Home Film “Am Strand” – Liebe als Missverständnis, anstrengend aufbereitet

“Am Strand” – Liebe als Missverständnis, anstrengend aufbereitet

Autor: Tobi

"Am Strand" Filmplakat

Am Strand

Darsteller: Saoirse Ronan, Billy Howle, Emily Watson, Simon West
Regie: Dominik Cooke
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.amstrand-derfilm.de
Facebook: facebook.com/Prokino


Mit “Am Strand”, der Verfilmung des 2007 erschienenen, gleichnamigen Romans von Bestseller-Autor Ian McEwan (“Der Zementgarten”, “Abbitte”), legt der renommierte britische Theaterregisseur Dominic Cooke sein Kino-Debüt vor. McEwan, der am Tag des deutschen Kinostarts seinen 70. Geburtstag feiert, lieferte auch das Drehbuch zum Film. In einer der beiden Hauptrollen sehen wir Saoirse Ronan, die letztes Jahr für ihre Darstellung in “Lady Bird” (lies unsere Filmkritik hier) nicht nur hoch gelobt wurde, sondern auch ihre dritte Oscar®-Nominierung erhielt und mit dem Golden Globe® ausgezeichnet wurde. Und wir erinnern uns – ihre erste Oscar®-Nominierung erhielt die irisch-amerikanische Schauspielerin 2008 für ihre Rolle der jungen Briony in Joe Wrights Verfilmung von McEwans “Abbitte”. An die Klasse dieses Films kommt “Am Strand” allerdings nicht annähernd heran.

Wir befinden uns im England des Jahres 1962, welches von der Offenheit der wilden 60er meilenweit entfernt ist. Gesittet geht es zu, wenn nicht sogar verklemmt, zumindest in gehobeneren Kreisen. Kein Wunder, dass sich das frischvermählte Ehepaar Florence Ponting (Saoirse Ronan) und Edward Mayhew (Billy Howle) für die Hochzeitsnacht und die kommenden Tage etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen. Am Strand von Chesil Beach im englischen Dorset wollen sie ihre Flitterwochen verbringen und haben sich in ein schickes, abgelegenes Hotel eingemietet.

Da sind sie nun und wissen nicht so recht, wie sie ihre große geistige Liebe denn nun eigentlich nach der Heirat in eine auch körperliche überführen sollen – denn wie sich schnell heraus stellt, hatten die beiden noch keinen Sex miteinander. Nervös und schwerfällig robben sie sich aneinander heran, und da ist das auf’s Zimmer bestellte Essen vielleicht doch weniger die zuerst gefühlte Störung als willkommener Aufschub. Und doch hilft es nicht und statt Kribbeln im Bauch kommen unerwartete Spannungen auf, die das junge Glück in eine ernste Krise stürzen.

"Am Strand" - Frühlingsgefühle im Park: Florence (Saoirse Ronan) und Edward (Billy Howle) sind frisch verliebt (© 2018 PROKINO Filmverleih GmbH)

Frühlingsgefühle im Park: Florence (Saoirse Ronan) und Edward (Billy Howle) sind frisch verliebt (© 2018 PROKINO Filmverleih GmbH)

Das klingt nach Problemen, und diese stehen in “Am Strand” dann auch im Mittelpunkt. In Rückblicken erfährt der Zuschauer mehr über die sehr unterschiedlichen Charaktere der beiden Protagonisten, und wie sie sich trafen und verliebten. Aber passt der einst forschere und nun zur Verklemmtheit konvertierte Junge aus der Arbeiterklasse überhaupt zum lebensfrohen Mädel aus besseren Kreisen, das sich nichts sehnlicher wünscht als eine Karriere als Violinistin mit ihrem Streicherquartett?

Saoirse Ronan und Billy Howle (“Dunkirk”) können noch so gut spielen, der Film reißt einen mit ins Trübsal, das aber nicht emotional fesselnd, sondern zäh und langatmig. Da erfreut man sich zwischendurch an einigen schönen Landschaftsszenen, während man sich fragt, warum man nun eigentlich Zeuge dieses offensichtlichen Missverständnisses sein muss. Einzig die Fragen, ob die beiden am Ende doch noch ihr Glück finden und warum eigentlich alles so kompliziert sein muss, halten den Film zusammen mit der schauspielerischen Leistung von Ronan und Howle am Leben, ansonsten schleppt er sich aber doch äußerst mühsam voran.

Trailer:

Bewertung: 4 von 10 Punkten

 

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