Plötzlich Familie
Darsteller: Rose Byrne, Mark Wahlberg, Isabela Moner, Octavia Spencer
Regie: Sean Anders
Dauer: 117 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: paramount.de/ploetzlich-familie
Facebook: facebook.com/Paramount.Pictures.Germany.Kino
Regisseur Sean Anders kennt man für Komödien, die es schaffen, trotz Hang zum gelegentlichen Slapstick auch viele gute Lacher bereit zu halten, und hierbei am Rand auch noch einige Portionen an Warmherzigkeit und Alltagsdrama mit einfließen zu lassen. Zuletzt hat er 2015 und 2017 die beiden “Daddy’s Home”-Filme inszeniert, vorher 2014 “Kill The Boss 2”, und als Drehbuchautor 2013 den unterhaltsamen “Wir sind die Millers” mitgeprägt. Nun legt er “Plötzlich Familie” vor und bleibt sich bzgl. des beschriebenen Genres treu, diesmal inspiriert von seiner eigenen Lebensgeschichte.
Pete (Mark Wahlberg) und Ellie (Rose Byrne) leben nicht nur schon einige Jahre glücklich zusammen, auch beruflich verstehen sie sich prächtig und ihre Firma, die renovierungsbedürftige Häuser kauft, aufpoliert und gewinnbringend wieder an neue Besitzer veräußert, läuft gut. Als sie von Verwandten bei einem Besuch mal wieder damit aufgezogen werden, dass sie lediglich für ein Familienleben wohl nicht gemacht zu sein scheinen, da kommt schon aus Trotz in ihnen der Gedanke auf, dieses Abenteuer vielleicht doch mal anzugehen.
Abends landet Ellie auf der Website einer Adoptionsagentur und ist berührt von den nach Liebe und Geborgenheit suchenden Kinderaugen, die sie dort sieht. Auch wenn Pete sich die Familienplanung anders vorgestellt hatte, wagt er irgendwann heimlich auch den bewusst vermiedenen Blick auf die Seite und lässt sich in Folge darauf ein, mit Ellie die Agentur zu kontaktieren und an einem unverbindlichen Schnupperkurs zum Thema teilzunehmen. Dieser mündet in den Besuch eines Tags der offenen Tür in einer Stätte, in der Kinder leben, bis Pflegeeltern für sie gefunden sind.
Dort scheinen sie nicht fündig zu werden, bis sie auf die 15-jährige Lizzy (Isabela Moner) treffen, die sie mit ihrer resoluten und so gar nicht anbiedernden Art beeindruckt. Diese gibt es aber nur im Paket mit ihren Geschwistern, dem tollpatschigen Juan (Gustavo Quiroz) und der kleinen Kreisch-Marie Lita (Julianna Gamiz). Pete und Ellie sind sich der Herausforderung zwar bewusst, direkt eine größere Familie zu werden, nehmen diese aber an. Über Nacht ist es also vorbei mit der Ruhe und das neue Zusammensein ist natürlich erst einmal nicht von der erhofften Harmonie geprägt, sondern bringt jede Menge an unerwarteten Situationen mit sich, die mal skurril und mal witzig sind, das Paar aber manchmal auch (über)fordernd an seine Grenzen bringt und überlegen lässt, ob es den richtigen Weg eingeschlagen hat.
Regisseur und Drehbuchautor Sean Anders hat mit “Plötzlich Familie” eine Komödie mit einigem Tiefgang erschaffen, die sich dem nach wie vor hinter vorgehaltener Hand beileibe nicht von allen akzeptierten Thema Adoption geschickt annimmt. Der Film profitiert natürlich davon, dass mit Rose Byrne und Mark Wahlberg gestandene und beliebte Schauspieler in den Hauptrollen agieren. Das schauspielerische Highlight setzt hier allerdings Isabela Moner, die 2017 in “Transformers: The Last Knight” erstmals so richtig auffiel und dann in “Sicario 2” schon begeisternd spielte – ihr kann eine ganz große Karriere bevor stehen.
Die Handlung ist absolut nicht kompliziert, aber gut gestrickt und langweilt lediglich in ihren zum Glück nicht zu vielen platthumorigen Szenen im Slapstick, für die vor allem Neu-Sohn Juan verantwortlich ist, der kaum eine Gelegenheit auslässt, sich zu verletzen, während Lita als anstrengendes Schreikind eher für lautstarke Momente sorgt. Lizzy aber konfrontiert Pete und Ellie mit dem schon überraschend selbstbestimmten Wesen einer Pubertierenden und auch mit der schwierigen Thematik, ob Treffen mit den wahren Eltern gut oder schlecht für alle seien – schließlich ist ihre leibliche Mutter aus dem Gefängnis freigekommen.
Neben dem Familiengeschenen, welches ab und an dank der unnötig langen 117 Minuten auch mal etwas vor sich hin plätschert, wird der Film dann immer stark, wenn die Adoptionsagentur mit ihren von Octavia Spencer und Tig Notaro in ihrer Verschiedenheit hervorragend gespielten Betreuerinnen ins Spiel kommt. Vor allem die Sitzungen mit anderen zuerst potentiellen und dann ebenfalls frischen Pflegeeltern sorgen für Lacher, wenn z.B. eine alleinstehende Weiße einen athletischen Schwarzen als Adoptivsohn sucht, der mal Sportstar werden soll, ohne dass sie die ständigen Parallelen zu “The Blind Side” selbst sieht.
Alles in allem ein Film, der insgesamt zu gefallen weiß, da er gut gespielt ist und ein alles andere als leichtes Thema mit viel sympathischer Leichtigkeit, Herzenswärme und Humor aufarbeitet, dem man hierbei dann seine ab und an mal platten Witze und seine überzogene Spielzeit auch leicht verzeihen kann.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten