Home Film “Aufbruch zum Mond” – das Porträt des Astronauten Neil Armstrong nimmt einen direkt mit in die Raumkapsel

“Aufbruch zum Mond” – das Porträt des Astronauten Neil Armstrong nimmt einen direkt mit in die Raumkapsel

Autor: Mick

"Aufbruch zum Mond" Filmplakat

Aufbruch zum Mond

Darsteller: Ryan Gosling, Claire Foy, Jason Clarke, Olivia Hamilton
Regie: Damien Chazelle
Dauer: 141 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: upig.de/micro/aufbruch-zum-mond
Facebook: facebook.com/ZumMond.DE


Vor kurzem erst thematisierte Theodore Melfie in seinem “Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen” das Raumfahrtprogramm der NASA während des Kalten Krieges und konzentrierte sich dabei hauptsächlich auf den steigenden Druck in der Entwicklungsarbeit im Wettlauf mit den Sowjets, der auch schon mal zu außergewöhnlichen Maßnahmen zwang. Der Meister der Atmosphäre Damien Chazelle (“Whiplash”, “La La Land”) wählt nun mit “Aufbruch zum Mond” einen etwas anderen Ansatz, indem er den historischen Hintergrund eher als Rahmenhandlung heranzieht, in die er sein intensives Porträt des ersten Menschen auf dem Mond – deswegen auch der treffende Originaltitel “First Man” – Neil Armstrong, einbettet.

Und von der Intensität bekommt man gleich in der ersten Szene eine gewaltige Dosis verabreicht, die einem Chazelle mit einem Testflug Armstrongs (Ryan Gosling) geradezu um die Ohren haut. Da bekommt die Tonspur in Verbindung mit der direkten Kamera eine noch nie dagewesene Präsenz, die einem die Vibrationen und Belastungen im Cockpit nahezu verlustfrei weitergibt. Das ist nicht nur spektakulär, denn so nahe hat man sich einem Astronauten im Kino wohl noch nie gefühlt, sondern dient gleichzeitig als wunderbar funktionierendes Transportmittel für die Gefahr, die bei jedem Einsatz auf die Raumfahrer lauert. Trotzdem aber lassen sich Armstrong und seine Mitstreiter nicht von ihrem Traum abbringen, Teil des Raumfahrtprojekts zu werden, dessen Ziel schon Kennedy damals mit der Landung auf dem Mond ausgegeben hat.

"Aufbruch zum Mond" Szenenbild (© Universal Pictures)

(© Universal Pictures)

Mit der Kehrseite der Medaille, allen Abstrichen, die dabei die Familie des zweifachen Vaters machen muss, inklusive der Ungewissheit, ob sie ihn jeden Abend überhaupt wiedersehen wird, macht einen dagegen bestens Claire Foy vertraut. Die gibt hier überaus glaubwürdig die besorgte Ehefrau Janet, der nach überstandenem, knüppelhartem Auswahlverfahren ihres Mannes und dem folgenden Umzug nach Houston im sauberen Vorstadtidyll nicht nur ein wenig die Decke auf den Kopf fällt, sondern die mit jedem Todesopfer, das die Tests fordern, mehr Verantwortungsbewusstsein von Neil einfordert. Doch damit stößt sie bei ihm auf taube Ohren, an dessen Seelenleben zwischen rücksichtsloser Abenteuerlust und Trauer um seine früh verstorbene erste Tochter uns Ryan Gosling so einfühlsam teilhaben lässt.

Denn auch das kann Chazelle, schafft hier keinesfalls einen Mythos des strahlenden, amerikanischen Volkshelden, sondern lässt in den ruhigen Momenten zwischen den mitreißenden Raumfahrtsequenzen auch mal den grüblerischen, überwiegend mit sich selbst beschäftigten Weltraumpionier Armstrong durchscheinen, dessen familiäre Probleme nur allzu irdisch sind. Die aber blendet der, dem trotz des immer noch schmerzenden Verlusts der Tochter sein Ehrgeiz und der damit verbundene Kampf um die Aufnahme in die jeweils nächste Projektphase wichtiger sind als ein intaktes Familienleben, gekonnt aus. So erleben wir außer dem ungemein detailverliebten, chronologisch nacherzählten Wettlauf zum Mond vor allem ein atmosphärisch dichtes Drama, in dem uns Chazelle und der wundervolle Ryan Gosling einen Blick hinter die Fassade des “kleinen Schritts für einen Menschen und großen Sprungs für die Menschheit” gewähren.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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