Home Film “Dogman” – ein moderner Western über die Grenzen von Naivität und Anstand

“Dogman” – ein moderner Western über die Grenzen von Naivität und Anstand

Autor: Tobi

"Dogman" Filmplakat

Dogman

Darsteller: Marcello Fonte, Edoardo Pesce, Nunzia Schiano, Adamo Dionisi
Regie: Matteo Garrone
Dauer: 102 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.dogman-film.de
Facebook: facebook.com/dogmanfilm


Mit “Dogman” kommt der neue Film von Regisseur Matteo Garrone in unsere Kinos, der mit Werken wie “Gomorrha” und “Reality” bereits viel Aufsehen erregte und mehrfach ausgezeichnet wurde. Sein neuer Streifen, bei dem er auch das Drehbuch mit geschrieben und mit produziert hat, war bei den Filmfestspielen von Cannes nicht nur mit im Rennen um die Goldene Palme, Marcello Fonte wurde für seine Leistung als bester Darsteller ausgezeichnet, und Italien wählte “Dogman” als Kandidaten für den “Besten fremdsprachigen Film” beim Oscar® 2019.

In einer kleinen süditalienischen Küstenstadt, die aber auch gar nichts von der Schönheit und dem Charme besitzt, die man sich hier erhoffen würde, ist Marcello (Marcello Fonte) als der “Dogman” bekannt. So heißt auch sein kleiner Salon, in dem er Hunde frisiert und massiert – weil er damit Geld verdient, vor allem aber, weil er Hunde liebt und sich mit Passion um sie kümmert. Wenn seine Zuneigung nicht gerade den Vierbeinern gilt, dann seiner kleinen Tochter Alida, die er – in Trennung von seiner Frau lebend – über alles liebt und mit der er so gerne Zeit verbringt, ob nun auf Hundeausstellungen, bei Tauchausflügen oder beim gemeinsamen Sinnieren über Traumziele, die sie zusammen mal bereisen wollen.

Um sich den bescheidenen Lebensunterhalt etwas aufzubessern, verkauft Marcello ab und an Drogen, und hierdurch kommt er auch immer wieder mit dem gewalttätigen, sich überhaupt nicht im Griff habenden Ex-Boxer Simoncino (Edoardo Pesce) in Kontakt, der seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis die herunter gekommene Kleinstadt tyrannisiert und bei dem der Freundeskreis von Marcello schon diskutiert, wie man ihn aus dem Weg räumen könnte. Marcello hat, eher ungewollt, noch die meisten Berührungspunkte zum prolligen Ganoven, und als dieser ihn zwingt, passiver Komplize einer Straftat zu werden, verändert diese sein Leben – und macht aus dem naiven, netten Kleingeist einen Mann, der sich nicht mehr alles gefallen lässt.

Mit “Dogman” legt Matteo Garrone einen modernen Western ohne Cowboyhüte und Revolver vor. Statt des Saloons treffen sich die desillusionierten Männer in der Spielhalle oder der schäbigen Spelunke, und von einem Sheriff ist weit und breit nichts zu sehen, selbst wenn der Fiesling mit seinem lauten Motorrad in irrem Tempo durch die Stadt jagt und das Koks nicht nur heimlich konsumiert wird.

Marcello Fonte weiß in der Rolle von Marcello zu begeistern, aus dessen Augen Naivität und Liebe zugleich sprechen und der sich vom Ganoven zum einen abgestoßen fühlt, weil er ihn immer wieder erniedrigt, zum anderen mit ihm aber auch abenteuerliche Momente inmitten seines eintönigen Daseins erlebt. Nur so kommt es zur Situation, die sein Leben ändern soll, und die Gefühlszustände werden großartig dargestellt in einer bedrückenden Kulisse. Keine seichte Unterhaltung, sondern die dramatische Geschichte einer verkommenen Gesellschaft, in der Liebe kaum noch einen Platz findet.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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