Home MusikKonzertberichte Sunrise Avenue & Tim Kamrad – Kritik des Konzerts in Köln am 19. März 2018

Sunrise Avenue & Tim Kamrad – Kritik des Konzerts in Köln am 19. März 2018

Autor: Tobi

Sunrise Avenue Tour 2018 (© Contra Promotion)

Wenn die finnischen Rocker von Sunrise Avenue sich zu Konzerten ansagen, dann wird es voll, selbst in den größten Hallen der Republik. Dies liegt zum einen natürlich an der Musik der Band, die in mehr als 15 Jahren auf ihren bislang fünf Alben viele gute Songs veröffentlichte. Die größten Hits hiervon waren “Fairytale Gone Bad” (2006) und “Hollywood Hills” (2011), und mit dem aktuellen Album “Heartbreak Century” aus dem letzten Jahr erreichten sie erstmals sogar Platz 1 der deutschen Album-Charts. Zum anderen liegt es auch an der Präsenz des Frontmanns und charmanten, gutaussehenden Frauenschwarms Samu Haber im deutschen Fernsehen, vor allem als Juror in bereits vier Staffeln der beliebten Castingshow “The Voice Of Germany”. So war es kein Wunder, dass auch bittere Kälte die Fans nicht davon abhielt, die Kölner Lanxess Arena am Abend des 19. März 2018 sehr gut zu füllen – und das, obwohl diesmal auch der Oberrang besetzt wurde, was bei Konzerten nicht immer der Fall ist. Es dürften also vmtl. an die 15.000 Fans gekommen sein.

Eröffnet wurde der Abend von Tim Kamrad. Kurz nach der Veröffentlichung seines Debütalbums “Down & Up” (lies unsere Rezension hier) mit Sunrise Avenue auf Tour zu gehen und vor so vielen Menschen zu spielen, dürfte zu den Highlights im musikalischen Leben des 20-jährigen gehören. Als Tim um kurz vor 20 Uhr mit seinen drei Mit-Musikern auf die Bühne kam, wirkte er trotzdem nicht sonderlich nervös, sondern lieferte sein 30 Minuten langes Set gut ab, bei dem es bestens gelang, den Sound der CD live zu adaptieren. “Ich freue mich riesig auf die Tour und auf die Erfahrungen, die ich dort sammeln kann. Das alles ist ein Traum, der in Erfüllung geht, und so richtig realisiert habe ich es noch gar nicht.”, sagte Tim in unserem Interview zum Album (lies das ganze Interview, im Zuge dessen wir auch noch drei CDs verlosen).

Mit “Holdin’ On” legte Kamrad los, spielte dann insgesamt acht Titel wie “Ruin Me”, “Fight” oder “Down & Up”. Mit seinem groovigen, an den großen Ed Sheeran erinnernden Singer/Songwriter-Pop kam er gut an und das Publikum machte auch anständig mit, wenn Tim und seine Jungs es zum Mitklatschen aufforderten. Dies geschah durchaus noch etwas zu oft, aber irgendwie konnte man auch verstehen, dass der geborene Wuppertaler sozusagen “zu Hause” vor so vielen Besuchern die Chance nicht verstreichen lassen wollte, jede Stimmung mitzunehmen. Die Menge der Animation kann also augenzwinkernd noch als Jugendsünde abgehakt werden, bei gestandenen Künstlern wäre man hiervon durchaus genervt gewesen – schließlich wurde bei “Take My Time” dann auch noch die Armschwing-Impression mit nach Hause genommen. Bei “Find”, welches nur er mit Akustikgitarre spielte, erbat Tim ein Lichtermeer, und dieses sah in der großen Halle natürlich entsprechend toll aus. Abschließend sang er, und hier legte er erstmals die Gitarre ab und agierte nur am Mikrofon, noch seine Single “Words 4 U”, bedankte sich artig und schoss noch ein Bild mit der Masse für seine Facebook-Seite. Die Chance, sich und seine Musik großem Publikum vorzustellen, nutzte Tim an diesem Abend gut – man darf gespannt sein, was die nächsten Jahre für ihn bereit halten.

Sunrise Avenue (© Universal Music Group)

Sunrise Avenue (© Universal Music Group)

Um 21 Uhr dann kamen Sunrise Avenue auf die Bühne und wurden vom ersten Moment an von ihren Fans gefeiert. Mit “Prisoner In Paradise” von der Ten Years Edition ihres Best-Of-Albums “Fairytales – Best of 2006-2014” legten die Finnen schwungvoll los, gefolgt von “Beautiful” aus dem aktuellen Longplayer “Heartbreak Century” und “Unholy Ground” als Titelsong des 2013er-Albums. Die erwartete bunte Mischung wurde also geboten, und das war gut so.

Neben dem natürlich im Mittelpunkt stehenden Samu Haber agierten auch Gitarrist Riku Rajamaa, Bassist Raul Ruutu, Keyboarder Osmo Ikonen und Drummer Sami Osala nicht unauffällig, zeigten Präsenz und auch, dass sie gute Musiker sind. Es war schön, zu sehen, dass Samu hier auch die Band in den Vordergrund stellte und nicht sich, indem er nur ganz selten den “Laufsteg” ins Publikum nutzte und in seinen sympathischen Ansprachen, die es vor manchen Titeln gab, fast ausschließlich Englisch sprach und nicht sein gebrochenes Deutsch aus dem Fernsehen.

Die Show der Finnen wurde von einer anständigen Lightshow und von bewegten Bildern auf fünf Hochkant-LED-Wänden unterstützt, die oben hinter ihnen hingen. Hierauf wurden mal die Livebilder der Musiker einbeglendet, was man schon mit weniger Verzögerung gesehen hat, oft aber auch zu den Songs passende Videosequenzen. Hier wurde dann, z.B. bei “Little Bit Love”, auch gerne eine mächtige Kitsch-Breitseite verabreicht, aber die Liebe steht in den Songs der Band halt auch oft im Mittelpunkt und vor allem die vielen Damen im Saal sahen nicht so aus, als wären sie den Bildern abgeneigt.

Die Stimmung in der Arena war sehr gut, die Rock-Musik der Jungs verbreitete aber auch viel gute Laune, mit eingängigen Refrains und hymnischen Mitsing-Passagen geschickt auf Mainstream gebürstet, ohne aber knackige Elemente wie mitreißende Riffs und Beats vermissen zu lassen. Das machen die Fünf schon echt gut, und hier mussten sie auch nicht erst zum Mitklatschen animieren, hier wurde automatisch mitgegangen. Ein Highlight inmitten der an Massentauglichkeit ausgerichteten Songs stellte das erfrischend düstere “Forever Yours” dar, und anschließend spielte Osmo Ikonen dann auch noch ein schönes Piano Solo.

Gegen Ende des 110-minütigen Gigs wurden dann natürlich die ganz großen Hits aufgefahren und entsprechend gefeiert, ob das mit ruhigem Beginn stark arrangierte “Fairytale Gone Bad” als letztes Stücke vor der Zugabe oder “Hollywood Hills” als finaler Song. Mit dem ruhigen, viel Atmosphäre verbreitenden “Home” gab es dazwischen aber auch noch eine emotionalere Nummer zu genießen. Samu versäumte es nicht, darauf hinzuweisen, dass 2006 eben in Köln ihre Karriere außerhalb Finnlands gestartet wurde und dass die Lanxess Arena die größte ist, in der sie bislang spielen würden – und das nicht zum ersten Mal. Hierfür drückte er, und das nahm man ihm voll ab, seinen großen Dank aus, denn sie seien doch nur “fünf Idioten aus Finnland”. Ein gelungener Abend!

Die gesamte Setlist von Sunrise Avenue:

Prisoner In Paradise
Beautiful
Unholy Ground
Little Bit Love
I Help You Hate Me
Hurtsville
Heartbreak Century
Never Let Go
Room
Lifesaver
Question Marks
Flag
I Don’t Dance
Afterglow
Forever Yours
(Piano Solo)
Let Me Go
Point Of No Return
Fairytale Gone Bad
———-
Home
Hollywood Hills

_____________________
Links:
Website von Sunrise Avenue
Website von Tim Kamrad
Website der Lanxess Arena Köln

Related Articles