Schneewittchen
Darsteller: Rachel Zegler, Gal Gadot, Andrew Burnap, Ansu Kabia
Regie: Marc Webb
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.disney.de/filme/schneewittchen-2025
Facebook: facebook.com/disneydeutschland
Instagram: instagram.com/disneydeutschland
Kinostart: 20. März 2025
Über das Live-Action-Remake von “Schneewittchen” wurde im Vorfeld schon so viel geschrieben, dass man beim alten Grundsatz “any promotion is good promotion” alles richtig gemacht hätte. Leider ging es hier allerdings vor allem um Kontroversen und kritische Kommentare, so dass man nun froh ist, sich mit dem finalen Film selbst ein Bild machen zu können. Wir nehmen es vorweg, Disneys mit viel CGI durchsetzte Realverfilmung seines Zeichentrickklassikers “Schneewittchen und die sieben Zwerge” aus dem Jahr 1937, der auf dem Märchen “Schneewittchen” der Brüder Grimm basierte, hat mehr Schatten als Licht.
Dabei durchflutet selbiges doch das Reich des Königs (Hadley Fraser) und der Königin (Lorena Andrea), die sich liebevoll um ihre Tochter (Emilia Faucher) kümmern, die einst an einem verschneiten Tag geboren wurde und daher den Namen Schneewittchen trägt. Auf dem so gerne erblickten Spiegelbild der drei im Brunnen des Hofgartens fehlt dann aber leider irgendwann die Mutter, die auf Grund einer Krankheit verstarb. Noch trauriger wird Schneewittchen dann, als auch der Vater verschwindet und nur seine neue Gemahlin als Regentin verbleibt, die sich als böse Königin (Gal Gadot) heraus stellt.
Und nicht nur verschlagen, auch überaus narzisstisch ist sie, der ein verwunschener Spiegel jeden Tag wieder bestätigen muss, dass sie die Schönste im Reich ist – bis jener eines Tages verlauten lässt, dass die herangewachsene Schneewittchen (nun Rachel Zegler) ihr den Rang der Beauty-Queen ablaufe. So schickt die böse Königin die Stieftochter zum Äpfel-Ernten mit einem Jäger (Ansu Kabia) in den Wald, der sie umbringen soll, und ihr Herz in einer mitgegebenen Schatulle möge Beweis sein.
Apropos Herz, über dieses bringt der Jäger es nicht, die immer freundliche Prinzessin zu emilinieren, und so lässt er sie entkommen. Im Wald gelangt Schneewittchen auch dank der besorgt leitenden Tiere dann an ein Haus, in dem magische Wesen leben – sieben an der Zahl und vom Charakter her sehr unterschiedlich. Sie nehmen das Mädchen auf, welches zudem noch auf eine Bande trifft, die von Reichen nimmt und Bedürftige unterstützt – und hier lernt sie vor allem den charmanten Jonathan (Andrew Burnap) näher kennen und es knistert zwischen den beiden. Inzwischen hat die böse Königin leider natürlich von ihrem Spiegel erfahren, dass Schneewittchen noch lebt, und nachdem ihre Truppen dank deren neuer Freunde scheitern, sie zurück in den Palast zu bringen, macht sie sich in eine alte Frau verwandelt mitsamt einem Todesapfel auf, um das Problem selbst zu lösen.

(© Disney. All Rights Reserved.)
Ja, gut bemerkt, in der neuen “Schneewittchen”-Version ist so einiges anders, und nur wenig hiervon wurde zum Guten geändert. Dass Schneewittchen nicht mehr so heißt, weil sie weiße Haut hat, das nimmt man noch locker in Kauf, schließlich wäre dies mit Rachel Zegler als Tochter einer kolumbianischen Mutter optisch nicht mehr schlüssig gewesen – und die Hauptdarstellerin singt toll und sieht in passender Garderobe, die noch am nächsten am Original scheint, auch sehr nett aus. Ob sie hiermit nun in puncto Schönheit eine Gefahr für Gal Gadot werden kann, da gehen die Meinungen wohl auseinander, aber auch dies sollte noch keinen großen Diskussionpunkt darstellen.
Der neue Film ist ansonsten aber zum einen entbrutalisiert worden, so liegt zum Beispiel nun anstatt eines Schweineherzens ein Apfel in der vom Jäger zurück ins Schloss gebrachten Schatulle – was ehrlich gesagt ein wenig auffälliger sein sollte – und auch das hier nicht verratene Ende ist sanfter. Zum anderen wurden alle Handlungs-Hebel in Bewegung gesetzt, um das Frauenbild zu ändern. Schneewittchen arbeitet nicht mehr als in Lumpen Stufen schrubbende Dienstmagd am Hof der verstorbenen Eltern, Schneewittchen sehnt sich nicht mehr nach einem starken Mann, Schneewittchen schlägt nicht mehr vor, für die magischen Wesen zu kochen und zu putzen, und Schneewittchen braucht auch keinen Prinzen mehr, um sie wachzuküssen. Dafür gibt es ja nun besagten holden Jonathan, dessen Truppe in Robin-Hood-Manier agiert und der in sie verschossen den Kuss wahrer Liebe bringen kann – wobei er selbst erst noch eingekerkert wird, um noch eine Prise mehr Abenteuer zu streuen und auch ihm als Mann noch etwas mehr Heldenhaftes zu ermöglichen.
Und überhaupt, warum sind die Zwerge keine Zwerge mehr sondern magische Wesen, wenn es sich um die Adaption klassischen Materials handelt? Kleinwüchsige Darsteller empörten sich, dass man ihnen nun diese prädestinierten Rollen wegnehmen würde. Dafür hat man jetzt völlig neu integriert Jonathans Bande und die etwas kleineren Waldhaus-Bewohner kommen nun aus dem Computer. Dies sorgt für eine sehr merkwürdige Optik und passt hiermit zum viel zu künstlichen Aussehen des Streifens, in dem auch die animierten Tiere nicht wirklich echt aussehen – inmitten eines kitschvollen, bunten, opulenten Ambientes.
Mal etwas Positives: Für den neuen “Schneewittchen”-Film sind statt der nun wirklich nicht mehr passenden Stücke aus den 1930er-Jahren einige ordentliche Lieder entstanden, die von Zegler auch sehr gut gesungen werden – wir haben die Originalfassung gesehen und können über den deutschen Gesang von Sophia Riedl nichts sagen, dieser wird aber vermutlich ebenfalls wenig Grund zur Kritik geben. Ein wenig angelehnt an Hits aus anderen Musical-Filmen wirken Songs wie “Good Things Grow” (“Was hier wächst wird gut”) oder “Waiting on a Wish” (“Ich wünsch es wäre wahr”) zwar, aber die Musik fällt trotzdem nicht negativ auf – und das bekannte “Hei-Ho” gibt es auch noch.
Insgesamt aber ist “Schneewittchen” das bisher schwächste von Disneys Live-Action-Remakes seiner Klassiker und wirkt in dieser erzwungen dem Zeitgeist mit mehr feministischer Power weit mehr als notwendig gehorchenden Fassung schlicht überflüssig. Für Kinder, die das Original bzw. Märchen nicht kennen, kann das sicher funktionieren – für älteres Publikum ist diese neue Version, die auch rund 20 Minuten zu lang geworden ist, aber weniger reizvoll.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten
