Home Film “Beating Hearts” – intensives Drama über eine schicksalhafte Liebe

“Beating Hearts” – intensives Drama über eine schicksalhafte Liebe

Autor: Mick

"Beating Hearts" Filmplakat (© STUDIOCANAL)

Beating Hearts

Darsteller: Malik Frikah, Mallory Wanecque, Adèle Exarchopoulos, François Civil
Regie: Gilles Lellouche
Dauer: 160 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.arthaus.de/beating_hearts_10473
Facebook: facebook.com/ARTHAUS
Instagram: instagram.com/arthaus.de
Kinostart: 27. März 2025


Es ist schon irgendwie eine Amour Fou, eine obsessive Liebe, die Jackie und Clotaire verbindet. Nicht zufällig hat Gilles Lellouche („Ein Becken voller Männer“) seine neue Romanadaption „Beating Hearts“ im Original ganz jugendsprachenkonform „L‘Amour Ouf“ genannt, denn seine beiden Hauptfiguren durchleben hier über gut zweieinhalb Stunden eine klassische Romeo-und-Julia-Geschichte, die uns gleichermaßen fesseln und mitnehmen soll.

Zum ersten Mal begegnen sich die 15-jährige Jackie (Mallory Wanecque) und der 17-jährige Clotaire (Malik Frikah) im Nordfrankreich der tiefen 80er, als er schon längst die Schule geschmissen hat und mit seiner Halbstarkenclique nichts Besseres zu tun hat, als die mit dem Bus ankommenden Schüler vor dem Gymnasium zu belästigen. Das lässt sich aber die selbstbewusste Jackie nicht gefallen und verguckt sich beim folgenden Wortwechsel prompt in den niedlichen Outlaw. Es ist der von Lellouche schön eingefangene, magische Ausgangspunkt einer Liebe, die für alle Beteiligten von vornherein unter keinem guten Stern steht.

Ist es anfangs noch vor allem die Faszination eines Teenagers für den coolen Bad Boy, die den alleinerziehenden Vater der wohlbehütet aufwachsenden Jackie beunruhigt, wird daraus spätestens mit dem geteilten Erlebnis des ersten Sex eine tiefe, unerschütterliche Zuneigung der beiden so unterschiedlich sozialisierten Kids. Denn Clotaire bekommt schon als eines von vielen Kindern eines Hafenarbeiters keinesfalls die gleiche Aufmerksamkeit im Elternhaus wie Jackie, erfährt auch häusliche Gewalt und bleibt trotz seiner liebevollen Mutter überwiegend sich selbst überlassen. Anders als bei Jackie also keine guten Voraussetzungen für eine akademische Karriere, und so fällt er dann auch eher durch Kleinkriminalität als durch regelmäßige Teilnahme am Unterricht auf.

Trotzdem muss man auch ihm zumindest im Umgang mit Jackie eine gewisse Sensibilität bescheinigen, die der schlaueren Freundin weiterhin den Schulbesuch erlaubt, selbst wenn er sie gerne ständig an seiner Seite hätte, und sich auch sie fürs Schwänzen durchaus empfänglich zeigt. Es ist wirklich glaubhaft gespielt und untermalt vom nostalgischen 80s-Soundtrack schön anzuschauen, wie die beiden einander regelrecht verfallen, bevor Regisseur Lellouche unvermeidlich die schon in seinem finsteren Intro angedeutete Tragik ins Spiel bringt. Durch seine Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft nämlich wird Clotaire schnell zum Handlanger der Kiezgröße Brosse (herrlich verschlagen: Benoît Poelvoorde) und macht so bald die nächsten Schritte seiner kriminellen Karriere.

"Beating Hearts" Szenenbild (© Cédric Bertrand - 2023 – TRESOR FILMS - CHI-FOU-MI PRODUCTIONS –STUDIOCANAL – FRANCE 2 CINEMA – COOL INDUSTRIE – PICTANOVO – ARTEMIS PRODUCTIONS)

Jackie (Mallory Wanecque) und Clotaire (Malik Frikah)
(© Cédric Bertrand – 2023 – TRESOR FILMS – CHI-FOU-MI PRODUCTIONS –STUDIOCANAL – FRANCE 2 CINEMA – COOL INDUSTRIE – PICTANOVO – ARTEMIS PRODUCTIONS)

Dass er sich in der Schlüsselszene des Films bei einem gründlich missglückenden Raub plötzlich in einem spontanen Anfall von Empathie um einen angeschossenen Wachmann kümmert und deshalb statt Brosse‘ Sohn ins Gefängnis geht, ist daher kaum nachvollziehbar und wirkt ein wenig ungelenk allein der Dramaturgie geschuldet. Die sieht das ohne Zweifel als Wendepunkt der leidenschaftlichen Liebe vor, an dem selbst der besessenen Jackie klar wird, dass sie ihr Leben zukünftig ohne Clotaire gestalten muss.

Cut. Inzwischen sind 10 Jahre vergangen, als Clotaire (jetzt: François Civil) endlich aus dem Knast kommt und noch eine Rechnung mit Brosse‘ Sohn zu begleichen hat. Der hat mittlerweile Papa beerbt, ist jetzt der Big Boss im Geschäft und keinesfalls gewillt auf Clotaires Kompensationsforderungen einzugehen. Was kommt, ist unschwer zu erraten und mündet in einem brutalen Rachefeldzug Clotaires, der schnell eine Gegenorganisation auf die Beine stellt und die Brosse-Gang herausfordert. Aber da ist ja noch die unsterbliche Liebe zu Jackie (jetzt melancholisch: Adèle Exarchopoulos), die immer noch in ihm brennt und befriedigt werden will. Der allerdings steht die Zweckehe mit ihrem Ex-Chef im Weg, in der sich Jackie längst eingerichtet hat, und die die Dinge bei Clotaires Auftauchen kompliziert werden lässt.

Lellouche gelingt es hier, uns mit seinem emotionalen Rundumschlag zu packen, auch wenn sich seine Hauptakteur:innen hier durch die Bank als ziemliche Arschlöcher erweisen. Seine Mischung aus Gewaltexzess und tragischer Liebesgeschichte jedoch ist so kurzweilig und authentisch inszeniert, dass man ihr auch ihr Pathos und die kleinen Dellen im Drehbuch verzeiht, die sein Paar hier gegen alle Widerstände immer wieder zueinander führen. So ist sein Film vor allem als ein einziges, intensives Plädoyer für die eine wahre Liebe zu verstehen, die wirklich nichts zerstören kann. Was aber bei zusätzlicher Sympathie für seine beiden Hauptfiguren gewesen wäre, erfahren wir leider nicht.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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