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Evanescence kommen in orchestralem Gewand daher

Autor: Tobi

Evanescence "Synthesis"

Evanescence

Synthesis

(CD, Sony Music, 2017)

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Wir schreiben 2017, und Evanescence feiern 10-jähriges Jubiläum. Hä? Richtig, die Band gibt es bereits seit 1995 und sie hatte 2003 ihre größten Erfolge mit den Hits “Bring Me To Life” und “My Immortal”, aber für den großen Durchbruch war neben der wundervollen Stimme von Frontfrau Amy Lee vor allem auch der mit Amy als Songschreiber agierende Gitarrist Ben Moody verantwortlich. Dieser allerdings verließ die Band Ende 2003. 2006 erschien mit “The Open Door” zwar noch ein sich recht gut verkaufender Nachfolger zum Debüt “Fallen” aus 2003, aber im Vorfeld fiel Moody-Nachfolger Terry Balsamo krankheitsbedingt lange aus, und Bassist Will Boyd stieg aus. 2007 dann wurde verkündet, dass schließlich auch Gitarrist John LeCompt und Schlagzeuger Rocky Gray nicht mehr bei Evanescence spielen würden. Daher sind es nun also zehn Jahre für Evanescence in einer neben Amy völlig neuen Besetzung.

In dieser, mit Amy Lee als Sängerin, Troy McLawhorn und Terry Balsamo an der Gitarre, Tim McCord am Bass und Will Hunt am Schlagzeug, veröffentlichten sie 2011 das dritte Album “Evanescence”. Obwohl dieses durchaus viel Beachtung fand und sich sehr anständig verkaufte, verkündete Amy Lee nach der anschließenden Tour eine erneute Schaffenspause. Aus dieser sind sie nun zurück, inzwischen mit der Gitarristin Jen Majura an Stelle von Terry Balsamo. Auf den 63 Minuten von “Synthesis” erleben wir Evanescence in orchestralem Gewand, aber bereichtert durch elektronische Klänge und hier und dort getriggerte Programming-Effekte, die dann wie Drums und manchmal sogar Gitarrenriffs klingen – hier konnte sich also die gesamte Band einbringen. Das sorgt für sehr schöne und interessante Stücke, die mit einigem Bombast daher kommen. Da “Bring Me To Life” bereits im August voran geschickt wurde, war schon mal klar, dass man hier nicht komplett neue Songs hören würde.

Die Klasse von “Bring Me To Life” ist unbestritten und das Stück ist nach wie vor ein unglaublicher Ohrwurm mit seiner großartigen Melodie und Amy Lees herausragendem Gesang – auf den Rap-Teil wurde hier verzichtet, das hätte auch nicht gepasst. Unter den 16 Tracks, wenn man die kürzeren Instrumentalstücke “Overture”, “Unraveling (Interlude)” und “The In-Between (Piano Solo)” mitrechnet, findet man lediglich zwei neue Songs, ansonsten also Neuarrangements von Stücken aus den drei bisherigen Alben. Natürlich also fehlt “My Immortal” genauso wenig wie einige der späteren damaligen Singles mit “Lithium” aus 2006, “My Heart Is Broken” aus 2011 und “Lost In Paradise” aus 2012. “Lacrymosa” vom Album “The Open Door” wird natürlich auch nicht ausgelassen, basiert das Stück doch auf Mozarts “Requiem”, was hier bestens passt.

Eines der neuen Stücke auf der CD ist die im September ebenfalls voraus geschickte Single “Imperfection”, eine sehr moderne, im Klang mächtige Nummer, die zu gefallen weiß mit einigem an Groove in der Strophe und kraftvollem Refrain. Das zweite neue Stück “Hi-Lo” ist eine schöne Ballade, und ruhige Stücke sind bei Amys Stimme ja auch stets ein Genuss – wenn die Melodie passt, und das ist durchaus der Fall, vor allem gewinnt die Nummer auch noch an Intensität und Kraft.

“Ich träume immer in sehr großen Dimensionen”, sagt Amy Lee über das Projekt. “Die ganze Idee entstammt dem Gedanken, wie cool es wäre, neue Versionen bestehender Songs mit Streichern und Programming zu machen, und diese dann weiter zu entwickeln. Durch die Skills und Erfahrungen, die wir in den vergangenen Jahren gemacht haben und die großartigen kreativen Köpfe, die nach und nach zu dem Projekt dazu stießen, wurde die Sache, ähnlich wie ein Schneeball, der zu Tal rollt, sehr schnell immer größer.” Das Ganze ist gut gelungen, auch dank der starken Arrangements von David Campbell, einem langjährigen musikalischen Partner der Band. Auch die elektronischen Klangprogrammierung von Engineer und Co-Produzent Will Hunt (nicht zu verwechseln mit dem Evanescence-Drummer gleichen Namens) und die Abmischung von Damian Taylor (Björk, The Killers, Arcade Fire) sind heraus zu heben. Lässt sich prima anhören, diese Scheibe.

Im März werden Evanescence die neuen Stücke – und sicher auch Klassiker – mit Orchester auf deutsche Bühnen bringen:

22.03. Stuttgart, Porsche Arena
23.03. Leipzig, Arena
26.03. Düsseldorf, Mitshubishi Elektric Halle

www.evanescence.com
facebook.com/Evanescence

 

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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