Home Film “Grüner wird’s nicht…” – das sympathische Roadmovie lässt Generationen fliegen

“Grüner wird’s nicht…” – das sympathische Roadmovie lässt Generationen fliegen

Autor: Tobi

"Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon" Filmplakat

Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon

Darsteller: Elmar Wepper, Emma Bading, Monika Baumgartner, Dagmar Manzel
Regie: Florian Gallenberger
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.gruenerwirdsnicht-film.de
Facebook: facebook.com/gruenerwirdsnicht.film


Als der Münchener Florian Gallenberger 2001 mit seinem Studiums-Abschlussfilm “Quiero ser” einen Oscar® in der Kategorie “Bester Kurzfilm” gewinnen konnte, da war bereits zu hoffen, dass hier ein weiterer herausstechender, deutscher Regisseur heran reift. Diese Hoffnung bestätigte er zwar mit seinem in Indien spielenden, ersten langen Spielfilm “Schatten der Zeit” 2004 ebenso wie mit dem China-Drama “John Rabe” (2009) und dem in Chile spielenden Thriller “Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück” (2015) – einen wirklichen Erfolg an der Kinokasse konnte er allerdings mit keinem der Filme erzielen.

Vielleicht bringt ihm dieser ja sein erster im heimischen Deutschland angesiedelter Film “Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon”, basierend auf dem von Gernot Gricksch als Drehbuch adaptierten, gleichnamigen Roman von Jockel Tschiersch. Dieser hat zwar keine internationale Besetzung wie zuletzt zu bieten, fährt mit dem stets charismatischen Elmar Wepper und dem jungen Shooting-Star Emma Bading in den Hauptrollen allerdings ein reizvolles Duo für zwei völlig unterschiedliche Generationen von Kinopublikum auf – und für alle, die dazwischen liegen.

Im Mittelpunkt einer sehr ansprechenden Handlung steht der stimmungstechnisch verknöcherte Gärtner Schorsch, der sich frustriert von miesen Jobs, finanzieller Notlage und privaten Reibereien mit Frau Monika (Monika Baumgartner) und Tochter Miriam (Karolina Horster) in sein klappriges, rotes Propeller-Flugzeug Kiebitz setzt und einfach abhaut aus der bayerischen Provinz. Im Piper J-3 Doppeldecker, der gerade gepfändet werden sollte, fliegt er ohne ein wirkliches Ziel, bis ihm der Treibstoff ausgeht und er – nicht weniger ländlich – auf einer Wiese landet.

"Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog davon" (© Mathias Bothor/Majestic)

Philomena (Emma Bading) und Schorsch Kempter (Elmar Wepper) vor Schorschs Kiebitz (© Mathias Bothor/Majestic)

Als Schorsch die flippige, junge Philomena (Emma Bading) trifft, ahnt er noch nicht, dass das Schicksal und ihre Hartnäckigkeit die beiden für eine Weile zusammen schweißen soll. Auf der Flucht vor Langeweile im wohlsituierten Haus der Eltern (Sunnyi Melles und Ulrich Tukur) findet Philomena Gefallen am offensichtlich aktuell nach Freiheit strebenden, alten Grantler und fliegt – anfangs als blinder Passagier, dann geduldet – mit Schorsch gen Norden, denn als Ziel ist inzwischen definiert, die Nordlichter zu sehen.

Warum die Route vom Rheinland über Brandenburg führt, wird nicht ganz klar, dort aber treffen die beiden bei einer weiteren Landung die herzenswarme Schnodderschnauze Hannah (Dagmar Manzel), die im eigentlich stillgelegten Flughafen ein kaum besuchtes Cafe betreibt und Schorsch vor Augen führt, wie lebhaft man auch mit fortgeschrittenen Jahren noch sein kann, selbst wenn nicht alles rund läuft. Passenderweise lebt Hannah nicht alleine, sondern mit ihrem Sohn, der das Interesse von Philomena weckt.

“Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon” ist ein bezauberndes Roadmovie, das von einer stimmigen, mit viel Ruhe erzählten Handlung lebt, vor allem aber vom starken Schauspiel des so unterschiedlichen und doch so wunderbar harmonierenden Duos Wepper und Bading, und von tollen Luftaufnahmen, die einem mal wieder Deutschlands Schönheit vor Augen führen.

Die Besetzung der weiteren Rollen muss ebenfalls als sehr gelungen bezeichnet werden, nicht nur Dagmar Manzel spielt hier stark, auch Monika Baumgartner, Sunnyi Melles und Ulrich Tukur wissen zu überzeugen, wie auch alle anderen. Nicht zu vergessen sei die rote Propeller-Maschine, mit der hier so charmant gereist wird und die den Zuschauer mitnimmt von einem interessanten Charakter zum nächsten.

Auch wenn hier und dort vielleicht etwas zu plakative Lebensweisheiten eingestreut werden, weiß der herzenswarme Film stets zu gefallen, auch weil die flippige Philomena dem grantigen Gärtner nach und nach so herrlich den Stachel des Frusts zieht, später dann noch fachkräftig unterstützt von Hannah. Ein weiterer, starker Film von Florian Gallenberger, der hoffentlich entsprechend auch vom Kinopublikum angenommen wird.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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