Home Film “Willkommen in Marwen” – die stimmige Mischung aus Realfilm und Animation erzählt die bewegende Geschichte eines Fotokünstlers

“Willkommen in Marwen” – die stimmige Mischung aus Realfilm und Animation erzählt die bewegende Geschichte eines Fotokünstlers

Autor: Mick

Am 1. August 2019 veröffentlicht Universal Pictures Home Entertainment “Willkommen in Marwen” als Blu-ray und DVD.

"Willkommen in Marwen" (© Universal Pictures)

Verleih: Universal Pictures Home Entertainment
Website: uphe.universalpictures.de/m/willkommen_marwen
Facebook: www.facebook.com/Marwen.DE
Filmlänge: 116 Minuten
Sprachen: D, EN, E
Untertitel: D, EN, E, GR, ISL, P, TRK
FSK: freigegeben ab 12 Jahren

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Hintergrund und Handlung:

Es wirkt schon ein wenig sonderbar, was einem Regie-Koryphäe Robert Zemeckis da anbietet. Vom Start weg findet man sich in seinem neuesten Werk “Willkommen in Marwen” in einer Animationssequenz wieder, die man so gar nicht mit dem heutigen Stand der Technik in Verbindung bringen will. Noch dazu scheint die Handlung inklusive hölzerner Dialoge allenfalls einem besseren Weltkriegs-Groschenroman entnommen und sorgt für einiges Stirnrunzeln. Dabei müsste es Zemeckis (“Forest Gump”, “Falsches Spiel mit Roger Rabbit”) eigentlich besser wissen, war er doch immer Vorreiter, wenn es galt, Real- und Trickfilm zu kombinieren. Doch was zunächst wie veritable Stümperei anmutet, erweist sich schon im nächsten Augenblick als ganz hohe Kunst der CGI.

Zemeckis will mit seinen Animationen, die bei erster Betrachtung kaum höheren Ansprüchen genügen, nämlich, wie sich bald herausstellt, keinesfalls bestmöglich die Realität abbilden, sondern viel mehr einen Spiegel der Fantasie seines Protagonisten Mark Hogencamp (Steve Carrell) erzeugen. Der ist New Yorker Künstler und stellt mit Puppen Miniaturszenen aus dem Zweiten Weltkrieg in seinem kleinen, fiktiven belgischen Dorf Marwen (Kombination seines Namens mit dem seiner Angebeteten, Kellnerin Wendy) nach, die er mit seiner Kamera festhält und anschließend zu Fotostorys zusammenstellt. Die sind autobiografisch inspiriert und dürfen dann auch mal ziemlich derb ausfallen, denn sie dienen ihm neben der Selbstverwirklichung auch der wichtigen Verarbeitung eines tiefen Traumas. Somit relativiert sich die anfängliche Verwirrung sehr schnell und macht schon mit den ersten Realfilmszenen Platz für Neugier am auf wahren Fakten basierenden Schicksal des Mark Hogencamp.

Das schildert uns Zemeckis hier einmal mehr in einer interessanten Mischung aus Real- und Trickfilm, indem er in seine Biografie des Künstlers immer wieder animierte Puppen-Sequenzen einfügt und uns damit an den Gedankengängen des emotional schwer gestörten Hogencamp teilhaben lässt. Der wurde vor einiger Zeit Opfer eines homophoben Überfalls, bei dem ihn eine Gruppe junger Neonazis in einer Bar fast totprügelten, nur weil er ihnen gegenüber seine Vorliebe für Frauenschuhe zugab. Dabei erlitt er so starke Kopfverletzungen, dass er über eine Woche lang im Koma lag und anschließend wegen seiner Gehirnbeeinträchtigungen nahezu alles für ein selbstständiges Leben wieder neu erlernen musste. Kein Wunder also, dass seitdem nicht nur sein Gedächtnis inklusive seiner zeichnerischen Fähigkeiten ausgelöscht ist, sondern er obendrein unter einer massiven posttraumatischen Belastungsstörung leidet, die er jetzt außer mit seinen Fotos vor allem mit überdosierten Medikamenten zu bekämpfen versucht.

"Willkommen in Marwen" Szenenbild (© Universal Pictures)

(© Universal Pictures)

Kritik:

Diese bewegende Geschichte bildete die Grundlage für die Dokumentation “Marwencol” (2010) und inspirierte daraufhin auch Zemeckis zu seinem Spielfilm, in dem er sich jetzt dem Gemütszustand des Künstlers durch das Einarbeiten von Animationsszenen nähert. Das funktioniert dann auch erstaunlich gut, berührt die Geschichte von Hogencamp, der bei der zarten Annäherung an seine neue Nachbarin Nicol (Leslie Mann) mühsam seine Menschenscheu überwindet, ungemein, während die Animationen immer wieder Hogencamps tiefe Verunsicherung im Umgang mit Menschen verdeutlichen. Leider stellen die oft einen Bruch in der Handlung dar, weil Zemeckis seiner Fantasie in den bisweilen etwas zu lang geratenen Kriegsgeschichten von Captain Hogie zu sehr freien Lauf lässt und einen damit ein ums andere Mal aus dem so berührenden Plot herausreißt, in dem Hogencamp endlich auf dem besten Weg ist, im Prozess gegen die Schläger seine wichtige Aussage zu machen.

Trotz allen holprigen Handlungsverlaufs jedoch verschaffen uns Zemeckis und vor allem Steve Carrell mit seinem zurückhaltenden Spiel einfühlsam Zugang zur schwierigen Persönlichkeit von Mark Hogencamp und schärfen damit obendrein die Sinne für den Umgang mit Gewaltopfern. Dass es Zemeckis in seinem Drehbuch mit den Fakten nicht ganz so genau nimmt, macht sein innovatives Arrangement der Tricksequenzen dabei allemal wett.

Bonus-Material:

Als Extras findet man unveröffentlichte Szenen sowie die Featurettes “Die Einwohner von Marwen”, “Ein visionärer Regisseur”, “Die Erschaffung von Marwen” und “Lebendige Puppen”.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 


Weitere Spezifikationen:

Verkaufsstart: 1. August 2019
Bildformat: 16:9 (2,39:1)
Ton Blu-ray: Dolby Digital 5.1 (D, E), Dolby TrueHD 5.1 (EN)
Ton DVD: Dolby Digital 5.1

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