Max Raabe
Der perfekte Moment … wird heut verpennt
(CD, We Love Music, 2017)
Max Raabe kennt man seit 1986 für seine Songs im Stil der 20er- und 30er-Jahre, mit seiner Bariton-Stimme und seinem Palast Orchester in schickem Zwirn stilecht vorgetragen – mal Interpretationen von Klassikern, in der letzten Dekade aber auch bereichert durch eigene Stücke. Max Rabbe war aber auch immer mal als Solokünstler unterwegs, hierbei zumeist vom Pianisten Christoph Israel begleitet und vorrangig mit eigenen Kompositionen im Repertoire.
“Der perfekte Moment … wird heut verpennt” heißt sein neues Soloalbum, und auf den 37 Minuten findet man zwölf sehr unterhaltsame Lieder. Für diese hat sich Max Raabe, der im Dezember 55 Jahre alt wird, wieder mal mit Annette Humpe (Ideal, Ich + Ich) zusammen getan, mit der er ja bereits die Alben “Küssen kann man nicht alleine” und “Für Frauen ist das kein Problem” erarbeitete – hier nun schrieb sie bei drei Liedern mit. Doch nicht nur Damenbegleitung war gefragt, Raabe arbeite für das Album auch mit Peter Plate (Rosenstolz), Ulf Leo Sommer und Daniel Faust (beide Komponisten und Produzenten von Rosenstolz), Komponist und Pianist Achim Hagemann und auch wieder Christoph Israel zusammen.
Das Ergebnis klingt wieder voll nach Raabe, allerdings in der modernen Auslegung, mit feinen, voll Witz und Ironie steckenden Pop-Songs, die dank Raabes Stimme und Aura und eine guten Prise Swing natürlich wieder mit dem Charme alter Zeiten gewürzt sind. Der Opener “Guten Tag, liebes Glück” legt direkt die Basis für ein gutgelauntes, in der Grundstimmung sehr positives Album – ein auch textlich geschickter Song, wie so viele von Raabe. Der Titelsong “Der perfekte Moment … wird heut verpennt” ist eine gute Faulenzer-Hymne, das flottere “Fahrrad fahr’n” fröhnt hingegen der Bewegung, “Ich geh durch den Park an einem Donnerstag” ist eine gemütliche Bummel-Nummer, und “Du bist viel zu schön für einen Mann allein” kommt verführerisch mit seicht jazzigem Latino-Flair daher.
Das Palast Orchester bekommt auch wieder seine Einsätze, bringt klassische Klänge in Stücke wie das Liebeslied “Ich bin dein Mann”, die Hochzeits-Hymne “Willst du bei mir bleiben”, das dem Gefühl der Leere Ausdruck verleihende “Hohl” oder das Nacht-huldigende, opulente “Ich sing am liebsten, wenn der Mond scheint”. Und wenn Raabe “Heut bring ich mich um” singt, dann gesellen sich groovige Momente zur mit Ironie und Selbstmitleid gebotenen Melancholie – und am Ende macht Raabe ja auch klar: “Ich bring mich nicht um, nur um zu seh’n, wie bei dir Tränen geh’n. Das wär wirklich zu viel, nein, es ist nur ein Gedankenspiel.” Da kommt die gute Laune der “Côte d’Azur” doch gerade richtig, und abschließend regiert nochmal die Liebe in “Liebling”. Ein gutes Album von Max Raabe, musikalisch wie textlich interessant und kurzweilig.
www.palast-orchester.de
facebook.com/maxraabepalastorchester
Bewertung: 8 von 10 Punkten