Home Film “Roman J. Israel, Esq.” – eine hervorragend gespielte Charakterstudie

“Roman J. Israel, Esq.” – eine hervorragend gespielte Charakterstudie

Autor: Tobi

Roman J. Israel, Esq. - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Roman J. Israel, Esq. –
Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Darsteller: Denzel Washington, Colin Farrell, Carmen Ejogo, Amari Cheatom
Regie: Dan Gilroy
Dauer: 123 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Facebook: facebook.com/SonyPicturesGermany


Mit “Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit” beschert uns Dan Gilroy, der nach vielen verfassten Drehbüchern 2014 mit “Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis” ein beeindruckendes Regiedebüt vorlegte, den zweiten Streifen, bei dem er nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch Regie führte.

Hierbei konzentriert sich fast alles auf Hauptdarsteller Denzel Washington in der Rolle des Strafverteidigers Roman J. Israel. Im Gegensatz zu vielen seiner glattgebügelten Kollegen stehen bei diesem nicht die äußere Ausstrahlung oder der schnöde Mammon im Fokus, sondern die Sache, für die er eintritt – das Recht. So kommt er etwas verschroben daher, denn der eher unmoderne Anzug sitzt nicht immer optimal, die Frisur flüstert einem Motown-Klänge ins Ohr, und sein Verhalten ist mit kleinen, ungewollten Marotten gespickt.

Eines aber ist unstrittig – Roman ist ein Guter. Dass er auch fachlich weit mehr drauf hat als man ihm auf den ersten Blick zumuten würde, zeigt er erst, als sein Mentor Professor William Jackson ins Koma fällt und ihr Zwei-Mann-Rechtsbüro vor dem Aus steht. Jackson war es schließlich, der stets das Gesicht der Kanzlei war, während Roman ihm zuarbeitete und hinter den Kulissen alles akkurat vorbereitete. Was soll Roman nun machen? Auch wenn er sich zunächst sträubt, im Unternehmen des ehemaligen Jackson-Studenten George Pierce (Colin Farrell), der mit der Abwicklung des Büros beauftragt wurde, findet Roman einen neuen Job.

Hierbei hält er sich nicht ganz an die Vorgaben und beginnt, hinter Pierces Rücken einen Deal für einen des Mordes Angeklagten zu verhandeln, was ihn auch in den Besitz von geheimen Informationen über den Aufenthaltsort eines Gesuchten bringt – womit er sogar eine Belohnung von 100.000 Dollar einstreichen könnte. Roman beginnt, an sich und seinen Werten zu zweifeln, und gleichzeitig versucht er, die für Gleichberechtigung kämpfende Maya (Carmen Ejogo) irgendwie zu beeindrucken.

Dan Gilroys zweite Regiearbeit kann nicht ganz an die Klasse von “Nightcrawler” anknüpfen, ist aber durchaus auch gelungen und sehenswert. Denzel Washington war nicht umsonst für die Oscar®- und Golden Globes®-Trophäen als “Bester Hauptdarsteller” nominiert, denn auch wenn er sie nicht mit nach Hause nehmen konnte, spielt er hervorragend.

Im Zuge einer durchaus interessanten Handlung mit spannenden Momenten ist das Ganze eine hervorragende Charakterstudie, die zeigt, wie selbst ein zu 100% dem Recht verschriebener Jurist inmitten des völlig überlasteten und hierdurch frustrierenden Strafgerichtssystems von Los Angeles und inmitten der Welt der gestriegelten Geldmacher-Kanzleien ins Zweifeln kommen kann, ob Werte es im wahrsten Sinne des Wortes denn wert sind, immer der Gerechtigskeits-Nerd zu bleiben, über den man schmunzelt statt ihn erst zu nehmen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

Related Articles