So ist das, wenn man zwei Hits landet. Ich erinnere mich, daß die Jungs der Bloodhound Gang vor nicht allzu langer Zeit zusammen mit noch ein paar weiteren guten Bands nicht mal das kleine SO36 in Kreuzberg annähernd füllen konnten – dann kamen “Along Comes Mary” und “The Bad Touch”, und heute ist die ja nicht unbedingt unfette Columbiahalle bereits seit Wochen ausverkauft, davor suchen einige Fans noch nach Karten.
Als ich die Halle betrete, spielen Think About Mutation alias ((tam)) bereits, na sowas, haben die doch glatt zu früh angefangen. Ich höre noch drei Lieder, die mir immerhin reichen, um zu erkennen, daß die Jungs sich auch live verbessert haben in klanglicher Hinsicht, sie kommen viel fetter im Sound daher als früher.
Nach einer Umbaupause kommen “A”, die bodenständigen Punkrock auf’s Parkett legen, irgendwo zwischen The Presidents Of The USA und The Offspring angesiedelt, nicht übel. Der Sänger hat leider nicht die passendste Stimme, die quäkt vielleicht etwas zu viel, außerdem kommt er doch stellenweise in den Sprechphasen zwischen den Tracks ein wenig zu selbstüberzeugt und gewollt obercool rüber, aber was soll’s, die Musik ist anständig.
Nach einem weiteren Päuschen (das Wort sieht aber auch immer doof aus!) kommt dann schließlich die Band, auf die alle warten, die Bloodhound Gang. DJ und Zweitsänger DJ-Q-Ball betritt die Bühne nackt, um sich dann aber gleich anzukleiden, sehr anständig! Von der ersten Sekunde an legen die Jungs um Sänger Jimmy Pop energetisch los und haben das Publikum fest in der Hand. Hinten wird mitgewippt, vorne Pogo getanzt, wobei man aufpassen muß, daß man niemanden übersieht, sind doch reichlich Kiddies im Saal. Einige Songs liegen eher im HipHop, die meisten aber sind Gitarren-Smasher. Zwischendurch gibt es sogar ein paar deutsche Worte der Jungs, na wenn das nichts ist. Kurz nach Beginn des Gigs werden 200 DM für denjenigen ausgeschrieben, der während des Auftritts eine Palette warme Pepsi komplett in seinen Hals fließen läßt, und eine junger Mann erhält den Zuschlag, sich hieran versuchen zu dürfen, nun die ganze Zeit hinten auf der Bühne sitzend, na da macht das Konzert doch bestimmt ganz viel Laune … so’n geldgieriger Doofkopp. Bei “Along Comes Mary” erreicht die Stimmung den ersten Siedepunkt. Jimmy Pop Ali und sein Basser Evil Jared verbringen nicht wenig Zeit damit, sich gegenseitig anzuspucken, na wenn’s Spaß macht!?!
Bei “Vagina” bitten die Jungs einige Mädels zu sich auf die Bühne, um sie nach dem Song freundlich fragend zum Möpse-Zeigen zu bewegen, was aber nicht klappt, wohl auch besser so, einige von ihnen haben sicher noch nicht mal ein Schamhaar. Also spielen sie weiter ihre stimmungsvollen Punkrock- oder Raprock-Nummern, auch gerne mal versetzt mit Zeilen von Titeln anderer Künstler, ob nun von Eminem, Busty Rhymes oder den Vengaboys. Irgendwann wird es allerdings mehr als ekelhaft, als sich Jimmy Pop das Mikro und Evil Jared den Finger so lange in den Hals stecken, bis sie mehrfach kotzen müssen, auf die Bühne oder auf den Bandkollegen. Freundlich wirft Jimmy dann noch einen vollgereiherten Lappen ins Publikum. Bei South Park würde richtig gesagt werden: “Voll krank, Alter!”. Ein paar weitere Songs folgen, Jimmy Pop jongliert noch etwas mit Äpfeln und seinem Turnschuh (kann er), dann gehen die Jungs von der Bühne.
Als Zugabe zelebrieren sie mit einigen auf die Bühne geholten Fans und allen im Saal “Fire Water Burn”, die Stimmung ist- sowieso prächtig – nun natürlich noch prächtiger. Den Abschluß bildet, nachdem die Auserwählten wieder von der Bühne sind, der aktuelle Hit “The Bad Touch”, in eriner langen Version, bei der sich die Jungs etwa fünf Minuten lang zu stupiden Beats in Einheitsschale werfen, um dann boygroupmäßig zwanzig Sekunden synchron zu tanzen, bevor die Klamotten wieder abgestreift und noch die letzten Takte gesungen werden. Der marathon-colatrinkende Kerl ist übrigens plötzlich verschwunden, vielleicht im Krankenhaus, vielleicht 200 DM reicher, das weiß keiner so genau. Insgesamt ein klasse Konzert der Bloodhound Gang, die es supergut versteht, Stimmung zu machen, was aber auch ohne die kranke Kotzerei gelungen wäre.