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Archive – Kritik des Konzerts in Köln am 25. November 2016

Autor: Tobi

Am Abend des milden 25. November 2016 wurde es voll in der Kölner Kantine. Das Musikerkollektiv Archive hatte sich angesagt, und deren Klasse, vor allem auch die ihrer Live-Konzerte, hat sich schon lange herum gesprochen. Folgerichtig war die Kantine ausverkauft und ca. 1000 Fans freuten sich auf die Band aus London. Vorab spielten Dr(Dr)one (was sich wohl Doctor Drone aussprechen mag) aus Paris einige Stücke, die mehr sphärische Klangwelten aufbauten, als in typisches Songschema zu passen – auch mal etwas rockig ab und an. Recht interessant und als Support völlig okay.

Kurz nach 20 Uhr kamen dann Archive auf die Bühne. Zu sechst eröffneten sie das Konzert mit “Driving in Nails” aus dem neuen Album “The False Foundation”. Schnell stellte sich heraus, dass diese Scheibe stark im Fokus des Konzertes stehen sollte und dass von den heißgeliebten Klassikern nur wenige auf dem Zettel standen. Mit “Sell Out”, “Stay Tribal” und dem Titelstück “The False Foundation” folgten gleich noch drei weitere Songs aus dem Album, welches eine solide Archive-Scheibe darstellt, aber ganz sicher nicht ihre beste. Interessant war es, wie Archive das doch recht elektronisch arrangierte Album live in weit rockigerer Manier umzusetzen wussten, und so konnten sie das Publikum auch wieder gut in ihren Bann ziehen.

Als Frontmänner und Gitarristen agierten natürlich wieder Pollard Berrier, der mit seinem schwarzen Umhang und Hut sowie langen Haaren etwas so aussah, als würde er zum Casting für einen Fantasy-Streifen unterwegs sein, und Dave Pen. Ansonsten waren natürlich die kreativen Köpfe Darius Keeler und Danny Griffiths an Synthesizern aktiv, Jonathan Noyce als Bassist und Smiley an den Drums. Als weibliche Stimme war wie schon letztes Jahr die hübsche Holly Martin dabei – nachdem kein einziger Song mit Frauengesang auf dem aktuellen Album vertreten ist, war dies ja durchaus nicht selbstverständlich. Zum fünten Song des Abends kam Holly auf die Bühne und sang dann einige Stücke, vom Vorgängeralbum “Restriction” gab es “Crushed” und “Kid Corner”, vom 2012er-Werk “With Us Until You’re Dead” wurde “Hatchet” gespielt.

Generell war es so, dass Archive mit Sicherheit wieder einen starken Auftritt hinlegten, musikalisch zwischen Elektrosphären und Rock wieder sehr gefangen nehmend und auch optisch mit einigen Projektionen und guten Lichter-Einsatz reizvoll aufgemacht. Die Auswahl der Songs überzeugte mich diesmal aber nicht vollends. Das aktuelle Album wurde fast komplett gespielt, lediglich “The Pull Out” und das feine “A Thousand Thoughts” fehlten. Von den älteren Stücken aber ließen sie die meisten Perlen und Fanlieblinge wie die epischen Songs “Lights”, “Again” und “Finding It So Hard” oder Songs wie “Fuck U” oder “Sleep” leider aus. Aus dem starken 2004er-Album “Noise” gab es statt dessen “Pulse” – natürlich nicht schlecht, aber doch nicht vergleichbar mit den heißgeliebeten, genannten Songs. Lediglich “Bullets” aus dem 2009er-Album “Controlling Crowds” und das in den Zugaben gespielte “You Make Me Feel” von der 1999er-Scheibe “Take My Head” ließen sich als beliebte Klassiker einstufen – da hätte doch gerne einiges mehr kommen können. Irgendwie war es in Köln sowieso komisch mit den Zugaben. Ohne eine wirkliche Pause nach dem schönen “Blue Faces”, in der die Zuschauer die Chance hatten, ihrer Begeisterung nochmal Gehör zu verschaffen, gingen sie mit “Bright Lights” los, auf das dann eine noch unbekannte, schöne Nummer folgte, bei der Holly ihre mal energische, mal sanfte, schöne Stimme nochmal richtig zur Geltung bringen konnte, zusammen mit genanntem “You Make Me Feel”.

Dann aber folgte nur noch “Feel It”, ebenfalls von “Restriction” – und das in bisher allen anderen Tourstädten noch gespielte “Controlling Crowds” wurde hier ausgelassen. Warum? Die Fans applaudierten noch minutenlang, selbst als das Licht und die Musik angingen, aber ohne Erfolg, dabei hatte man, wenn man sich die Setlist der anderen Städte angeschaut hatte (und so ist das heute nunmal), zumindest diesen Song noch erwartet – und auf die kürzere Version von “Again” gehofft, welche Archive auch in einigen Städten noch als Abschluss gebracht hatten. Schade, die Stimmung im Saal war doch sehr gut gewesen. So ging man mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause – Archive sind immer einen Besuch wert und mit knapp 100 Minuten war das Konzert ja auch in puncto Länge völlig okay, die Songauswahl aber hat man halt schon oft besser gesehen bei Archive.

Die komplette Setlist:

Driving in Nails
Sell Out
Stay Tribal
The False Foundation
Crushed
Hatchet
Kid Corner
Pulse
Splinters
The Weight of the World
Bullets
Blue Faces
———–
Bright Lights
Unknown (new song)
You Make Me Feel
Feel It
_____________________
Links:
Website von Archive
Facebook-Page von Dr(Dr)one
Website der Kantine Köln

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