Der jüngeren Generation sagt der Name Johnny Marr wenig, die etwas Älteren unter uns aber kennen ihn seit Anfang der 80er-Jahre nicht nur als legendären Gitarristen und Mit-Songschreiber von The Smiths, sondern auch als Mitglied von The The und aus dem Projekt Electronic, das er mit New-Order-Sänger Bernard Sumner gründete. Kurz vor der Jahrtausendwende wurde Johnny erstmals auch Sänger und Songschreiber eines eigenen Projekts, Johnny Marr’s Healers, bevor er sich lieber wieder anderen Bands anschloss und von 2006 bis 2008 mit Modest Mouse und von 2009 bis 2011 mit den Cribs musizierte.
Seit 2013 veröffentlicht Johnny Marr auch alleine Alben, und da er die oben kurz angerissene Vorgeschichte mitbringt und sein drittes, aktuelles Solo-Studioalbum “Call The Comet” ganz hervorragend ist (lies unsere Rezension hier), war das Gloria Theater in Köln am milden Abend des 3. Dezember 2018 dann mit etwa 950 Besuchern auch ausverkauft, als Johnny Marr aufspielte.
Um Punkt 20 Uhr – das ist selten – legte die britische Indie-Rock-Legende los. Nach “The Tracers” vom aktellen Album ließen der 55-Jährige und seine drei vergleichsweise jungen Mitstreiter die Menge im heißen, rappelvollen Saal nicht lange rätseln, ob denn wohl auch Songs von The Smiths im Programm sein würden. “Bigmouth Strikes Again” wurde gespielt, als eines von insgesamt sechs Stücken der Kultband. Wie schon auf seinen bisherigen Touren und dem Live-Album “Adrenalin Baby” verabreichte Johnny eine bunte Mischung aus eigenen Songs, The Smiths und auch zwei Songs von Electronic.
Deren “Getting Away With It”, hier in einer Live-Aufnahme aus dem Jahr 2014 zu sehen, sorgte dann auch für ausgelassene Stimmung und etwas Bewegung, auch wenn sich das Publikum auf Grund mangelnden Platzes an diesem Abend nicht wirklich ausleben konnte. Auch die eigenen Songs wurden gut angenommen. Nur drei Stücke von “Call The Comet” ließ Johnny aus, die besten wie “Day In Day Out”, “Hey Angel”, “Hi Hello” oder “Spiral Cities” aber natürlich nicht, und mit “Jeopardy” gab er sogar noch eine B-Seite zum Besten.
In passende Lichtermeere gehüllt, bevorzugt zwischen blau und grün liegend, spielten Johnny und seine Jungs so ein 100-minütiges, grundsolides Konzert, in dem die Klasse des Altmeisters an der Gitarre und die seiner Kompositionen im Vordergrund standen. Aber auch am Mikro konnte man nichts bemängeln, Marr ist ein guter Frontmann, der auch die weiteren The-Smiths-Nummern “The Headmaster Ritual”, “Last Night I Dreamt That Somebody Loved Me”, “How Soon Is Now?”, “There Is A Light That Never Goes Out” und “You Just Haven’t Earned It Yet, Baby” überzeugend brachte, dazu zwischendurch hin und wieder sympathische Ansagen parat hatte. Von seinen alten Alben spielte Marr übrigens lediglich “Easy Money” und “Boys Get Straight” von “Playland” (2014). Ein toller Künstler, hier noch in einem 42-minütigen Gig bei Radio KEXP zu sehen, der im September 2018 mitgeschnitten wurde und auch einiges über den Menschen Johnny Marr verrät:
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Links:
Website Johnny Marr
Website des Gloria Köln