Bad Religion gehören seit ewigen Jahren zu den Bands, die live immer sehr viel Spaß bereiten. Als sie allerdings vor vier Jahren in Berlin gerade mal dürftige 70 Minuten auf’s Parkett legten, war man als Fan ziemlich enttäuscht. Umso schöner war es, zu sehen, dass Bad Religion am Pfingstsonntag 2004 in Essen gute 90 Minuten lang das Haus rockten. Selbiges war mit der Grugahalle dann allerdings doch eine ganze Nummer zu groß ausgefallen. Vielleicht gerade einmal zu einem Sechstel war die Halle besetzt – schade! Gründe? Ist Punkrock unpfingstlich? Gehen die Fans aus der Region lieber zu Rock am Ring und schauen sich die Jungs dort an? Oder sind 27 Euro für ein Ticket vielleicht doch zu viel, wo man früher doch meist nicht mehr als 25 DM für ein Bad Religion Konzert hinblättern musste? Bliebe vielleicht noch die These, dass Konzerte vor Veröffentlichung des neuen Albums eine Reise ins Ungewisse sein könnten – aber nicht hier. Alben von Bad Religion unterscheiden sich stilistisch gewöhnlich so ziemlich gar nicht, und so ist es auch beim neuen Longplayer “The Empire Strikes First”. Die Jungs werden immer flotten Punkrock mit tollen Melodien spielen, und das ist auch gut so.
Nachdem die Vorband Randy aus Schweden in sehr anständiger Manier die Stimmung nach oben geschraubt hatte, betraten Bad Religion die Bühne und legten von der ersten bis zur letzten Minute ein klasse Show hin. Sänger Greg Graffin stand natürlich stets im Mittelpunkt, doch auch Gitarrist Greg Hetson war wie gewohnt mit seinem Herumgehüpfe und -gerenne ein wichtiges Element der Live-Performance. Seitdem Gründungsmitglied Brett Gurewitz als zweiter Gitarrist wieder mit von der Partie ist, wirken Bad Religion wieder einen Tick frischer und ideenreicher, und dies merkt man nicht nur auf Platte, sondern auch live. Die Songs des neuen Albums “The Empire Strikes First” wurden vom Publikum sofort angenommen, kein Wunder, reihten sie sich doch nahtlos ein. Am Pogo-Tanz brauchte man nichts ändern, ob nun ganz alte oder neueste Songs erklangen – vorne in der Mitte ging es im Kessel hitzig, spaßig und immer friedlich zu. Gleich als dritten Song spielten die Kalifornier den Klassiker “No Control”, und es folgten natürlich noch viele weitere, ob “Punk Rock Song”, “Generator”, “Anasthasia” oder “21st Century (Digital Boy)”. Das nervige “Raise Your Voice” ließen sie zum Glück weg, leider aber auch einige All-Time-Favourites wie “The Answer” oder “Stranger Than Fiction”. Nun, eine Band mit so vielen Alben kann halt nicht alles spielen, was die Fans sich wünschen. Zwischen den Stücken gab Greg Graffin ab und an die gewohnten, stets umjubelten, Amerika-kritischen Politik-Statements zum besten. Interessant war seine Erinnerung daran, dass sie einst in Essen ihr erstes Deutschlandkonzert gespielt hätten. Ob allerdings die in Konzertlaune den Fans entgegengebrachte Bekundung, Essen wäre ihre Lieblingsstadt, der Wahrheit entspricht – hmm. In jedem Fall gingen die leider viel zu wenigen Besucher schwer zufrieden nach Hause und hatten ein richtig gutes Bad Religion Konzert gesehen, weit besser als die zu kurzen Gigs vor vier Jahren.