Iggy Pop
“Live at Montreux Jazz Festival 2023”
(CD + Blu-ray, earMUSIC, 2025)
Am 6. Juli 2023 spielte Iggy Pop seinen insgesamt dritten Auftritt beim legendären Montreux Jazz Festival, und ein Mitschnitt des Gigs erscheint nun eineinhalb Jahre später als Blu-ray+CD Digipak, als Doppel-Vinyl-LP mit Gatefold-Cover und digital.
Dass das Festival am Genfersee schon bald nach seiner Gründung im Jahr 1967 musikalisch weit mehr als Jazz beheimatete, das ist bekannt – und doch hat Iggy ja sogar Wurzeln, die ihn zumindest beinhalteten. Mitten der 60er-Jahre schließlich sorgten The Stooges um Sänger Iggy mit ihrem rauen Mix aus Rock, Blues, R&B und eben auch Free Jazz für viel Furore in der Musiklandschaft, und die Band aus Ann Arbor im US-amerikanischen Michigan legte damals den Grundstein für das, was später gemeinhin als Punk und Alternative Rock bekannt wurde.
Der beim Konzert 76-jährige Musiker, der seit 1977 solo aktiv ist, war mit einer siebenköpfigen Band in die Schweiz gereist und bot mit dieser im ausverkauften Stravinski Auditorium Songs aus seiner gesamte Karriere, von den Stooges bis zum Anfang 2023 veröffentlichten Album “Every Loser”. Auf der Blu-ray, wo man das Ganze nicht nur hören sondern auch sehen kann, geht es mit “Rune” los, auf CD und Vinyl sowie dem digitalen Audio ist im hier 85-minütigen Mitschnitt das energetische “Five Foot One” aus dem Jahr 1979 der erste Song.
Dieser kam im flotteren Tempo damals bereits mit ergänzenden Bläserklängen daher, und so passte Iggys Montreux-Besetzung mit Trompeter und Posaunist natürlich bestens, irgendwie ja auch zum Jazz im Namen des Festivals, der im Song nicht verborgen bleibt.
Der wie im Video zu sehen zwar natürlich in die Jahre gekommene, aber weiterhin munter über die Bühne wirbelnde Iggy brauchte dann aber auch nicht lange um klarzumachen, dass er nicht umsonst als “Godfather of Punk” bezeichnet wird. Das mit einem lauten Schrei eröffnete “T.V. Eye” aus 1970 und “Raw Power” als Titeltrack des 1973er-Stooges-Albums – das schon unter dem Namen Iggy And The Stooges erschien und von dem später auch noch die gleichfalls krachigen “Death Trip” und “Search And Destroy” folgen sollten – sorgten für reichlich Geschrammel und einen äußerst kraftvollen Einstieg ins Konzert.
Hier reihte sich “Modern Day Ripoff” vom aktuellen “Every Loser” gut ein, das mit seinen Pianoklängen noch eine gehörige Portion Rock ‘n’ Roll beinhaltete, bevor der ebenfalls von “Raw Power” stammende Klassiker “Gimme Danger” dann mal eine ruhigere, getragene Phase beinhaltete.
Hiermit ging es dann über zu zwei der bekanntesten Nummern aus Iggys langer Karriere, als das gemütlichere “The Passenger” aus dem 1977er-Longplayer “Lust For Life” mit seiner La-La-La-La-Mitsingpassage ebenso erklang wie der im Uptempo groovende, eingängige Titelsong der Scheibe, auch hier jeweils interessant mit Bläsern versehen.
Mit dem dahin treibenden “Endless Sea” aus der 1979er-Scheibe “New Values” bot Iggy dann einen tollen Song zum Runterkommen, der sich in dieser tollen atmosphärischen Liveversion mit Reggae-Anleihen und hinten raus auch den Bläsern bestens anhören lässt. Kurz darauf gab es mit “Sick Of You” einen weiteren zunächst getragenen Klassiker, diesmal aus der Stooges-Zeit und stilistisch irgendwie anfangs auch an The Doors erinnernd, bis die Nummer nach der Hälfte wild ausbricht.
Das gute alte “I Wanna Be Your Dog” aus dem Stooges-Debüt fehlte dann auch nicht und bot eine ruhige Mitsing- und Ansprache-Stelle, bevor Iggy die Energie mit “…and lose my heart on the burning sands in fucking Switzerland” wieder voll anzog. Das sich fast sieben Minuten lang schleppende “Mass Production” im Midtempo, das reduziert hypnotische “Nightclubbing” oder das geradlinig abrockende “Down On The Street” – keine Frage, Iggy bot hier ein abwechslungsreiches Konzert, das seinen besonderen Reiz vor allem aus der Bläser-Zugabe gewann, die zu interessanten Arrangements führte. Mit “Loose” aus 1970 und dem mitreißenden “Frenzy” als Opener von “Every Loser” beendete Iggy einen guten Gig, der seinen Fans gefallen dürfte, auch wenn sein größter Hit “Real Wild Child (Wild One)” ausgespart wurde.
Die komplette Tracklist:
01. Rune*
02. Five Foot One
03. T.V. Eye
04. Modern Day Ripoff
05. Raw Power
06. Gimme Danger
07. The Passenger
08. Lust For Life
09. Endless Sea
10. Death Trip
11. Sick Of You
12. I Wanna Be Your Dog
13. Search And Destroy
14. Mass Production
15. Nightclubbing
16. Down On The Street
17. Loose
18. Frenzy
(* Blu-ray/Download nur als Video)
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Bewertung: 8 von 10 Punkten
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