Der 19. November 1999, für Berliner Musikfreaks ein Abend der schweren Entscheidung, stehen doch gleich drei großartige Konzerte an. Im Velodrom bieten Metallica zusammen mit dem Sinfonieorchester Babelsberg ein sicherlich einmaliges, dafür aber auch nicht billiges Erlebnis. Im Columbia Fritz lassen die großartigen Molotov zusammen mit Conrol Machete die Fetzen fliegen, und in der benachbarten Columbiahalle spielen Skunk Anansie auf, supportet von Sevendust. Ich entscheide mich für letztere Option. 21 Uhr, die ausverkaufte Halle ist schon fast voll, Sevendust betreten die Bühne. Die Jungs aus Atlanta eröffnen ihr Kutz-Set mit zwei härteren Tracks, wobei die eine Hälfte der Anwesenden gleich gut mitgeht, die andere Hälfte scheint noch etwas skeptisch bzw. ist eher melodie- als kraftorientiert. Dann aber folgen die melodischeren, nicht mehr brülligen Stücke, schon eher in Skunk Anansies Stilrichtung angesiedelt, wenn auch mit Sicherheit noch etwas progressiver, und man sieht, dass Sevendust mehr und mehr den Saal zum tanzen oder wenigstens Mitwippen bewegen. Der Sound ist klasse und die Band um den rastagelockten Frontmann Lajon bietet eine gute Show, immer in Aktion und auch das Publikum fordernd. Für das abschließende “Licking Cream”, die im Januar erscheinende Single, auf der ja Skunk-Frontfrau Skin am Mikro agiert, betritt selbige als Gast schon einmal vor ihrem Gig die Bühne und liefert zusammen mit Lajon ein umjubeltes Gesangsduett. Alles in allem eine überzeugende Vorstellung von Sevendust, die sicher in den 40 Minuten ein paar neue Fans gefunden haben dürften.
22.30 Uhr, es ist eng geworden im Saal. Die Lichter gehen aus, Skunk Anansie betreten die Bühne und rocken sofort richtig los. Um das Publikum auf ihre Seite zu bringen, brauchen sie nichts zu tun, dort ist es von der ersten Sekunde an, die Stimmung ist prächtig. Die bandtypische Mischung aus ruhigeren Stellen und energetischen, knalligen Passagen, stets versehen mit tollen Melodien, macht einfach Spaß, live besonders. Dies liegt mit Sicherheit in erster Linie an Sängerin Skin, die als Energiebündel über die Bühne wirbelt und mit ihrer großartigen Stimme brilliert. Man hört die besten Tracks aus den drei bisherigen Album, natürlich werden die Hits mehr gefeiert als die einigen vielleicht unbekannteren Albumtracks, aber die Stimmung flacht nie ab, sie ist durchgehend sehr gut. Berührungsängste zum Publikum hat Skin auch nicht, mischt sie sich einmal doch sogar unter das Volk und taucht am Hallenrand zwischen den dort auf Sitztreppen stehenden und mitgehenden Fans auf, um den Song inmitten der Leute zu zelebrieren und sich danach auf Händen über die dichte Menschenmasse zur Bühne zurück transportieren zu lassen. Die Band scheint ihren Spaß zu haben, keine Wunder bei dieser Begeisterung im Saal. Man bedankt sich noch einmal bei “the incredible Sevendust”, deren letzter von einigen Abenden als Skunk Anansies Vorband dies war, spielt ein paar Stücke als Zugabe und verlässt dann die Bühne, nach vielleicht 80 Minuten, da hätte man ruhig noch zwei Songs mehr spielen können, aber wer will schon meckern – ein absolut gelungener Konzertabend mit den überzeugenden Sevendust und den großartigen Skunk Anansie.