Home Film “Green Book” – ein wunderbarer Film über die Unsinnigkeit früherer Rassentrennung

“Green Book” – ein wunderbarer Film über die Unsinnigkeit früherer Rassentrennung

Autor: Tobi

"Green Book – Eine besondere Freundschaft" Filmplakat (© 2019 eOne Germany)

Green Book – Eine besondere Freundschaft

Darsteller: Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini
Regie: Peter Farrelly
Dauer: 130 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.entertainmentone.com/home/EN/green-book
Facebook: facebook.com/eOneGermany


Immer wieder gibt es mal Filme, die aufwühlende Themen wie real erlebte Rassendiskriminierung mit einer Leichtigkeit aufarbeiten, die begeistert. “Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen” war 2017 solch ein Film, der die wahre Geschichte von drei schwarzen Mathematikerinnen bei der NASA erzählte, die einiges für Gleichberechtigung erreichten. “Green Book – Eine besondere Freundschaft” erzeugt eine ähnlich wohlige Atmosphäre, denn so skandalös vieles von der wahren Geschichte, die wir hier geboten bekommen, auch war, so unterhaltsam wird sie doch auch serviert, ohne hierbei an Ernsthaftigkeit einzubüßen – und das ist die Kunst.

Nun ist Regisseur und Drehbuchautor Peter Farrelly nicht zwingend derjenige, der uns als Erstes zum Thema Ernsthaftigkeit einfallen würde. Zusammen mit seinem Bruder Bobby kennen wir ihn als Farrelly Brothers vor allem für durchaus gelungene Hit-Komödien wie “Dumm und Dümmer” (1994), “Verrückt nach Mary” (1998), “Ich, beide & sie” (2000), “Schwer verliebt” (2001) oder das Remake “Nach 7 Tagen – Ausgeflittert” (2007). Mit “Green Book” legt Peter nun seinen ersten ohne Bobby entstandenen Kinofilm vor, nachdem er 2013 beim Episodenfilm “Movie 43” bereits einen Teil alleine beisteuerte.

Der deutsche Zusatz “Eine besondere Freundschaft” nimmt ein bisschen vorweg, worauf der Film hinaus läuft. Als der trocken resolute Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen) 1962 seinen Türsteher-Job durch Schließung eines Clubs verliert, wird ihm angeboten, als Chauffeur für den gut situierten Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) zu arbeiten. Auch wenn Tony überrascht ist, dass dieser kein Arzt, sondern Pianist ist und zudem noch schwarz, nimmt er den Job an.

Zusammen machen sie sich auf einen Road Trip der besonderen Art, denn auch wenn Shirley auf Grund seiner Klasse am Piano für die Konzert-Tournee von New York bis in die Südstaaten gut gebucht ist, wird bald klar, dass hiermit noch lange keine adäquate Behandlung einher geht. So soll er zwar für gute Einnahmen der bespielten Etablissements und beste Unterhaltung des weißen Publikums sorgen, speisen aber soll er – als Beispiel – doch bitte woanders, in einem Restaurant für Schwarze. Nicht umsonst wurde Tony also das “Negro Motorist Green Book” in die Hand gedrückt, in welchem die wenigen Hotels und Gaststätten aufgelistet sind, die Afroamerikaner als Gäste akzeptieren.

Tony, der als nicht zu kompliziert denkender Mann aus der Arbeiterklasse früher selbst seine Witze über Schwarze gemacht und diese abwertend behandelt hatte, versteht plötzlich, wie sich Don fühlen muss, der all die Herabwürdigungen dank bester Benimmschule und Stolz auch noch mit Würde über sich ergehen lässt. So allerdings ist Tony nicht gestrickt, und nach und nach beginnt er immer mehr, sich für seinen momentanen Geldgeber einzusetzen.

"Green Book – Eine besondere Freundschaft" Szenenbild (© 2018 eOne Germany)

Don Shirley (Mahershala Ali) und Tony Lip (Viggo Mortensen) begeben sich auf einen Road Trip durch die Südstaaten der USA. (© 2018 eOne Germany)

Peter Farrelly löst sich mit “Green Book” vom Blödel-Genre und liefert einen wundervollen Film ab, der die wahre Geschichte von Dr. Don Shirley und Tony Vallelonga, besser bekannt als Tony Lip, mit genau der richtigen Mischung aus Aufarbeitung der skandalösen Rassendiskriminierung und Wärme einer entstehenden Freundschaft serviert.

Die schrittweise Annäherung der so unterschiedlichen Protagonisten aus verschiedener Klasse wird von den Hauptdarstellern großartig gespielt. Viggo Mortensen (“Captain Fantastic: Einmal Wildnis und zurück, “Herr der Ringe”-Trilogie) weiß als einfacher Mann mit Herz ebenso zu begeistern wie Mahershala Ali (“Moonlight”, “House of Cards”) als in der Musikwelt angesehener und doch abseits der Heimat mies behandelter Pianist, dessen Haltung unbrechbar scheint, auch wenn die Freundlichkeit durch all die Mürbe-Machung schon ab und an zu bröckeln beginnt. In der Rolle von Tonys Ehefrau Dolores weiß zudem Linda Cardellini (“Avengers: Age Of Ultron”) zu überzeugen.

Nicht nur bei seiner Weltpremiere auf dem Toronto International Film Festival wurde “Green Book” ausgezeichnet, der Streifen sammelt fleißig Preise. Die wichtigsten waren bislang die drei gewonnen Golden Globes als “Bester Film – Komödie oder Musical”, für Mahershala Ali als “Bester Nebendarsteller” und für das “Beste Drehbuch”, das Farrelly zusammen mit Brian Currie und Nick Vallelonga schrieb, Tony Lips Sohn.

Ob der Film auch bei der Oscar®-Verleihung ausgezeichnet wird, das wissen wir in zwei Wochen. Fünf Nominierungen aber sind ihm sicher, in den Kategorien “Bester Film”, “Bester Hauptdarsteller” (Viggo Mortensen), “Bester Nebendarsteller” (Mahershala Ali), “Bestes Drehbuch” und “Bester Schnitt” (Patrick J. Don Vito).

Trailer:

Bewertung: 9 von 10 Punkten

 

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