Home Film “Die Unglaublichen 2” – eine wunderbar witzige Fortsetzung

“Die Unglaublichen 2” – eine wunderbar witzige Fortsetzung

Autor: Tobi

"Die Unglaublichen 2" Filmplakat (© 2018 Disney•Pixar. All Rights Reserved.)

Die Unglaublichen 2

Animation
Regie: Brad Bird
Dauer: 118 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: disney.de/filme/die-unglaublichen-2
Facebook: facebook.com/DisneyPixarDeutschland


Na sowas. Normalerweise lassen sich die Verantwortlichen im Hause Disney•Pixar ja nicht ewig viel Zeit, einem erfolgreichen Film einen zweiten Teil zu widmen, in diesem Fall aber hat es unglaubliche 14 Jahre gedauert. Gut, wir sind ja auch bei “Die Unglaublichen”, die damals satte 633 Millionen US Dollar eingespielt haben. Nun gibt es also doch noch “Die Unglaublichen 2” – und das ist gut so, ist der Film doch ganz hervorragend geworden. Wie damals zeichnet Brad Bird für Regie und Drehbuch verantwortlich und John Walker produzierte auch wieder, diesmal zusammen mit Nicole Grindle.

Familie Parr ist also wieder da und auch direkt in Action, taucht doch der aus Teil 1 bereits bekannte Tunnelgräber auf und raubt mit einem Erdbohrer-Mobil die Metroville Bank aus. Mit Hilfe von Lucius Best alias Frozone gelingt es Mr. Incredible Bob Parr, seiner Frau Helen alias Elastigirl und den Kindern zumindest, in einer rasanten Verfolgungsjagd die Zerstörung des Rathauses zu verhindern. Trotzdem ist natürlich viel zu Bruch gegangen, und so wird den Parrs und allen weiteren Superhelden das Schutzprogramm samt jeglicher Förderungsgelder gestrichen, was das Ende der Einsätze bedeutet.

Nicht nur dies stürzt die Familie in eine satte Lebenskrise, wohnen sie doch plötzlich auch noch im Motel, nachdem ihr Haus zerstört wurde. Außerdem hat ihr Agent Rick Dicker das Gedächtnis von Tochter Violettas Schwarm Tony gelöscht, nachdem dieser während des Einsatzes von ihre Identität als Superheldin erfuhr, was so nicht sein darf – und schon weiß Tony nicht mal mehr, wer Violetta ist.

Es herrscht also Tristesse, bis die Parrs von Winston Deavor und seiner Schwester Evelyn ein lukratives Angebot erhalten. Die schwerreichen Eigentümer des Telekommunikationsunternehmen DevTech halten Superhelden für unabdinglich und möchten sich für die Legalisierung selbiger einsetzen, finanzieren hierzu eine breit angelegte Kampagne. Als Gesicht für diese haben sie sich Elastigirl ausgesucht, die mit einigen weniger zerstörerischen Heldentaten das Image wieder aufpolieren soll – und hierfür spendieren sie den Parrs erst einmal ein luxuriöses Haus als neue Bleibe.

Hiermit ist zwar Helens Krise erst einmal beendet, Bob aber ist umso frustrierter, dass er zum einen nicht ausgewählt wurde, sich zum anderen nun alleine während Helens Einsätzen um die Kinder kümmern muss. Violetta ist immer noch stinkig, dass ihr Dad den Agenten über Tony informiert hatte, Flash stellt den Vater mit Mathe-Aufgaben vor Rätsel, und Baby Jack-Jack entdeckt gerade zur Überraschung aller seine Superkräfte, wobei er mal Blitze ausstößt, sich hin und wieder aber auch zwischen Orten hin und her beamt.

Bob findet sich somit im Chaos wieder und bringt Jack-Jack zu Edna Mode, um seinen Kräften mit einem passenden Anzug Herr zu werden. Das hilft wenigstens etwas, ansonsten aber sehen wir den ehemaligen Helden als völlig überforderten Vater in der Midlife-Crisis. Währenddessen bekommt es Elastigirl nach einigen kleineren Einsätzen mit einem neuen, mysteriösen Schurken zu tun. Der Screenslaver bringt seine Opfer mittels hypnotischer Fernsehbilder in seine mentale Gewalt und kann sie nun als Komplizen steuern. Elastigirl stößt an ihre Grenzen und benötigt die Hilfe ihrer Familie und Frozones, um gegen den Bösewicht anzukommen.

"Die Unglaublichen 2" Szenenbild (© 2018 Disney•Pixar. All Rights Reserved.)

(© 2018 Disney•Pixar. All Rights Reserved.)

Brad Bird, der mit Realfilmen wie “Mission: Impossible – Phantom Protokoll” unter Beweis stellte, dass er sich nicht nur auf das Animationsfach versteht, knüpft mit “Die Unglaublichen 2” unglaublich gut an den ersten Teil an und lässt die lange Pause umgehend in Vergessenheit geraten.

Die Geschichte des Films weiß zu überzeugen, kommt rasant und sehr witzig daher, natürlich erneut gewürzt mit tollem 60er-Jahre-Charme, der einfach nur wunderbar anzusehen ist. Das Einbringen von Teenager-Stress bei Violetta funktioniert ebenso gut wie die Darstellung Bobs als Alltags-Anti-Helden, kämpft er sich doch hier übermüdet und mit Drei-Tage-Bart durch Erziehungsprobleme, die natürlich verstärkt werden, wenn das Baby voller Freude seine besonderen Fähigkeiten entdeckt. Was für ein Spaß, ein Highlight des Streifens!

Bei der Ausgestaltung des Schurken hingegen hat man sich nicht zwingend übertroffen, kommt der Screenslaver mit seiner Gedankenkontrolle doch nur limitiert originell daher. Das ist aber auch das einzige kleine Manko eines ansonsten ganz hervorragenden Animationsfilms, der zudem noch mit einer grandiosen, musikalischen Untermalung von Michael Giacchino aufwartet. Daumen nach oben für die Parrs – mal sehen, wie lange es bis zu Teil 3 dauert.

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 


Bao:

Zusätzlich zum starken “Die Unglaublichen 2” bekommt man vorher noch den gut gelungenen Pixar-Kurzfilm “Bao” zu sehen. Der achtminütige Stummfilm, in dem man lediglich Musik und ein paar Baby-Laute hört, kommt mit einer Mischung aus Niedlichkeit und Melancholie daher.

Wir befinden uns in Asien, wo eine der beliebten und ja auch köstlichen Dim Sum Teigtaschen (Baozi genannt) plötzlich auf dem Teller lebendig wird. Anstatt sie zu essen, zieht die sich einsam fühlende Chinesin den Happen wie ein Kind auf. Rasant wächst die Teigtasche heran und durchläuft erst eine sehr niedliche Phase, später aber nabelt sie sich immer mehr von der fürsorglichen Ziehmutter ab, stößt sie damit auch vor den Kopf.

Die chinesisch-kanadische Domee Shi, erste weibliche Regisseurin eines Pixar-Kurzfilms, widmet sich dem Empty-Nest-Syndrom, bei dem Eltern von Gefühlen der Einsamkeit und Trauer geplagt werden, sobald ihre Kinder aus dem Haus sind. Mittels der Teigtasche wird die Protagonistin revitalisiert und durchlebt dann aber eben auch die trübsinnigen Momente des Eltern-Seins noch einmal, und das im Eiltempo. Natürlich gibt es noch ein nicht völlig unerwartetes Ende, das einen nicht mit Tränen in den Augen in den Hauptfilm entlässt.

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