen” wartete 2023 im Gegensatz zu den auf Klassikern basierenden Filmen von damals mit einer neu erdachten Geschichte auf – und natürlich mit einer neuen Besetzung, in der Julius Weckauf die Rolle von Justus Jonas übernahm, Nevio Wendt als Peter Shaw zu sehen war und Levi Brandl den Bob Andrews gab. Dank mehr als 1,5 Millionen Besuchern sehen wir sie nun wieder in “Die drei ??? und der Karpatenhund”, welches dann doch wieder auf einen Romanklassiker der Reihe zurück geht, in Deutschland einst 1978 als Band 21 erschienen und unter Fans sehr beliebt.
Durch das Lösen ihres letzten Falls in einem rumänischen Schloss sind Justus, Peter und Bob als Nachwuchsdetektiv-Trio “Die drei ???” im heimischen Rocky Beach im US-Staat Kalifornien noch weit bekannter geworden als zuvor und bekommen ihn ihrem als Zentrale dienenden, stillgelegten Wohnwagen, der auf dem Schrottplatz von Justus’ Onkel Titus (Florian Lukas) und Tante Mathilda (Jördis Triebel) steht, so manchen Anruf. Hierbei handelt es sich allerdings vor allem um weniger angestrebte Probleme wie entlaufene Haustiere oder verlorene Stofftiere – da war das Motto “Wir übernehmen jeden Fall” auf ihrer Visitenkarte vielleicht doch etwas unspezifisch.
Umso mehr freuen sich die Jungs, als Fenton Prentice (Ulrich Tukur) an sie heran tritt und schildert, dass es in seiner Wohnung zu spuken scheint, da immer wieder unerklärliche, furchtbare Laute aufheulen und sich Gegenstände wie von selbst bewegen. Als Justus, Peter und Bob mit ihren Nachforschungen beginnen wird ihrem Auftraggeber dann auch noch der “Karpatenhund” gestohlen, eine wertvolle Kristallskulptur, die er als Galerist übergangsweise zu Hause für eine Retrospektive mit Kunstwerken seines gerade verstorbenen Freundes Edward aufbewahren wollte. Hängt dies mit den anderen Vorkommnissen zusammen? Die Jungs stellen rasch fest, dass so einige der Nachbarn im Apartmentkomplex “Mulholland View” in Los Angeles, in dem Mr. Prentice wohnt, verdächtig erscheinen.
Im Vergleich mit dem neu geschriebenen, moderneren “Die drei ??? – Erbe des Drachen” wirkt “Die drei ??? und der Karpatenhund” schon weit traditioneller, mit einigen kniffligen Momenten und diversen merkwürdigen Figuren rund um den Swimming Pool. Zu diesen gehört nicht nur die neugierig alles beobachtende sowie belauschende und gerne auch als Plaudertasche fungierende Appartment-Verwalterin Evelyn Boogle (Sunnyi Melles), auch der esoterisch gesteuerte und teilnahmslos bis verpeilt wirkende Yoga-Fan Sonny Elmquist (Johannes Nussbaum) fällt auf, Edwards unorganisiert anmutender Bruder Charles Niedland (Bernd Hölscher), die flippige Alexandra Hassell (Tamara Lopez), der grummelige John Murphy (Christoph Bach) oder eher aufgeschlossen und positiv die hier in L.A. auf eine Schauspielkarriere hoffende, junge Gwen Chalmers (Sira-Anna Faal) – und auch der ewige ???-Widersacher Skinny Norris (Filip Schnack) ist wieder mit von der Partie. Auch Inspector Cotta (Philipp Christopher) wüsste nur zu gerne, was hier vorgeht, aber die Jungs lösen den Fall doch lieber in Eigenregie.
Mit Tim Dünschede als Regisseur, Anil Kizilbuga als Drehbuchautor, ???-Buchautor André Marx als dramaturgischem Berater und Holger Jungnickel als Kameramann wurde die Fortsetzung in die gleichen Hände gelegt wie beim Vorgänger und wirkt direkt vertrauter in der Sonne Kaliforniens, die für den Dreh in 72 Tagen auf Gran Canaria simuliert wurde. Die deutlich älter gewordenen Nachwuchsdetektive spielen wieder ordentlich, wobei Nevio Wendt als findiger Peter Shaw und Levi Brandl als sachlich ruhiger Bob Andrews noch glaubhafter wirken als der einst durch seine Hauptrolle in “Der Junge muss an die frische Luft” schlagartig sehr bekannt gewordene Julius Weckauf, der den neunmalklugen Justus Jonas etwas zu sehr mit dauerhaft grübelndem Gesicht gibt. Von den bekannten erwachsenen DarstellerInnen wissen vor allem Ulrich Tukur und Sunnyi Melles zu gefallen.
“Die drei ??? und der Karpatenhund” lässt sich für Kinder so bis 13 oder 14 Jahre sicher ganz gut anschauen, und die FSK-Einstufung ab 6 macht auch Sinn auf Grund der etwas gruseligen Momente mit lautem Geheule oder einem ominösen Phantom. Auch totale Fans der Reihe älteren Semesters bekommen einiges geboten, mit Verweisen auf die berühmten Cover-Artworks von Grafikerin Aiga Rasch oder Reminiszenzen an andere alte Fälle – auch im Finale. Dieses wirkt allerdings in der Auflösung nicht komplett konsequent oder schlüssig, und auch die deutlich überzeichneten Figuren stoßen einigen Eltern vielleicht etwas negativ auf, neben einer für sie sicher nicht gerade packenden Handlung. Kinder aber wird das nicht groß stören.
Diesmal braucht man übrigens nicht erst lange rätseln, ob es denn noch einen Fall mit den momentanen Darstellern geben wird, hat man doch basierend auf Band 100 der Reihe aus dem Jahr 2001 “Die drei ??? – Toteninsel” gleich einen weiteren Film mitgedreht. So stellt man auf jeden Fall sicher, dass die Jungs immernoch gleich aussehen – dann Anfang 2026 wohl im Kino zu erleben.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten