Die Verlegerin
Darsteller: Meryl Streep, Tom Hanks, Bruce Greenwood, Matthew Rhys, Alison Brie
Regie: Steven Spielberg
Dauer: 117 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: upig.de/micro/die-verlegerin
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Die amerikanische Tageszeitung “Washington Post” bringt man ja hauptsächlich mit ihrer Berichterstattung zur “Watergate-Affäre” 1972 in Verbindung, die in der Folge zum Rücktritt Präsident Nixons führte und auch mit diversen Werken ihren Eingang ins Kino gefunden hat. Hier aber widmet sich Regie-Großmeister Steven Spielberg den Geschehnissen ein Jahr zuvor, die man nicht unbedingt gleich parat hat, aber die für die Pressefreiheit in den USA ungleich bahnbrechender waren.
Es geht um die Veröffentlichung der “Pentagon-Papers”, einer von der US-Regierung in Auftrag gegebenen Studie zu den Bedingungen des Vietnamkriegs, die damals die Fehlinformation der Bevölkerung schonungslos aufdeckte. Spielberg nähert sich dem Thema durch die Empörung des mit der Studie betrauten Regierungsmitarbeiters Daniel Ellsberg (Matthew Rhys), der für sich den Entschluss fasst, die Öffentlichkeit als Whistleblower über die skandalösen Zustände informieren zu müssen. Damit bildet Spielberg zunächst geschickt das gleichsam emotionale wie informative Grundgerüst des Films, dessen Spannungsbogen er allerdings erst nach Zuspielung des brisanten Materials an die “Post” richtig entwickelt.
Das ist zum großen Teil seiner wieder einmal großartig aufspielenden Hauptdarstellerin Meryl Streep geschuldet, die die charismatische Verlegerin Katherine Graham überaus einfühlsam verkörpert und deren ganzes Dilemma zwischen öffentlichem journalistischem Auftrag und wirtschaftlicher Verantwortung für die Zeitung offenbart. Deren Fortbestehen ist in der Situation, wie sich schon bald zeigt, nicht nur durch die juristische Verfolgung durch die Regierung bedroht, sondern fast noch mehr durch die Konkurrenzsituation auf dem hart umkämpften amerikanischen Markt. Informant Ellsberg nämlich hat zuvor auch der “New York Times” die Studie zukommen lassen, die mit der Veröffentlichung weitaus offensiver umgeht und sich so zwar umso mehr der Konfrontation mit der Regierung ausgesetzt sieht, damit aber gleichzeitig massiv Marktanteile gewinnen kann.
Es entwickelt sich schnell ein spannendes Drama um persönliche Verwicklungen und versuchter Einflussnahme verschiedener Stellen auf die Berichterstattung, denn nicht nur pflegt Graham eine freundschaftliche Beziehung zum Ex-Verteidigungsminister McNamara (Bruce Greenwood) sondern sie spürt auch merklichen Gegenwind innerhalb des eigenen Unternehmens, das sie ja als Erbin ihres verstorbenen Mannes führt. Die Einblicke in die journalistische Arbeit gewährt dabei der kongeniale Tom Hanks, der seinen Chefredakteur Ben Bradlee in den idealistischen Kampf um die Pressefreiheit schickt, bei dem der designierte Rivale “Times” mehr und mehr zum Mitstreiter wird.
Äußerst kurzweilig inszeniert Spielberg somit wieder einmal einen Stoff der jüngeren Geschichte, den er gekonnt mit individuellen Schicksalen verknüpft. Unterstützt von seinem wunderbaren Schauspielerensemble lässt er so die Aufbruchstimmung der damaligen Anti-Vietnam-Bewegung aufleben und lässt einen fasziniert die Kulmination im geschichtsträchtigen Grundsatzurteil zur Pressefreiheit miterleben.