Juliet, Naked
Darsteller: Rose Byrne, Ethan Hawke, Chris O’Dowd, Lily Brazier
Regie: Jesse Peretz
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.juliet-naked.de
Facebook: facebook.com/Prokino
Der britische Autor Nick Hornby hat uns schon mit einigen Bestsellern beglückt, die nicht nur beim Lesen Spaß bereiteten, sondern auch im Kino zu gelungenen Verfilmungen führten. Die prominentesten und erfolgreichsten waren hierbei “High Fidelity” (2000) mit John Cusack und “About A Boy” (2002) mit Hugh Grant. Nachdem zuletzt 2014 die Umsetzung von “A Long Way Down” mit Pierce Brosnan ein amtlicher Flop wurde, hat sich Regisseur Jesse Peretz, den man hauptsächlich für seinen letzten Film “Our Idiot Brother” aus dem Jahr 2011 oder Arbeiten für einige TV-Serien kennen könnte, nun des 2009 erschienenen Romans “Juliet, Naked” angenommen.
Wie so oft bei Hornby-Geschichten erleben wir eine Verquickung aus humorvollen und auch persönlich tragischen Momenten mit einer gehörigen Wichtigkeit von Musik. Im Mittelpunkt steht diesmal die Kunsthistorikerin Annie (Rose Byrne). Mit ihrem Freund Duncan (Chris O’Dowd), einem amerikanischen College-Professor, führt diese in einem kleinen englischen Küstenort zwar seit nun schon 15 Jahren eine im Großen und Ganzen harmonische Beziehung, es scheint aber schon so, als wenn der Mittelpunkt von seinem Leben nicht sie ist, sondern der größtenteils unbekannte Musiker Tucker Crowe (Ethan Hawke).
25 lange Jahre ist es her, dass dieser ein in Duncans Augen geniales Album namens “Juliet” veröffentlichte und sich dann nach einem Konzert 1993 plötzlich komplett aus der Öffentlichkeit zurück zog. So werden Legenden geboren – zumindest für Duncan, der sich mit Inbrunst seiner Fansite widmet, auf der er mit anderen “Crowologen” Lobesarien über die alten Songs und Theorien über den Verbleib des Idols austauscht.
Annie hat den Zugang zu Crowes Musik nie gefunden, und doch hört sie Duncan zuliebe immer wieder die alten Songs mit und lässt ihn Fanatiker sein, so sehr das auch eigentlich nervt. Als eines Tages per Post eine CD mit dem Titel “Juliet, Naked” bei den beiden eintrudelt, die bislang unbekannte, akustische Demo-Aufnahmen der melancholischen Stücke von Tuckers Album enthält, ist das für Duncan die Offenbarung – und für Annie ein Grund, endlich mal zu rebellieren. Während Duncan auf seiner Fansite eine Lobeshymne veröffentlicht, schreibt Annie einen Verriss.
Dieser ist der Anfang vom Ende der Beziehung der beiden – und Auslöser einer völlig unerwarteten neuen Bekanntschaft in Annies Leben, denn per E-Mail meldet sich kein Geringerer als Tucker Crowe selbst bei ihr, der ihre abwertende Meinung über seine damaligen Songs voll teilt. Innerhalb kurzer Zeit findet Annie weit mehr über Tuckers Leben, welches alles andere als rosig ist, heraus als ihr Freund in all den Jahren seiner Nachforschungen. Als Tucker dann aus familiären Gründen nach London fliegt, nutzt er die Gelegenheit und schaut bei Annie vorbei. Da diese sich inzwischen von Duncan aus gutem Grund, der noch weit schwerer wiegt als die Passion für Crowe, getrennt hat, bietet sich ihr eine Gelegenheit, Tucker näher kennen zu lernen, und dies nicht nur um Duncan damit zu schockieren, denn dieser ahnt nichts von Annies Kontakt zu seinem Idol.
Jesse Peretz ist es gelungen, den Film mit erzählerischer Ruhe und gutem Gespür für die richtige Portionierung von Humor und ernsteren Momenten zu inszenieren. Wie öfters mal bei Nick Hornby spielt die Musik auch wieder eine wichtige Rolle, hierbei dann aber nicht als bunte Mischung, sondern der Alternative-Folk von Tucker Crowe, an dem sich tatsächlich wunderbar die Geister scheiden können, untermalt und durchsetzt den Streifen.
Die Besetzung der Hauptrollen darf man getrost als optimal bezeichnen. Rose Byrne überzeugt als liebevolle Sympathieträgerin und Identifikationsfigur, die sich nach Geborgenheit und Familienglück durch Kinder sehnt – wobei man ihr nicht ansieht, dass Byrne beim Dreh im sechsten Monat schwanger war, aber vielleicht ließ dies ihre Augen besonders glänzen. Chris O’Dowd nimmt man die Rolle des nicht erwachsen gewordenen Professors gut ab, der gar nicht merkt, wie sehr er seine Mitmenschen mit seiner Hingabe für einen längst vergessenen Musiker nervt, und wie unattraktiv ihn dies im Endeffekt für die lange ertragende Annie macht. Ethan Hawke spielt die Rolle des herunter gekommenen Ex-Musikers sehr gut – hieran hat man aber eigentlich auch nicht zweifeln müssen, in solchen Figuren blüht er förmlich auf. Lily Braziers Rolle als Annies homosexuell liebeshungrige Schwester Ros haben wir hingegen bewusst noch gar nicht erwähnt, denn sie trägt so gut wie nichts zur Handlung bei.
Insgesamt ist “Juliet, Naked” in jedem Fall ein gelungener Streifen, der abseits von Budget verschlingenden Blockbuster-Produktionen eine ansprechende Geschichte erzählt, seine Charaktere hierbei detailliert ausmalt, und gute Unterhaltung bietet.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten