IAMX
“Alive In New Light”
(CD, Caroline, 2018)
Nachdem es für Fans wenig verständlich war, dass Chris Corner sein letztes Album “Unfall” mit monotonem, düsterem, fast rein instrumentalem Techno als IAMX veröffentlichte und nicht unter seinem Remixer-Alias Unfall, legt er mit “Alive In New Light” nun zum Glück wieder ein Album mit richtigen Songs vor.
Als die frühere Stimme der Elektropop-Band Sneaker Pimps nach Ende dieser Formation 2004 sein Projekt IAMX ins Leben rief, wurde seinen Songs und Alben in der Elektro-Independent-Szene einige Beachtung geschenkt, große Erfolge blieben aber aus. Trotzdem legte der Brite interessante Alben vor und konnte seine Fans und auch die Kritiker vor allem mit dem Album “Volatile Times” aus dem Jahr 2011 überzeugen. Zudem entwickelte er IAMX auch immer mehr von einem Ein-Mann-Studioprojekt zu einer angesehenen Live-Band weiter, deren Shows neben guter Musik und einer starken Stimme von Chris auch mit Videoelementen und interessanten Outfits gefiel.
Nachdem “The Unified Field” aus 2013 das erste schwache Album von IAMX darstellte, ging es 2015 mit “Metanoia” wieder stark bergauf, zurück zur alten Stärke. Corner zeigte sich wieder weniger experimentell als zuvor und legte eine sehr anständige Mischung aus Elektro-Pop, Düsternheit a la Gothic und progressiven Elementen vor, wobei es wie immer oft melancholisch und auch textlich nicht gerade fröhlich zuging.
Die 41 Minuten des neuen Albums “Alive In New Light” knüpfen an “Metanoia” an und wissen gut zu gefallen. Auch wenn es im Info zur Scheibe heißt, sie sei ein Neubeginn und Chris wäre die Dämonen los geworden, die ihn als Person und Künstler lange Zeit heimgesucht haben, sprudelt nicht zwingend fröhliches Tralala aus den Boxen.
Die neun Songs kommen etwas weniger progressiv daher, liegen noch etwas klarer im Elektro-Pop, bieten auch einige eingängige Melodien auf. Textlich aber sprühen nicht alle Songs so viel von Aufbruch und Optimismus aus wie der sphärisch gehaltene Titelsong. Im guten, sich zu Tanzbarkeit steigernden Opener “Stardust” heißt es “I’ve got this funny feeling that I just can’t shake, the devil in the wires, the data eating up my brain. There’s a flood that’s coming up to my bed, chaos wins and I can’t get over it.” Im ansprechenden “Break The Chains” singt Chris: “Baby I feel like I’m alone again, and I’m fading. I know that this is how it ends. Can you help me?” Und im abschließenden, ruhigen “The Power And The Glory” geht es auch nicht zwingend fröhlich zu: “My legs are numb, I just can’t get up. Will you stay through the theatre of my self-pity, my lechery?”
Zwar klanglich düster, aber weit positiver kommt “Mile Deep Hollow” daher, das bereits in der TV-Serie “How To Get Away With Murder” zu hören war: “So thank you, you need to know that you dragged me out of a mile deep hollow.” Und was gibt es Schöneres als Sex? Im treibenden “Body Politics” geht es genau darum: “I love you in this light, your head’s in the sand and you’re crying inside tonight. You have to let it go, there’s nothing in the world that will stop me from taking you whole. Your body is the answer, your mind is in chains, your body is the answer.”
Dies ist übrigens nur eines von vier Stücken, die Chris mit der Tattoo-/Make-up-Künstlerin Kat Von D. aufgenommen hat. “Wir könnten Kleiderschränke und Make-up tauschen – niemand würde einen Unterschied erkennen”, analysiert Chris die Seelenverwandtschaft der beiden. Kein Wunder, dass die Veröffentlichung von “Alive In New Light” von einer Serie erotischer Merchandise-Artikel begleitet wird. Alles in allem ein gutes Album von IAMX.
Hier ist IAMX live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
13.03.2018 Stuttgart, Universum
15.03.2018 München, Strom
19.03.2018 Dresden, Beatpol
20.03.2018 Hamburg, Mojo
21.03.2018 Berlin, Kesselhaus
www.iamxmusic.com
facebook.com/IAMXOFFICIAL
Bewertung: 7 von 10 Punkten
