Am verregneten Abend des 4. März 2015 wurde es in der Kölner Schanzenstraße mal wieder voll. Während gegenüber im Palladium Katzenjammer zum Konzert baten, gaben sich im E-Werk Archive mal wieder die Ehre. Kein Wunder, dass die Halle mit geschätzten 1500 Besuchern mal wieder gut gefüllt war, hat sich die Klasse, besonders auch Live-Klasse von Archive inzwischen schon lange herum gesprochen.
Statt einer Vorband hatten Archive ihren 40-minütigen Kurzfilm “Axiom” im Gepäck und zeigten diesen ab 20 Uhr. Eine natürlich bestens gelungene Einstimmung auf das Konzert mit schon vorab viel Archive-Musik zu teilweise sehr verstörenden Schwarz-Weiß-Bildern. Um 21 Uhr dann kam das Archive-Kollektiv auf die Bühne. Neben den beiden Frontmännern und Gitarristen Dave Pen und Pollard Berrier war statt Maria Q diesmal Holly Martin als Sängerin dabei und kam für eine durchaus amtliche Anzahl an Songs auf die Bühne, um mit ihrer schönen Stimme mal energischer, mal sanft zu überzeugen … und optisch ist Holly ja auch durchaus eine Bereicherung als hübsche, sich auch geschmeidig zur Musik bewegende Frontfrau. Ansonsten waren natürlich Darius Keeler und Danny Griffiths an Synthesizern genauso dabei wie Steve Harris als Gitarrist, Jonathan Noyce als Bassist und Smiley an den Drums.
Los ging es mit “Feel It” und “Kid Corner” vom neuen Album “Restriction”, von dem insgesamt 9 Titel gespielt wurden – lediglich “Restriction”, “Half Built Houses” (vermutlich weil Maria Q es auf dem Album singt und die Band eher Hollys Stücke ausgewählt hat, wenn sie dabei ist) und “Greater Goodbye” fehlten. Was bei Archive ja immer schön ist: man weiß nicht, welche der älteren Perlen sie in die Setlist aufgenommen haben, da es so viele starke Songs aus der Bandhistorie gibt. Diesmal gab es als meistgefeierte Klassiker das live immer extrem gut wirkende “You Make Me Feel” (bei dem die Stimmung erstmals so richtig zum Sieden kam) vom Album “Take My Head” (2000), das rockige “Bullets” von “Controlling Crowds” (2009), die schöne Ballade “Sleep” von “Noise” (2004) in einer rein akustisch ruhigen Version, das epische Juwel “Lights” vom gleichnamigen 2006-er Werk und im Übergang von “Ladders” noch einen Teil von “Numb” vom tollen “You All Look The Same To Me” (2002). Dazu gab es “Dangervisit” von “Controlling Crowds”, “Blood In Numbers” von “Controlling Crowds Part IV” (2009), “Bridge Scene” vom “Michel Vaillant” Soundtrack (2003) und “Violently” sowie “Conflict” von “With Us Until You’re Dead” (2012). Diesmal also kein “Again”, kein “Fuck U”, kein “System” – aber die könnte man schon beim nächsten Konzert wieder zu hören bekommen.
Die Mischung der ausgewählten Songs war in jedem Fall gut und zog das Publikum in den besonderen Archive-Bann mit all der gebotenen Abwechslung, nicht nur der allesamt starken drei Stimmen. Mal ging es melodisch schön zu, hier sind sicher “Sleep”, “Third Quarter Storm” und “End Of Our Days” (bei dem auf die Beats der CD-Version verzichtet wurde) zu nennen. Mal wurde mächtig abgerockt, wobei Archive es verstehen, auch gerne mal über Minuten Klangwände aus Riffs, Elektrosphären und Drumgewittern zu liefern und hiermit gefangen zu nehmen anstatt zu nerven (“Ladders”, “Dangervisit”). Und mal ging es hypnotisch zu – hier natürlich besonders beim abschließenden, einfach immer wieder großartigen, im Konzert wohl um die 15 Minuten langen “Lights”, bei dem ich auch gerne einfach mal die Augen geschlossen habe, um einfach zu genießen. Unterstützend wirkten während des gesamten Konzerts eine gute, bestens passende Lightshow und diverse Projektionen auf drei nebeneinander hängende Leinwände, mal von Videos, mal von den Vokalisten beim Singen. Nach 40 Minuten Film und zwei Stunden Konzert ging hier jeder voll zufrieden nach Hause. Wer Archive auch nur annähernd mag und die Chance hat, sie live zu sehen, sollte sich dies nicht entgehen lassen.
Die komplette Setlist:
Feel It
Kid Corner
You Make Me Feel
Dangervisit
Black and Blue
Sleep
Blood in Numbers
Bullets
Ruination
Crushed
Conflict
Violently
End Of Our Days
Third Quarter Storm
Ride in Squares
Bridge Scene
Ladders
Numb
———–
Lights
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Links:
Website von Archive
Homepage des E-Werk Köln