Home MusikCD-Rezensionen Rockstah meldet sich mit neuem Sound weit erwachsener zurück

Rockstah meldet sich mit neuem Sound weit erwachsener zurück

Autor: Tobi

Rockstah "Cobblepot"

Rockstah

“Cobblepot”

(CD, Department Musik , 2018)

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Eigentlich war Max Nachtsheim raus aus dem Musikbusiness. Unter dem Pseudonym Rockstah hatte er sich zwar bis zum Jahr 2014 immer mehr Gehör in der Rap-Szene verschafft, das damalige Album “Pubertät” landete auch immerhin auf Rang 37 der Charts, die Lust auf mehr Musik aber war abhanden gekommen. Irgendwie schien es auch so, dass man als drogenfreier HipHopper ohne Skandale ein Imageproblem hat, wenn man nicht gerade spaßige Texte für sich ersonnen hat – und für die Lacher in der Familie war nun mal Vater Hendrik als Hälfte des Comedyduos Badesalz bekannt.

Max erklärt: “Fakt ist: Nach ‘Pubertät’ hatte ich definitiv keine Lust mehr jemals wieder eine Gesangskabine zu betreten. Verletzter Stolz, neue Orientierung, Desinteresse, keine Themen, Hass auf alles, aber Liebe für zu wenig… die Gründe waren viele und allesamt unterschiedlich. Man muss nicht immer alles schön reden, manchmal hat man als selbsternannter Künstler einfach keine Muse mehr und dann ist das auch ok.”

So hängt Max das Rockstah-Mikro an den symbolischen Nagel und widmete sich Podcasts. Mit “Radio Nukular” legte er 2014 los, “Rumble Pack” folgte ein Jahr später, 2016 dann “Im Autokino” und auch “Binge Boys”. Die Podcasts waren so erfolgreich, dass er sie sogar auf der Bühne umsetzen konnte. Nebenbei stellte im Format “Greenscreen” Spiele für Xbox Deutschland vor und baute mit “Nerdy Terdy Gang” ein Streetwear-Label auf, was neben Merch diverser Podcasts und Musiker inzwischen auch ganze Modelinien kreiert und vertreibt.

Irgendwie kam die Lust auf Musik dann langsam wieder zurück, und doch gestaltete sich das Ganze nicht ganz so einfach wie 2016 mal angedacht. Max erinnert sich: “Auf der Gamescom kündige ich quasi aus Selbstdruckgründen ein Album mit dem bescheidenen Titel ‘Nerdrevolution II’ an, das bereits ein Jahr später, auf der Gamescom 2017, veröffentlicht werden soll. Natürlich geht der Plan ohne Produzent, Texte und Ideen grandios in die Hose und ein Jahr später bin ich genau so weit wie die 52 Wochen davor auch. Die Suche scheint endlos und das Projekt ‘neues Album’ wird mit jedem Tag, der verstreicht, in meinem Kopf unüberwindbarer. Es ist wie mit der Liebe: Man soll einfach nicht danach suchen.”

Dass nun mit “Cobblepot” Ende 2018 doch noch ein neues Album von Rockstah vorliegt, das ergab sich eher spontan. Das neue Management Vybe Brothers brachte Max mit seinem alten Weggefährten Phil von der Indierockband Heisskalt zusammen, mit ihm entstanden noch am ersten Wochenende drei Instrumentals und in den darauf folgenden Tagen das gesamte Grundgerüst für das Album. “Die Regel beim Machen war relativ simpel: Mach alles, was aktuell in der deutschen Musikszene passiert, bitte nicht”, erklärt Max.

Zehn Tage für Instrumentals, 13 Tage für die Texte, acht Tage für die Aufnahmen. “‘Cobblepot’ entsteht dank Phil, Max Lessmann, Vybe und mir mit so einer unfassbaren Leichtigkeit, dass man sich als Macher die ganze Zeit nur fragt, wo eigentlich der Haken ist oder wer von uns heimlich einen Zettel mit der Aufschrift ‘Meine Seele’ per Flaschenpost in die Hölle hat fallen lassen. Was auch immer da passiert ist: Es macht fast den Anschein, als wollte diese Platte entstehen. Und das ist schön.”

Hier liegt Max völlig richtig. Es ist wirklich schön, ihn wieder zu hören. Dies liegt vor allem daran, dass er seinen Sound verändert hat und nun viel erwachsener daher kommt, mit Tracks, die viel interessanter noch sind als früher. Die “Pubertät” ist deutlich vorbei, und mit seiner Mischung aus Rap, 80er-Jahre-Synthiesounds und sogar einigen guten Gesangspassagen hat es Rockstah tatsächlich geschafft, sich von der Masse abzuheben.

“Alles ist ein bisschen anders als noch vor vier Jahren und die Gefahr, von meinen alten Fans als mein eigener Ryan Johnson wahrgenommen zu werden, ist groß. Aber so ist das halt mit der Kunst. Die macht man halt so, wie man die selber geil findet und haben will. Der Rest ist scheißegal. Und deswegen muss ich die auch nicht erklären, was die Inspiration für unser Soundbild war oder ob jeder Song das ist, was er vorgibt zu sein. Ich muss auch nicht erklären, warum das Album heißt wie es heißt. Was das Album kann, will und sagt, findet ihr schon selber raus. Oder eben auch nicht”, sagt Max selbstbewusst.

Nach dem Intro “2049″ wummert “Der Pinguin”, als erste Single ja bereits bekannt, voran und saugt einen in die Atmosphäre der Scheibe hinein. Die meisten der neuen Songs sind ernster geworden als früher, auch mit mehr Melancholie gespickt. Weil er uns alle gar nicht mag, fliegt Rockstah auf den “Mond”, versteckt sich in “Bergen Aan Zee” oder holt die alten “VHS”-Kassetten aus dem Keller, um der Gegenwart zu entkommen und in Erinnerungen zu schwelgen – denn wenn das Dasein so mit Schwere und Tristesse verbunden ist wie das Bild des Kirmes-Ruinen-Besuchs in “Will Russell”, was soll man dann noch tun?

Ab und an aber gibt es auch mal einen optimistischen Lichtblick wie “Highscore” mit Lilli Fichtner, und auch “Rote Fässer” ist ein amtlicher Partytrack, der druckvoll abgeht. Das ist gut, denn manchmal besteht das Leben eben auch aus “Love, Sex & Videogames”, und das ist gut so.

Hier ist Roackstah live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
07.11.18 Hannover – Bei Chez Heinz
08.11.18 Hamburg – Knust
09.11.18 Bremen – Lila Eule
10.11.18 Berlin – Musik & Frieden
11.11.18 Leipzig – Neumanns
13.11.18 München – Hansa 39
14.11.18 Stuttgart – clubCANN
15.11.18 FFM – Zoom
16.11.18 Köln – Yuca
17.11.18 Köln – Club Volta

www.rockstah.de
facebook.com/RRRockstah

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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