Home Film “Ein Dorf zieht blank” – die französische Komödie will einfach zu viel

“Ein Dorf zieht blank” – die französische Komödie will einfach zu viel

Autor: Mick

"Ein Dorf zieht blank"

Ein Dorf zieht blank

Darsteller: François Cluzet, François-Xavier Demaison, Julie-Anne Roth, Toby Jones
Regie: Philippe Le Guay
Dauer: 110 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.eindorfziehtblank-film.de
Facebook: facebook.com/concordefilmverleih


Da macht man sich auf aus der großen Stadt, weil man sich so sehr nach der Ruhe des Landlebens sehnt, und dann steht man erstmal im Stau. Stressabbau sieht sicher anders aus. Dass aber die Bauern der Gegend die Landstraße dichtgemacht haben, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, gibt dem Ganzen im Gegensatz zur Pariser Rush Hour zumindest einen gewissen Sinn. So jedenfalls wird Familie Levasseur in Phlippe Le Guays “Ein Dorf zieht blank” gleich mal standesgemäß von der Dorfgemeinschaft willkommen geheißen und für die Sorgen und Nöte sensibilisiert, die sich doch geringfügig von denen der Großstädter unterscheiden. Regisseur Le Guay (“Nur für Personal!”, “Molière auf dem Fahrrad”), für seine feinen Beobachtungen der Gesellschaft bekannt, versucht auch hier wieder, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und seine Botschaft in eine unterhaltsame Komödie zu verpacken. Nur gerät die fast von der ersten Einstellung an viel zu politisch um wirklich witzig zu sein, und ein wenig zu leicht um die ernste politische Thematik angemessen zu transportieren.

Alles dreht sich um ein Foto, das der findige Bürgermeister Balbuzard (François Cluzet) instrumentalisieren will, um in der schnellebigen Medienwelt Aufmerksamkeit auf die bedrohten Existenzen der Landwirte seiner Gemeinde zu lenken. Auf die Idee bringt ihn ein amerikanischer Fotokünstler (Toby Jones), dessen Bilder nackter versammelter Menschen vor diversen Kulissen längst Weltruhm erlangt haben, und der sich auf der Durchreise zufällig in die phänomenalen Lichtverhältnisse der normannischen Felder verguckt. Schnell ist in der unzufriedenen Dorfgemeinschaft das Projekt angeschoben, sie alle nackt als Symbol ihrer Mittellosigkeit auf einem bestimmten Feld ablichten zu lassen und als Hilfeschrei in die Welt zu schicken. Was aber folgt, ist das Auftauchen mannigfaltiger Widerstände von alten Animositäten bis zu unüberwindbaren Schamgefühlen.

Ganz hervorragend funktioniert dabei Le Guays Charakterisierung der französischen Landbevölkerung, die uns unmittelbar teilhaben lässt an ihrer von Jahrhunderte alter Tradition geprägten Denkweise. Das ist umso erstaunlicher, da er sich dabei zum großen Teil auf Laiendarsteller verlässt, die das Befinden im Dorf wirklich wunderbar transportieren. Das allein eigentlich hätte für einen stimmungsvollen Film locker ausgereicht. So aber kreisen die vielen Handlungsstränge, von der gestressten, aus Paris flüchtenden Familie über Besitzstreitigkeiten bis zur unausweichlichen Liebesgeschichte, immer um das über allem schwebende Fotoprojekt, das wie ein Fremdkörper wirkt, und finden nie richtig zusammen. Dass der Bürgermeister beim verabredeten Fototermin dann fast allein dasteht, ist für uns genauso unverständlich wie für ihn, und macht die Handlung nicht unbedingt stimmiger.

Le Guays Anliegen, eine gewaltige Zahl politischer Missstände aufzuzeigen und diese in seiner bäuerlichen Gesellschaftsstudie zu präsentieren, ist deutlich zu erkennen und aller Ehren wert. Letztendlich aber ist er zu sehr auf den Symbolcharakter des zentralen Fotos fixiert, als dass er trotz netter einzelner Episoden eine wirklich glaubwürdige Geschichte erzählen kann. So will der Film einfach zu viel, als er zu leisten im Stande ist.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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